Grüner Bericht: 2022 bringt Bauern Einkommensplus

Der Produktionswert der österreichischen Land- und Forst­wirtschaft ist auf 13,5 Mrd. Euro gestiegen.

Grundlage für den jährlich herausgegebenen Grünen Bericht sind die Buchführungsdaten von rund 2.000 repräsentativ ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich. Ihre Zahlen ergeben für das Jahr 2022 Einkünfte von genau 45.757 Euro pro Bauernhof. Das sind um 42 Prozent mehr als im Jahr 2021. Zurückzuführen ist dieser Zuwachs auf die enorm volatile Preissituation mit deutlich gestiegenen Erzeugerpreisen aufgrund der im Vorjahr ausklingenden Corona-Pandemie und der Marktverwerfungen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. So wurden beispielsweise Getreide, Milch und Holz signifikant teurer. 

„Inflationsbereinigt sind wir etwa auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren“, ordnet der Leiter der Sektion Landwirtschaft im Bundesministerium, Johannes Fankhauser, die Daten ein. 2022 habe nach Jahren der gedämpften Preissituation für ein kurzfristiges Aufatmen gesorgt. Fankhauser sieht darin aber keinen Grund für Euphorie. So erwirtschafteten Bauern 2022 einen Stundenlohn von 16 Euro brutto im Durchschnitt, unselbstständig Erwerbstätige aber 24 Euro. Interessant ist die große Spreizung von 6 Euro bei den gering Verdienenden und 27 Euro auf sehr effizient geführten Höfen.

Stagnation im Zehnjahres-Vergleich

2022 haben sich für die Bauern Betriebsmittel wie Dünger, Futtermittel oder Energie massiv verteuert, die Aufwendungen dafür auf den Höfen stiegen um 23,2 Prozent. Auch der Klimawandel verbunden mit vermehrtem Unwetter bringen die Land- und Forstwirte zunehmend unter Druck. Für Fankhauser wie auch für den Agrarökonomie-Fachmann Franz Fensl ist aber die durchschnittliche Betrachtung auf das jeweilige Vorjahr bezogen wenig aussagekräftig, was die wirtschaftliche Ertragslage der Betriebe betrifft. Die Einkommensentwicklung sei über mehrere Jahre hinweg zu beurteilen. Fankhauser: „Im Zehnjahres-Vergleich zeigt sich bis zum Vorjahr eine Stagnation.“

Insgesamt betrug der Produktionswert der heimischen Land- und Forstwirtschaft 13,5 Mrd. Euro, wobei 3 Mrd. Euro vom Forst beigetragen wurden. Der Wert der pflanzlichen Produktion erhöhte sich um 26,9 Prozent auf rund 5,1 Mrd. Euro, jener der tierischen Erzeugung um 19,6 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro. Damit trug der primäre Sektor rund 1,5 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes bei. Der Agraraußenhandel zeigte sich ausgeglichen. Die Exporte legten um 16,7 Prozent auf 16,16 Mrd. Euro zu, die Importe erhöhten sich um 16,8 Prozent auf 16,21 Mrd. 

Die Entspannung auf den Märkten setze sich heuer nicht fort, erläutert Fankhauser: „Ein volatiles Krisenjahr führt erfahrungsgemäß zu einem Einkommensrückgang im darauffolgenden Jahr.“ Mahlweizen hat im April 2022 zum Beispiel 390 Euro gekostet und notiert im August 2023 nur mehr bei 220 Euro. Auch in anderen Sektoren zeigt die Entwicklung wieder nach unten. Parallel dazu bleiben die Betriebsmittelkosten aber hoch. 

Hoher Einsatz für Biodiversität

Im Grünen Bericht erfasst sind auch die ökologischen Leistungen der Land- und Forstwirtschaft – für den Erhalt der Biodiversität, für die Erfüllung von Umweltleistungen. Drei von vier Betrieben (73 Prozent) bewirtschaften zwei Drittel der oft schwer zu bewirtschaftenden, oft wenig ertragreichen (dafür aber hoch biodiversitätsrelevanten) Flächen, weiß Thomas Neudorfer, Vize-Abteilungsleiter für Agarumwelt des Ministeriums. Ihr Bewusstsein für die Umwelt beweisen Österreichs Bauern auch mit ihrer weiterhin hohen Teilnahme (über 80 Prozent) am neuen freiwilligen Agrarumweltprogramm ÖPUL – und dem hohen Bio-Anteil von 27,7 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. So werden von den Bauern 2023 rund 210.000 Hektar Biodiversitäts- oder Naturschutzflächen bereitgestellt, fast 10 Prozent aller landwirtschaftlichen Nutzflächen ohne Almen.

Weitere interessante Details aus dem Grünen Bericht: 2022 wurden mehr als 13.000 Hektar seltene Kulturpflanzen angebaut und fast 40.000 gefährdete Nutztiere gehalten. Im Sektor Landwirtschaft wurden von 1990 bis 2021 die Treibhausgasemissionen um 16,2 Prozent reduziert. Und mehr als 90 Prozent aller Investitionen rund um Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügel wurden in deren tierfreundliche Haltung getätigt.

AusgabeRZ39-2023

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