Von extremen Wetterereignissen über den Rückgang der Biodiversität bis hin zu globalen sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten – im Angesicht der immer spürbarer werdenden Folgen des Klimawandels ist das Thema Nachhaltigkeit im Jahr 2025 präsenter denn je. Das gilt auch für die Raiffeisen-Lagerhäuser, ist doch mit der Landwirtschaft eines der wesentlichen Geschäftsfelder unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Trockenheit oder Überflutungen gefährden Anbauflächen und dadurch die Erntemengen. Damit verbunden ist nicht nur die potenzielle Bedrohung von landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch die Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit der Lagerhäuser.
Eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit nimmt das Lagerhaus Wiener Becken ein, das als erstes Lagerhaus in Österreich kürzlich einen Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2023 veröffentlicht hat. Freiwillig wohlgemerkt, denn als Genossenschaften unterliegen die Lagerhäuser keinerlei Berichtspflicht.
„Nachhaltigkeit ist wichtig, deshalb wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir das Thema ernst nehmen und vorantreiben“, erklärt Reinhard Bauer, Geschäftsführer des Lagerhauses Wiener Becken. Aus diesem Grund habe man Nachhaltigkeit auch grundsätzlich in der Strategie des Unternehmens verankert.
Innovative Lösungen
Zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft und des Lebensmittelsektors werden bereits jetzt innovative Lösungen und Produkte zum Verkauf angeboten, die sowohl Bauern als auch Verbrauchern zugutekommen. Das Angebot von klima-fittem Saatgut ermöglicht es den Landwirten beispielsweise, die Folgen des Klimawandels in Bezug auf die Produktion zu mindern. Darüber hinaus sorgen effiziente Bewässerungssysteme und die Digitalisierung der Landtechnik für einen intelligenten und sparsamen Umgang mit Ressourcen.
„Wir setzen auch sehr stark auf den Bereich CO₂-Reduktion“, betont Bauer. Dafür forciert das Lagerhaus Wiener Becken auf Kundenseite nachhaltige Geschäftsmodelle wie zum Beispiel den Vertrieb und die Vermittlung von biogenen Brennstoffen, Photovoltaik-Anlagen, Energiespeichern, Wärmepumpen, einem breiten E-Mobilitäts-Sortiment und Dienstleistungen hinsichtlich Sanierungslösungen. Dämmungsinitiativen der Sparte Bau sollen künftig ebenfalls den Energieverbrauch von Kunden senken.
Energie einsparen und effizienter einsetzen
Erneuerbare Energien stehen aber auch unternehmensintern hoch auf der Agenda. Bei den Dienstwägen und Staplern erfolgt eine schrittweise Umstellung auf Elektroantrieb, begleitet vom Ausbau an Ladesäulen sowohl für Mitarbeiter als auch Kunden.
Um die Energieeffizienz zu steigern, werden aktuell alle Standorte mit LED-Lampen und Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Im Jahr 2023 wurden an fünf Standorten 606 Stück LED-Lampen installiert, die das Klima jährlich um 40,5 Tonnen CO₂ entlasten. Zusätzlich schult das Lagerhaus Wiener Becken seine Mitarbeiter mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen zum sorgsamen, reduzierten Verbrauch von Energie. Die Zentrale in Ebreichsdorf wurde bereits 2020 mit einer modernen Wärmepumpe sowie einer PV-Anlage ausgestattet. 2023 wurde auf ein zentrales Logistik-Fuhrparkmanagement umgestellt. Ziel ist laut Nachhaltigkeitsbericht, bis 2030 durch effizientere Einteilungen der Zustellungen bis zu 30 Prozent der Fuhren einzusparen.
„Wir wollen, dass unsere Eigentümer auch in Zukunft Landwirtschaft betreiben können.“
Reinhard Bauer
Mitarbeiter fördern
Ein weiteres großes Anliegen im Sinne der Nachhaltigkeit ist Bauer die eigene Belegschaft. „Als regional tätiges Unternehmen wollen wir Mitarbeiter aus der Region gewinnen, junge Mitarbeiter fördern und ältere im Unternehmen halten“, erklärt der Geschäftsführer. Um dies zu erreichen und die Betriebsverbundenheit zu fördern, werden unter anderem Aus- und Weiterbildungen sowie diverse Mitarbeiter-Benefits wie familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, freiwilliges Taggeld, kostenlose Arbeitskleidung sowie Gutscheine und Rabatte angeboten.
Bereits 2023 wurde eine Lehrlingsoffensive gestartet, um Führungskräfte im Haus auszubilden und einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Ziel des Lagerhauses Wiener Becken ist es, als moderner und attraktiver Arbeitgeber mit einer Fülle an Perspektiven die besten Köpfe für das Unternehmen zu gewinnen und zu halten“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht.
Nachhaltige Unternehmensform
Mit Blick auf die ESG-Kriterien (Environmental, Social and Corporate Governance) streicht Bauer die Unternehmensführung der Lagerhäuser grundsätzlich heraus: „Dass wir unsere Kunden als Eigentümer haben, ist an sich schon nachhaltig. Das war schon immer ein wesentlicher Sinn einer Genossenschaft und bildet einen wesentlichen Eckpunkt in unserer Unternehmensstrategie“, sagt der studierte Betriebswirt.
Den ersten Nachhaltigkeitsbericht habe man kürzlich in der niederösterreichischen Geschäftsführerkonferenz vorgestellt und will damit auch als Vorbild dienen: „Mein persönliches Ziel ist schon, dass andere Lagerhäuser es uns gleichtun. Das Thema Nachhaltigkeit wird in Zukunft ohnehin mehr und mehr von Kunden- als auch von Lieferantenseite gefordert werden“, ist Bauer überzeugt.
Das Lagerhaus Wiener Becken will Nachhaltigkeit jedenfalls weiterhin in den Mittelpunkt rücken und künftig jedes Jahr einen Bericht dazu veröffentlichen. Warum, liegt für Bauer auf der Hand: „Landwirtschaft ist eines unserer wichtigsten Geschäftsfelder, weil viele unserer Eigentümer Landwirtschaft betreiben. Wir wollen, dass sie das auch in Zukunft können – deshalb müssen wir unseren Beitrag dazu leisten, den Klimawandel und seine Folgen einzubremsen.“