In der burgenländischen Gemeinde Ollersdorf wurde als Pilotprojekt und beispielgebend für maßgeschneiderte regionale Energielösungen in ganz Österreich ein sogenannter „Community Hub“ gegründet. Unter dem Motto „lokal, digital und nachhaltig“ werden dabei eine 25 kWp-Photovoltaikanlage (am PV-Carport und am Gebäude), ein 184 kWh-Batteriespeicher, eine 100 kW-Schnellladestation sowie zwei 22 kW-Ladepunkte als regionale Energieversorgung kombiniert.
Das System ist modular aufgebaut und kann maßgeschneidert an die Bedürfnisse der jeweiligen Region angepasst werden. So wurde in Ollersdorf zum Beispiel eine Notstromversorgung zur Absicherung der kritischen Infrastruktur der Gemeinde integriert. Dadurch sind das angrenzende Gemeindezentrum, die Feuerwehr und die Gemeindearztpraxis energieautark.
„Um die Energiewende zu schaffen, ist es nötig, die Bevölkerung abzuholen und mit ins Boot zu nehmen. Hier sind die Gemeinden erste Ansprechpartner und haben deshalb auch eine Vorbildwirkung zu übernehmen. Der neue Community Hub bietet Gelegenheit dazu, die bisherigen Aktivitäten unserer Gemeinde zu vertiefen und noch mehr Menschen miteinzubinden“, zeigt sich der Bürgermeister der Marktgemeinde Ollersdorf, Bernd Strobl, stolz auf das Pilotprojekt.
Effizient und nachhaltig
Das Herzstück der Anlage, der modular erweiterbare Batteriespeicher, ermöglicht Energiegemeinschaften, Stromüberschüsse effizient zu nutzen und Engpässe, etwa bei nicht verfügbarer Sonnenenergie, abzufedern. Mitglieder von Energiegemeinschaften profitieren so von kostengünstigerem Strom aus der Gemeinschaft. Eine Schnittstelle zwischen Energiegemeinschaft und Community Hub schafft die Voraussetzungen für bis zu 30 Prozent vergünstigtes Laden für Mitglieder einer Energiegemeinschaft. Neben der Schnellladeinfrastruktur stellen die beiden Community-Ladepunkte eine Ergänzung bzw. einen Ersatz für private Lademöglichkeiten dar. Die Ladeinfrastruktur steht aber allen Bürgern und Pendlern 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche vor Ort zur Verfügung.
Der Community Hub wird von der Enlion Service GmbH, einem Unternehmen unter Beteiligung von Raiffeisen Niederösterreich-Wien und Raiffeisen Burgenland, betrieben. Der ÖAMTC ist als strategischer Mobilitätspartner in das Projekt eingebunden. Die Investitionskosten eines modularen Hubs belaufen sich auf 100.000 bis 200.000 Euro. Die Amortisationszeit wird mit 7 bis 12 Jahren angegeben.
Regionale Infrastrukturprojekte
„Die Entwicklung der flächendeckenden regionalen Energiegenossenschaften und der Zuspruch der burgenländischen Bevölkerung hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die Raiffeisen Energiegenossenschaften sind die Basis für regionale Infrastrukturprojekte und unser Beitrag zur Energiewende. Der Community Hub in Ollersdorf ist eines der ersten Infrastrukturprojekte und ein nächster Schritt für eine grüne und nachhaltige Zukunft im Burgenland“, so Eva Fugger, Generaldirektor-Stv. der Raiffeisenlandesbank Burgenland.
Der Community Hub ist ein zentraler Baustein des Enlion-Energiezellen-Systems. Die Vorteile einer solchen Energielösung sind zum einen die Nutzung bestehender Infrastruktur und Parkflächen, zum anderen günstigere Energiepreise und Ladetarife. Auch die Belebung von lokalen Strukturen durch eine erhöhte Frequenz der Bürger ergibt sich durch dieses Energie-Nahversorgungssystem.
Zukunftsweisendes Modell
Der Community Hub zeichnet sich dadurch aus, dass Energiezellen-Bausteine praxisnah und skalierbar umgesetzt werden und datentechnisch alle Energiebereitstellungsanlagen (wie beispielsweise Photovoltaik, Kleinwasserkraft, Wind), alle stationären und mobilen (E-Fahrzeuge) Speichersysteme und Verbraucher vernetzt werden. In der Energiezelle lokal gewonnene Energie kann so auch lokal genutzt werden und gezielt auf Basis von Energiegemeinschaften mit anderen geteilt werden.
„Mit dem Community Hub schaffen wir ein zukunftsweisendes Modell, das die Idee der Energiezelle in die Praxis überführt: lokal erzeugte Energie wird intelligent gespeichert, geteilt und genutzt. Als Energie-Nahversorger stärkt der Community Hub regionale Versorgungssicherheit und macht die Vorteile von Energiegemeinschaften für Bürgerinnen und Bürger direkt erlebbar – nachhaltig, flexibel und gemeinschaftlich gedacht“, betont Enlion-Geschäftsführer Andreas Schneemann.
Philip Skrbic, bei Raiffeisen NÖ-Wien für Strategie & Innovation zuständig, sieht in der Beteiligung an Enlion „ein starkes Zeichen für eine resiliente, gemeinschaftlich gedachte Energiezukunft“. Der Energiezellenansatz spiegele zudem die genossenschaftlichen Werte Regionalität, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit ideal wider. „AURI liefert den Bezugsstrom für die Community Hubs und nimmt den überschüssigen Strom ab – ein integriertes Modell, das Kundinnen und Kunden und Regionen nachhaltig stärkt“, sagt Skrbic.
Enlion plant, bis Ende 2026 mehr als 100 Community Hubs in Österreich umzusetzen. Der nächste Standort entsteht aktuell in Eisenstadt, weitere Hubs sind bereits in Vorbereitung.