Mit 1. März 2024 kauft Café+Co, Marktführer im Automaten-Catering in Zentral- und Osteuropa, den Bereich „Karl – Automatisch gut verpflegt“ der deutschen Unternehmensgruppe Karl zu. Die Firma Karl zählt derzeit zu den zehn größten deutschen Automatenbetreibern. Durch die Übernahme erhöht sich der Automatenpark von Café+Co Deutschland um rund 1.600 Geräte, was einer Verdoppelung des heutigen Bestandes entspricht. Café+Co setzt mit dieser Akquisition ihre regionale Verdichtungsstrategie in ihren Kernmärkten fort, teilte das Unternehmen, das zur Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs AG (LLI) gehört und damit Teil des Beteiligungsbereiches der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ist, mit.
Thomas Karl, Geschäftsführer der Firmengruppe Karl, sieht in der Übernahme durch Café+Co auch Vorteile für seine Kunden: „Als Teil der Café+Co Deutschland können wir künftig Neu- und Bestandskunden bei all den notwendigen Investitionen begleiten und unser gemeinsames Geschäft deutlich ausbauen.“ Über den Kauf von Café+Co zeigt sich auch der Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Michael Höllerer, erfreut: „Die Akquisition fügt sich nahtlos in die Wachstumsstrategie unserer Industriebeteiligungen ein. Mit diesem Schritt stärkt Café+Co die Präsenz auf dem deutschen Markt und setzt unsere gemeinsame Expansionsrichtung fort.“
„Bei gutem Kaffee wird nicht gespart“
Fritz Kaltenegger, Geschäftsführer Café+Co
Wie kam es zu dem Zukauf in Deutschland?
Fritz Kaltenegger: Für Café+Co bedeutet der Zukauf nicht nur einen Ausbau des
Automatennetzwerkes in Deutschland, sondern auch eine Verbesserung und Effizienzsteigerung unserer Serviceleistungen in der Betriebsverpflegung im deutschen Dreieck Regensburg, Würzburg und Nürnberg. Ich freue mich wirklich sehr, dass die Akquisition gelungen ist.
Aus welchem Grund haben Sie sich für „Karl“ entschieden?
Kaltenegger: Die Unternehmensgruppe Karl ist ein sehr professionelles, mittelständisches Familienunternehmen mit einer langen Tradition im Kaffee- und Vending-Geschäft und der Bereich „Karl – Automatisch gut verpflegt“ passt optimal zu uns. Für einen reibungslosen Übergang wird uns der jetzige Gesellschafter Thomas Karl bei der Zusammenführung und Weiterentwicklung noch strategisch begleiten.
Warum hat man sich bei der Unternehmensgruppe Karl für einen Verkauf entschieden?
Kaltenegger: Im Zuge eines Generationenüberganges wurde das Unternehmen geteilt und entschieden, den Bereich Vending zu verkaufen und den Bereich Haushaltsmaschinen sowie Catering selbst weiterzuführen. Wir hatten bereits vor der Corona-Pandemie das erste Mal Kontakt, als wir begonnen haben, uns in Deutschland nach Zukaufmöglichkeiten umzusehen. Unser Ziel war es, den Marktanteil in Deutschland zu verbessern und das ist mit diesem Zukauf perfekt gelungen.
Wird es die Marke „Karl Vending“ weiterhin geben?
Kaltenegger: Wir werden im nächsten Jahr die beiden Unternehmen noch parallel führen. Die tatsächliche Integration erfolgt 2025. Dann werden wir dies anhand der Markterfordernisse entscheiden, ob die Marke weitergeführt wird.
Warum ist gerade der deutsche Markt für eine Expansion interessant?
Kaltenegger: Wir haben vor Corona eine strategische Analyse des Marktes gemacht. Dabei hat sich gezeigt, dass es in Deutschland zwar einige große Player am Markt gibt, aber die Versorgung der Betriebe eigentlich von Familienunternehmen, also klassischen KMUs, getragen wird, die ähnliche Lösungen anbieten, wie wir das in Österreich machen. Damit war für uns klar, dass ein Zukauf eines KMU in Deutschland zu unserer Wachstumsstrategie gut passt.
