Nach der Eröffnung durch Verbandsobmann Franz Titschenbacher und Franz Pichler, dem gastgebenden Wirtschaftsdirektor des Benediktinerstiftes Admont, nahm Michael Stvarnik die rund 70 Teilnehmenden in die Welt der heimischen Bauwirtschaft mit. „Erhebungen zeigen, dass 80 Prozent der Wohnbauten nicht mehr den Wünschen der Bewohner entsprechen“, verwies der Landesinnungsmeister auf das steirische Programm „Wohnbau radikal neu gedacht“ mit dem Ziel, den Wohnbau günstiger und bedürfnisgerechter zu gestalten.
Aus Stvarniks Expertensicht sei das Wohnen im Verhältnis zum Einkommen gleich teuer wie vor 20 Jahren, die KIM-Verordnung habe aber einer ganzen Branche mächtig geschadet und diese in große Turbulenzen geführt. Für das Jahr 2025 erwartet sich Stvarnik weiterhin große Schwierigkeiten am Bau und frühestens eine Verbesserung ab Jahresmitte. Voraussetzung für ihn seien aber entsprechende Investitionsanreize durch die neue Bundesregierung.
Zu hoher Bodenverbrauch
„Die Zukunft des Bauens wird sich nicht auf den Neubau fokussieren“, hielt Raumplanerin und Architektin Caroline Rodlauer fest. Dabei sei Nachhaltigkeit am Bau sowie im Umgang mit Bodenflächen bei einem Blick auf vielfach verwaiste Ortskerne oberstes Gebot: „Bei uns wird mit Boden viel zu sorglos umgegangen und dieser der Landwirtschaft entzogen. In Deutschland ist der Bodenverbrauch nur halb so hoch. Dafür liegt in Österreich ein Viertel des gewidmeten Baulandes brach.“ Die Ursachen dafür seien vielfältig, aber vielfach auch in der überbordenden Baubürokratie zu finden. Rodlauers Schlussappell an die Anwesenden war eindeutig: „Der Um-, Aus- und Anbau von Gebäuden muss künftig in den Vordergrund gestellt werden!“
Die Komplexität und Vielfalt der heimischen Wohnbauförderung anhand der steirischen Regelungen machte Christina Forenbacher vom Land Steiermark deutlich. Für Jungfamilien gäbe es nun aber sehr attraktive Fördermöglichkeiten, um sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können, darunter ein gestaffeltes Landesdarlehen mit niedrigen Annuitäten und sehr geringer Verzinsung.
Nachhaltige Übergabe
Neben dem Umgang mit Bodenressourcen spielt Nachhaltigkeit auch in der Betriebsführung sowie bei der Betriebsübergabe eine wichtige Rolle. Denn jährlich hängen tausende Arbeitsplätze vom Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmensübergabe ab. Hubert Stieninger von der Raiffeisen-Landesbank Steiermark erklärte, worauf es in der Phase der Nachfolgeregelung ankommt und wie hilfreich externe Begleitung sein kann.
„Die zeitgerechte Einleitung des Übergabeprozesses ist besonders wichtig, denn oft sind die Weitergaben viel komplexer, als man glaubt“, so Stieninger. Häufigster Knackpunkt seien unterschiedliche Vorstellungen der einzelnen Generationen sowie vernachlässigte familiäre, persönliche Themen. Daher lautet Stieningers Leitsatz zur erfolgreichen Übergabe: „Das gehört ausgeredet.“
Erfolgreiche Teamarbeit
Viktoria Schnaderbeck, die frühere Teamkapitänin des österreichischen Fußball-Nationalteams, verdeutlichte den Teilnehmenden die „Schlüsselfaktoren erfolgreicher Teams“. Erfolg sei kein Zufall und beginne immer mit einem Traum, so die 83-fache Teamspielerin aus Kirchberg an der Raab in der Oststeiermark. „Der größte Erfolg ist aber jener, den man teilt“, weiß Schnaderbeck aus ihrer Erfahrung mit dem Nationalteam zu berichten.
