Digitale Ohrmarke für das Holz

Kärnten ist eines der wichtigsten Forst-Bundesländer Österreichs. Auch hier kämpft man mit Sturmschäden und Borkenkäfer.

2,91 Millionen Erntefestmeter haben Kärntens Forstwirte 2022 aus dem Wald gebracht. Das ist eine Steigerung von 12,8 Prozent zum Jahr davor und um 20 Prozent mehr als im zehnjährigen Mittel. Geschuldet ist das einer 80-prozentigen Steigerung des Schadholzanteils. 1,48 Mio. Festmeter sind nach Schadensereignissen wie Stürmen, Schneebruch oder Borkenkäferbefall angefallen. Im Jahr 2023 wird der Anteil mit 1,88 Mio. Festmeter nochmals höher sein, zumal vor allem in Oberkärnten ganze Bereiche abgestorben sind. 

„Was dort geschehen ist, kann auch im Bezirk Völkermarkt passieren“, ruft Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber dazu auf, den Wald nach den Sturmschäden des vergangenen Jahres penibel aufzuräumen. Das Totholz ist ansonsten eine ideale Brutstätte für den Borkenkäfer, der sich explosionsartig vermehren und ausbreiten kann. „Wir gehen auf ein ganz spannendes Jahr zu“, sagt Huber, der zugleich auf die Wildschäden einging: „Es ist unbestritten zu viel Wild vorhanden. Die Jägerschaft ist aber bereit, einen Schritt zu gehen und ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen.“ Man werde das Problem mit dem Rotwild in den Griff bekommen, so Huber.

Der Forstausschuss-Obmann der Kammer, Walter Hochsteiner, betont, dass die Verbringung des Holzes durch den Mangel an Seilkränen und Frächtern eingeschränkt ist. „Die Aufarbeitung der Schäden wird auch durch Schlechtwetter und Straßenschäden erschwert. Zudem gibt es keine längerfristigen Preise seitens der Sägeindustrie, weil die Märkte nervös sind.“ Die Blockholzpreise seien kontinuierlich gefallen und würden sich erst seit Dezember leicht erholen. 2021 wurden im Schnitt rund 100 Euro pro Erntefestmeter bezahlt, 2022 113, mit Spitzen bis zu 130. Jetzt liegt man wieder bei den 100 Euro, wobei die Inflation und die Steigerung der Vorkosten mit eingepreist werden muss. „Gut zu vermarkten sind aber Lärche, Eiche und Esche“, so Hochsteiner. Bei der Lärche spiele mit, dass es keine Lieferungen aus dem Osten mehr gebe.

Verhaltende Nachfrage

Geprägt wird der Holzmarkt von der verhaltenen Nachfrage aus dem Bausektor. Als Folge der gesunkenen Bauvorhaben werden auch die Fenster-, Türen- und Bodenproduzenten unter Druck kommen. „Wir befinden uns beim Schnittholz auf einem Zehnjahrestief“, berichtet Rainer Handl vom Fachverband der Holzindustrie. Diese habe Kapazitäten aufgebaut und könnte vier Millionen Festmeter mehr einschneiden als momentan zur Verfügung stehen. Handl analysiert die Veränderungen am Markt, die die Ukraine-Krise mit sich gebracht hat: „Russland liefert viel mehr nach China, dafür nichts mehr nach Europa. Kanada hat seine Exporte in die USA reduziert, dort ergeben sich Chancen für uns.“ Wichtigster Exportmarkt Österreichs ist und bleibt Italien. Aber auch am Heimmarkt gebe es Potenzial: „Wir müssen schauen, dass wir uns um die Bauprojekte kümmern und zum Holzbau motivieren.“

Eine normale Nutzung sei nur bei guten Preisen sinnvoll, sagt Walter Hochsteiner. „Die Bäume wachsen auch bei schlechten Holzpreisen weiter. Stehen lassen und abwarten zahlt sich meistens aus.“ Vernünftig sei eine Nutzung nur, wenn man einen Vertrag mit einem Abnehmer hat. Vorrangig müsse aktuell aber ohnehin das Schadholz aus dem Wald gebracht werden. Landesforstdirektor Christian Matitz appelliert an die Bauern, ihren Forst zu kontrollieren und einen Befall, wie gesetzlich verpflichtet, zu melden. „Wir sind mit 16 Drohnen unterwegs und finden die Schadbäume irgendwann ohnehin.“ Er erwartet ein weiteres Spitzenjahr bei den Schäden. „Die Flugzeit sämtlicher Insekten korreliert mit den Temperaturen. Im Februar war es bisher in Klagenfurt um 5,4 Grad zu warm.“ Wäre es um dieselbe Spanne zu kalt, würde man von einer neuen Eiszeit sprechen.

Gläserne Forstbetriebe

Der Forstausschuss-Obmann ging bei den Bezirkswaldbauerntagen abschließend auch noch auf die aktuellen rechtlichen Herausforderungen für die Forstwirtschaft ein. „Die EU-Entwaldungsverordnung will den Weg des Holzes vom Rohstoffproduzenten über den Verarbeiter und Händler bis hin zum Konsumenten nachvollziehbar machen. Es kommt so etwas wie die digitale Ohrmarke für das Holz.“ Gefordert ist dabei eine genaue Ver-ortung des gefällten Baumes. „Die EU will einen gläsernen Forstbetrieb, wie es in der Landwirtschaft schon üblich ist. Da tut sich ein neues Geschäftsfeld für Zertifizierer auf und der logistische Aufwand steigt.“ Wer diesen erheblichen bürokratischen Mehraufwand zahlen soll, sei noch offen.

AusgabeRZ9-2024

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