Genius Award: „Zellerndorf6 Miteinander“

Die Genossenschaftsidee „Zellerndorf6 Miteinander“ tritt dem demografischen Wandel entgegen und wurde beim Raiffeisentag 2024 mit dem Genius Award ausgezeichnet.

Jüngere Menschen bekommen weniger Kinder oder ziehen mangels Perspektiven weg, der Anteil der älteren Bevölkerung steigt – viele vor allem ländliche Ortschaften kennen das Problem: Der demografische Wandel ist in vollem Gange. Besonders betroffen davon ist die Marktgemeinde Zellerndorf, die im Vergleich mit Niederösterreich insgesamt stärkere Überalterungstendenzen zeigt. 24,9 Prozent der Bevölkerung sind in der Altersgruppe 60 bis 74 Jahre, weitere 14,2 Prozent sind bereits 75 Jahre und älter. 

Daraus ergibt sich ein weiteres gesellschaftliches Problem: Der Großteil der älteren Menschen lebt allein oder zu zweit im Einfamilienhaus oder dem Hofgebäude. Altersbedingte körperliche Einschränkungen führen oftmals zur Abnahme sozialer Kontakte und zu Vereinsamung, Krankheiten wie Demenz zur Überforderung der Angehörigen.

Genau hier setzt die noch zu gründende Genossenschaft „Zellerndorf6 Miteinander“ – die Zahl sechs steht für die Marktgemeinde und ihre sechs Kastralgemeinden – an und will gemeinschaftlich durch Jung und Alt Lösungen erarbeiten und anbieten. Ein Ansatz, für den die Vertreter der Gruppe, Hannes Heissl vom Institut für gesellschaftlichen Wandel, Pfarrer Jerome Ciceu und Ewald Bussek vom Dorferneuerungsverein Zellerndorf, beim Genius Award des Österreichischen Raiffeisenverbandes unter 48 Einreichungen in den Top 3 landeten und 3.000 Euro Preisgeld erhielten.

Tagesstätte geplant 

Als erstes Projekt der Genossenschaft ist die Etablierung einer Tagesstätte für ältere Menschen im Pfarrhof Zellerndorf angedacht, die um eine kleine Wohngemeinschaft für temporäre Pflege ergänzt wird. Das Tageszentrum soll durch Menschen mit Gesundheitsberufen sowie durch das Engagement der Bevölkerung mit der Genossenschaft als Betreiberin umgesetzt werden. Dadurch könne die soziale Teilhabe für alle und die gegenseitige Unterstützung im Sinne von Sorgenden Gemeinschaften (Caring Communities) ausgebaut werden. In Reichweite zum Pfarrhof sollen auch altersgerechte Wohnprojekte entstehen, um ein würdevolles und gemeinschaftliches Älterwerden da zu ermöglichen, „wo man zu Hause ist“.

Nach Wunsch der Initiatoren sollen die Bürger in aller gesellschaftlicher Breite Genossenschafter werden und Anteile zeichnen, um Mitbestimmung, Identifikation und Transparenz zu fördern.

Noch ist „Zellerndorf6 Miteinander“ freilich nur eine Idee – eine Idee, die jedoch in absehbarer Zukunft Wirklichkeit werden könnte. In der Gemeinde läuft nämlich bereits das Entwicklungsprojekt Zellerndorf 2050. Im Zuge dieses Prozesses soll die Idee der neuen Genossenschaft der breiten Bevölkerung vorgestellt und mit dieser diskutiert, weiterentwickelt und idealerweise auch umgesetzt werden.

AusgabeRZ28-24

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