Die rund 2.300 MGN-Lieferanten (90 weniger als im Vorjahr) haben 2023 rund 429 Mio. Kilogramm Milch zur Verfügung gestellt. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2022 mit einer Menge von rund 433 Mio. Kilogramm. Die Anlieferungsmenge pro Betrieb ist um 5.500 Kilo gestiegen. Der Milchpreis lag 2023 im Durchschnitt bei 49 Cent.
„Nicht so rosig schaut es bei Bio aus. Da ist der Zuschlag geringer und die Anlieferung um fünf Prozent zurückgegangen“, erläutert MGN-Obmann Martin Steiner. Bio habe mit der Teuerung eingebüßt, der Trend gehe Richtung Regionalität. Ein Höhepunkt des abgelaufenen Jahres war die Steigerung der NÖM-Anteile von 25 auf 35 Prozent. „Dafür haben wir uns bei den Betrieben Geld geholt, indem wir einen Cent vom Milchgeld einbehalten haben“, so Steiner.
Platz für alle
Sehr unterschiedlich ist die Struktur der Lieferanten: 40 Prozent der Bauern liefern nur 11 Prozent der Menge der MGN. „Es müssen aber alle Platz haben in diesem Boot“, sagt Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer: „Wenn der Kleine das Licht abdreht, wird es für den Großen zäh. Wenn der Große von der Genossenschaft weggeht, wird es schwierig, die Abholung beim Kleinen zu organisieren.“
Erstmals sei in der Woche der Generalversammlung die Tagesanlieferung über 1,3 Mio. Kilogramm gelegen. „Die NÖM kauft aber weiterhin Magermilch zu, die Anlieferungsmenge ist daher kein Problem.“ Der aktuelle Preis werde die Bauern länger begleiten, meint Gruber-Doberer.
Deutschland und Holland haben ihre Anlieferungsmengen reduziert, einzig Polen gebe Gas. Die aktuelle Unzufriedenheit mancher sei auch Psychologie: „2022 hat es bei einem schlechteren Preis einen gefühlten Aufbruch gegeben, jetzt ist der Preis gefühlt schlecht.“ Bei der Bio-Trinkmilch sei der Absatz aber um zwei Prozent zurückgegangen. „In Bayern ist die Anlieferung von Biomilch um 4,4 Prozent gestiegen. Das ist schmerzhaft“, so Gruber-Doberer.
Irreführendes Narrativ
Bei der Generalversammlung mussten manche Funktionäre absagen, weil sie mit dem ersten Schnitt im Grünland beschäftigt waren; angesichts sommerlicher Temperaturen so früh wie noch nie. Der Vortrag von Wilhelm Windisch von der TU München zum Thema „Die Milchkuh: Freund oder Feind einer umwelt- und klimaschonenden Landwirtschaft?“ war also mehr als passend.
Er plädiert dafür, klare Prioritäten bei der Nutzung der Ressourcen zu setzen. „Wir kommen an die planetaren Grenzen der verfügbaren Ackerflächen. Die Ernte muss daher zuerst für den Teller, dann für den Trog und dann für den Tank genutzt werden.“ Rinder mit Getreide zu füttern, das auch direkt von Menschen konsumiert werden kann, sei also nicht sinnvoll. Bei dessen Nutzung als Lebensmittel würden aber Nebenprodukte anfallen, die verfüttert werden können. Auch nicht ackerfähiges Grasland könne über
Tiere veredelt werden.
„Eine rein vegane Landwirtschaft ist daher nicht sinnvoll“, erläutert Windisch. Pro Kilo pflanzlicher Nahrung fallen mindestens vier Kilo Nebenprodukte an. „Ein Liter Haferdrink erzeugt über die Nebenprodukte automatisch drei Kilo Kuhmilch.“ Windisch erläuterte auch die Bedeutung vom oftmals verteufelten Methan, das aber nur klimawirksam werde, wenn die Zahl der Rinder, wie etwa in Indien, gesteigert wird. „In Deutschland emittieren die Wiederkäuer aber weniger als zu Beginn der Industrialisierung. Die Klimakiller-Kuh ist also ein irreführendes Narrativ.“
Drohendes Bürokratiemonster
Hochrangigster Ehrengast der MGN-Versammlung in Altlengbach im Herzen des Genossenschaftsgebietes war der gerade wahlkämpfende Abgeordnete zum EU-Parlament, Alexander Bernhuber. Er ging auf die Herausforderungen der Union ein, die nicht zuletzt zu den Bauernprotesten der letzten Monate geführt haben. „Bei der Entwaldungsverordnung droht aus einer guten Idee ein Bürokratiemonster zu werden. Wir sind aber nicht in Brasilien, wo Millionen Hektar gerodet werden, und müssen verhindern, dass bei jeder Kuh gemeldet werden muss, dass die Alm vor zwei Jahren noch kein Wald war.“
Auch der Verkauf von Zuchtvieh müsse abgesichert werden. „Wir brauchen kein Schlachtvieh in Spanien für den Export nach Algerien zu verladen. Aber wir müssen Zuchtrinder in Drittstaaten ausführen können.“ Das bringe nicht nur Wertschöpfung für die Bauern in Österreich, sondern auch für dortige Landwirte, wenn eine Kuh statt 3.000 dann 6.000 Kilo Milch bringe.