Die Teuerung nagt weiterhin am Reichtum der Österreicher. Das Geldvermögen der privaten Haushalte legte im ersten Halbjahr 2024 zwar nominell um 2,6 Prozent auf 872 Mrd. Euro zu, dennoch bleibt inflationsbereinigt unterm Strich ein realer Verlust von 0,7 Prozent übrig, wie die Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen.
Bereits im Vorjahr hatte das Geldvermögen real um 5,1 Prozent an Wert verloren, im Jahr davor waren es sogar 10 Prozent. Trotz dieser Entwicklung erwartet die OeNB heuer einen Sprung bei der Sparquote von den vorjährigen 8,7 Prozent auf 11,4 Prozent. Denn entgegen den ursprünglichen Annahmen werden die heuer real steigenden Einkommen nicht verkonsumiert, sondern überwiegend auf die Seite gelegt.
Umschichten
Bewegung in das Anlage- und Sparverhalten der Haushalte habe die veränderte Zinslandschaft gebracht – insbesondere nach dem steilen Zinsanstieg 2022/23, erklärt OeNB-Statistikdirektor Johannes Turner. So wurden im Vorjahr 26,1 Mrd. Euro in gebundene Einlagen umgeschichtet, während 22,4 Mrd. Euro von täglich fälligen Einlagen abgezogen wurden. Im ersten Halbjahr 2024 schwächte sich diese Entwicklung vor dem Hintergrund der nun abwärts gerichteten Zinsperspektive allerdings wieder etwas ab.
Zudem flossen in den ersten sechs Monaten weitere 11,7 Mrd. Euro in Finanzprodukte, was die Veranlagung des Gesamtjahres 2023 in diesen Bereich (10,2 Mrd. Euro) bereits übersteigt. Gefragt blieben weiterhin Wertpapiere, die im ersten Halbjahr 2024 im Ausmaß von 5,1 Mrd. Euro gekauft wurden. Der Anlageschwerpunkt lag dabei auf verzinslichen Titeln (+3,3 Mrd. Euro). Bevorzugt wurden inländische Produkte, die im zweiten Quartal 2024 insgesamt 87 Prozent des Volumens absorbierten.
„Das seit 2022 lebhafte Interesse an Anleihen stellt einen Wendepunkt im Anlageverhalten der privaten Haushalte dar. Zuvor waren diese Produkte über knapp ein Jahrzehnt hinweg per saldo durchgehend abgestoßen worden“, berichtet Turner.
Abgeschwächt hat sich im ersten Halbjahr 2024 allerdings die Nachfrage nach Investmentfonds (+1,5 Mrd. Euro), die im Umfeld der Covid-19-Pandemie noch massiv gekauft wurden (2021: +9,6 Mrd. Euro, 2022: +6,1 Mrd. Euro). Zusätzlich zu den Zukäufen sorgen Wertzuwächse im Wertpapierbereich von insgesamt 18 Mrd. Euro für eine positive Vermögensentwicklung.
Weniger schulden
Leicht gesunken sind im Vorjahr und im ersten Halbjahr 2024 die finanziellen Verpflichtungen der Haushalte, sodass deren Gesamtverschuldung im Juni 2024 bei 215,2 Mrd. Euro lag, zeigen die OeNB-Zahlen. Hauptgründe für diese Entwicklung seien höhere Finanzierungskosten und damit eine reduzierte Kreditaufnahme, so Turner. Er wies darauf hin, dass die österreichischen Haushalte mit einem Verschuldungsgrad von 25 Prozent gemessen am Geldvermögen besser aufgestellt sind als der Euroraum-Schnitt (29 Prozent). Deutlich höher verschuldet sind unter anderem die Haushalte in Frankreich (30 Prozent) und in den Niederlanden (34 Prozent).