Neben gemeinsamen Visionen und Zielen brauche es in einem erfolgreichen Team auch Führungspersonen, die vorangehen. Gleich wichtig seien eine klare Rollenverteilung mit entsprechender Wertschätzung und Diversität in der Mannschaft. Entscheidend sei für die frühere Legionärin bei Bayern München und Arsenal London auch die richtige Kommunikation im Team samt Feedbackkultur: „Feedback ist keine Einbahn. Es kostet keinen Cent, nur ein wenig Zeit, bringt aber sehr viel.“
Geübt sein müsse im Sinne einer Fehlerkultur auch der Umgang mit Rückschlägen, denn diese seien unvermeidlich. Erfolgreiche Teams würden sich aber dabei hervortun: „Erfolg ist eine Reise und kein linearer Prozess. Man hat immer die Wahl weiterzumachen und nicht aufzugeben. Ein Team, das niemals aufgibt, ist ganz schwer zu besiegen!“
Frauenquote verdreifacht
Fachliche Updates für die Funktionäre gab es am zweiten Tag von Verbandsdirektor Peter Weissl, seinem Stellvertreter Wolfgang Potocnik und vom stellvertretenden Revisionsleiter Martin Trapitsch. Wesentliche Themen dabei: Immobilienfinanzierungen, die KIM-Verordnung, Basel IV, Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie die Neuerungen im Genossenschaftsrecht im kommenden Jahr.
Wie schon Viktoria Schnaderbeck skizzierte Michael Pacher, der Diversitätsbeauftragte im Raiffeisenverband Steiermark, die Vielfalt als Erfolgsfaktor: Die Chancen und Potenziale von Diversität im Wirtschaftsleben seien groß, würden die Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden erfüllen, Innovationen ermöglichen, Lernmöglichkeiten bieten und eine vernetzte, engagierte Umgebung schaffen.
Die Erfolge aus inzwischen „Zehn Jahren Funktionärinnen-Beirat“ stellten die beiden steirischen Vertreterinnen, Doris Grantner-Planitzer und Franziska Schilcher, vor. Binnen eines Jahrzehnts hat sich viel getan. Die Steiermark ist federführend in Diversitätsfragen, wie etwa bei der Abhaltung von Veranstaltungen. Mit einer Verdreifachung der Frauenquote in den Gremien auf mittlerweile 27,5 Prozent belegt man gemeinsam mit Oberösterreich den zweiten Platz hinter Niederösterreich. Wichtig sei den beiden auch die Förderung der jungen Generation in den Gremien. Schilcher betonte ferner den Nachholbedarf im Lagerhausbereich in Sachen Vielfalt im Funktionärskreis.
Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert
Den Schlusspunkt – nach einem kurzen geistlichen Impuls durch Abt Gerhard Hafner, der auf das 950-Jahr-Jubiläum des Stiftes Admont hinwies – machten vier Wirtschaftsgrößen aus dem Bezirk Liezen: Wirtschaftsdirektor Franz Pichler vom Stift Admont, Kommunikations- und Tourismusexperte Mario Brandmüller, Raiffeisen-Geschäftsleiter Karl-Hans Mayer sowie Herbert Decker, Chef der international agierenden Maschinenfabrik Liezen.
Die Wettbewerbsfähigkeit habe sich zuletzt massiv verschlechtert und müsse durch Innovation und Qualität wettgemacht werden, analysierte Decker. Ins selbe Horn stieß Franz Pichler: „Die Politik hat für ein entsprechendes Umfeld zu sorgen, um die in den letzten drei bis fünf Jahren verspielte Wettbewerbsfähigkeit wiederzugewinnen. Sonst wird es für manche Sparten schwierig werden. Um zukunftsfit zu bleiben, ist die einzig beständige Komponente aber immer die Veränderung.“