Herkunftskennzeichnung: Mehr Transparenz in allen Bereichen

Seit 1. September sind Großküchen zur Herkunftskennzeichnung der Zutaten Fleisch, Milch und Eier verpflichtet.

Mit 2,2 Millionen Mahlzeiten werden fast zwei Drittel der täglich außer Haus verzehrten Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung konsumiert. Die mit 1. September in Kraft getretene Verordnung zur Herkunftskennzeichnung der Zutaten Fleisch, Milch und Eier in Großküchen soll nun für die nötige Transparenz sorgen. Angegeben wird demnach entweder ein Land, ein Bundesland oder eine Region, aus der das jeweilige Produkt stammt. Werden Produkte unterschiedlicher Herkunft eingesetzt, darf die Herkunft auch „EU“ beziehungsweise „Nicht-EU“ lauten. Jedoch haben Vertreter der Gemeinschaftsverpflegung bereits klargestellt, dass sie den Wettbewerbsvorteil heimischer Produkte nutzen werden und diese Kennzeichnung nur in Ausnahmefällen erfolgen wird. 

„Die Gemeinschaftsverpfleger nehmen jetzt eine Vorbildfunktion ein. Wir werden die Möglichkeit nutzen, sehr präzise die Herkunft mit Österreich, dem Bundesland oder der Region auszuloben“, so Manfred Ronge, Geschäftsführer der GV (Gemeinschaftsverpfleger) Austria. 

Die verpflichtende Angabe der Herkunft betrifft alle Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen wie etwa Spitäler, Kantinen, Schulen und Mensen sowie Zustelldienste wie Essen auf Rädern. Ausgenommen davon sind lediglich Restaurants und speisenproduzierende Einrichtungen, die weniger als 50 Personen konstant verpflegen. 

Bewusste Entscheidung

Wichtig ist vor allem, dass die Herkunft der betroffenen Lebensmittel für die Konsumenten deutlich sichtbar und lesbar angeführt wird, beispielsweise über Bildschirme, Aushänge oder über die Speisekarte. „Das schafft mehr Transparenz und macht die Leistungen unserer Bauern sichtbarer“, so Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der sich auch in Zukunft für mehr Transparenz im Gastronomiebereich einsetzen möchte. 

„Wir wollen alle wissen, was wir essen. Seit Jahren wurde deshalb die Herkunftskennzeichnung gefordert. Eine bessere Kennzeichnung ist immer ein Gewinn für Konsumenten. Wir ermöglichen ihnen damit eine bewusste Entscheidung hin zu regional produzierten Lebensmitteln. Viele Kantinen werden ihr Einkaufsverhalten dementsprechend ändern und mehr auf Herkunft und Qualität achten. Ich bin überzeugt, dass wir bei der Gemeinschaftsverpflegung einen wichtigen ersten Schritt gesetzt haben, der eine Dynamik hin zu mehr Transparenz in allen Bereichen erzeugen wird“, ergänzt Gesundheitsminister Johannes Rauch. 

Auch bei Gemeinschaftsverpflegern stößt die Verordnung auf Zustimmung, wie Gourmet-Geschäftsführer Herbert Fuchs betont: „Gourmet setzt bereits seit vielen Jahren auf heimische Lebensmittel. Bereits zwei Drittel aller unserer Zutaten kommen aus Österreich, in manchen Bereichen wie der Kindergarten- und Schulverpflegung ist der Österreichanteil mit 75 Prozent sogar noch höher. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung ermöglicht nun einen transparenten Vergleich, was wir sehr begrüßen.“

Schritte für die Zukunft

Verschärft werden auch die Vorgaben für Gastronomiebetriebe, denn auch bei freiwilligen Angaben der Herkunft muss nun ein verpflichtender Nachweis erfolgen. „Eine Irreführung des Konsumenten ist damit nicht mehr möglich. Wenn auf der Speisekarte ‚Österreich‘ angegeben ist, muss auch durchgehend ‚Österreich‘ enthalten sein. Das schafft Vertrauen und Sicherheit“, betont Bauernbund-Präsident Georg Strasser. 

Auch Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, sieht in der Kennzeichnungspflicht für Großküchen einen Weichensteller für die Gastronomie: „Je öfter die Herkunft angegeben ist, desto öfter wird es den Menschen auffallen, wenn im Gasthaus plötzlich nicht dabeisteht, wo Fisch, Milch und Eier herkommen. Viele werden es schlichtweg nicht mehr akzeptieren, ihr Geld für Essen auszugeben, von dem sie nicht einmal wissen, wo es herkommt und wie es produziert worden ist. Die anonyme Speisekarte ist ein Auslaufmodell.“

Dabei soll die Herkunftskennzeichnung nun als Anreiz dafür gesehen werden, vermehrt auf Lebensmittel aus Österreich zu setzen, appelliert Strasser.  „Das Mehr an Transparenz muss auch ein Mehr an Wertschöpfung auf den Höfen bringen. Wir Bauern können liefern. Geben wir unserer Landwirtschaft den Vorzug.“ 

AusgabeRZ36-2023

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