Den zweiten strategischen Fokus legen wir derzeit auf die technologische Entwicklung unserer Betriebe. Wir investieren stark in Telemetrie und haben in Serbien nun begonnen, Telemetrie-Module flächendeckend auszurollen. Damit bekommen wir die Umsatzdaten der Maschinen online in Echtzeit und können so unseren Service weiter optimieren und effizienter machen. Ziel ist es, diese Technologie 2025 in all unseren Märkten umgesetzt zu haben.
Welche Investitionen sind geplant?
Kaltenegger: Wir werden bei einem Umsatz von zuletzt 295 Mio. Euro im laufenden Geschäftsjahr 30 Millionen Euro investieren – einerseits in eine laufende Erneuerung des Geräteparks, andererseits eben in neue Technologien wie Telemetrie oder eine digitale Routenplanung. Mit der Digitalisierung haben wir einen enormen Schritt vorwärts gemacht. Für unsere Kunden bringt das den Vorteil, dass wir noch schneller und flexibel reagieren können, und für uns im Betrieb bringt es mehr Kosteneffizienz. Nächster Schritt wird sein, dass wir KI und eine entsprechende Datenanalyse in unsere Systeme integrieren.
Wie hoch lag der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr?
Kaltenegger: Wir haben 295 Mio. Euro umgesetzt, was einem Plus von 10 Prozent entspricht. In Bezug auf die Profitabilität sind wir noch nicht ganz auf dem Niveau von vor Corona, das sollte uns aber heuer gelingen. Im Jahr 2022 lag die Konsumation aufgrund der Corona-Pandemie bei 450 Millionen Portionen. In den Jahren zuvor wurden an den über 60.000 Café+Co Standorten eine halbe Milliarde Portionen im Jahr konsumiert.
Wird die Expansion weiter fortgesetzt?
Kaltenegger: Ja, auf jeden Fall. Wir prüfen derzeit ein Projekt in Ungarn und führen auch in anderen Nachbarländern Gespräche. Wir sehen, dass nach der Corona-Pandemie Bewegung in den Markt gekommen ist, und das wollen wir nutzen, um über Akquisitionen weiterzuwachsen. Wir strecken unsere Fühler aber jedenfalls in den bestehenden Märkten aus, in neue Länder gehen wir nicht. Nur die Schweiz ist noch ein weißer Fleck auf unserer Landkarte, den wir uns immer wieder anschauen.
Wie sehr trifft Café+Co der Trend zu Homeoffice?
Kaltenegger: Wir spüren die wirtschaftliche Entwicklung eigentlich viel mehr. Zum einen merken wir die Rezession in Deutschland und Österreich, vor allem in Industriebetrieben wie Autozulieferern, die ihre Produktion zurückfahren. Wir haben es aber durch entsprechende Akquisitionen geschafft, unseren Umsatz stabil zu halten. Die derzeitige Konjunkturveränderung macht uns jedoch mehr zu schaffen als die Veränderungen in der Arbeitswelt, weil unser Umsatzanteil in der Büroversorgung eher gering ist. 80 Prozent unseres Umsatzes kommt aus Industrie und Gewerbe, der Rest aus der Gastronomie und dem Bürogeschäft. Wir haben allerdings auf diese Entwicklung mit einem Mietmodell von hochwertigen, kleineren Kaffeemaschinen reagiert, das gut angenommen wird. Bei gutem Kaffee im Büro wird nicht gespart.
Wie war die letzte Kaffee-Ernte?
Kaltenegger: Die Ernte war an sich gar nicht so schlecht. Derzeit sehen wir auch eine leichte Entspannung bei Arabicas, deren Preis zuletzt deutlich gestiegen ist. Die volatilen Preise sind für uns insofern kein großes Thema, als wir mit all unseren Lieferanten – ganz gleich, ob es Brasilien oder Peru ist, oder Uganda oder Indien – stabile und dauerhafte Beziehungen und Verträge haben.