Der Export ist eine tragende Säule der österreichischen und insbesondere auch der Kärntner Wirtschaft. Welche Chancen und Risiken ausländische Märkte bieten, konnten Unternehmer beim 22. Kärntner Exporttag erkunden, der von der Wirtschaftskammer Kärnten mit der Raiffeisen Landesbank (RLB) Kärnten und den Kärntner Raiffeisenbanken veranstaltet wird.
Angesichts des konjunkturellen und geopolitischen Gegenwinds wurde das Motto „Macht Mut“ gewählt. Über 150 exportorientierte Unternehmen erhielten von 20 österreichischen Wirtschaftsdelegierten aus fünf Kontinenten Informationen aus erster Hand über die neuesten Exporttrends. Ein besonderer Fokus lag heuer auf Amerika, Asien und Australien.
Stabilisierender Faktor
„Wir müssen unsere Wertschöpfung weiterhin global sichern und dafür braucht es fundierte Marktkenntnisse, rechtssichere Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung. Genau das leisten wir mit dem Exporttag“, betont Otmar Petschnig, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Kärnten. Dabei wurde auch der Stellenwert der Exportwirtschaft für den Wohlstand Österreichs verdeutlicht: So wird ein Drittel der heimischen Produktion international verkauft. Mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der Exportwirtschaft ab. Zudem weisen Exportunternehmen eine überdurchschnittliche Performance auf: Sie zahlen im Schnitt um 18 Prozent höhere Löhne als nicht-exportierende Unternehmen, investieren um rund 50 Prozent mehr in den Klimaschutz und um zwei Drittel mehr in ihre Standorte. In wirtschaftlich raueren Zeiten haben sie eine höhere Widerstandsfähigkeit.
„Während etwa zehn Prozent der nicht-exportierenden Unternehmen jährlich den Markt verlassen, sind es bei Exportbetrieben nur fünf Prozent. Der Export ist damit ein zukunftssichernder und stabilisierender Faktor für die gesamte Kärntner Wirtschaft. Ohne den Zugang zu internationalen Absatzmärkten wäre die wirtschaftliche Entwicklung Kärntens in dieser Form nicht möglich“, so Petschnig.
Komplexe Aufgaben
Den Exporteuren steht auch Raiffeisen Kärnten zur Seite. „Was wir in vielen Gesprächen mit Unternehmen mitnehmen, ist ein Bedarf nach Klarheit und Orientierung. Die Stimmung ist geprägt von Unsicherheit – viele Betriebe spüren die Belastung durch volatile Märkte, steigende Kosten und zunehmende Bürokratie. Gleichzeitig ist das Interesse an strategischer Weiterentwicklung groß, vor allem wenn es um neue Absatzmärkte oder Investitionen in Effizienz und Nachhaltigkeit geht“, berichtet Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher der RLB Kärnten.
Der Schritt ins Ausland sei für viele Unternehmen nicht nur eine große Chance, sondern auch eine komplexe Aufgabe und eine strategische Ausrichtung. Umso wichtiger seien Partnerschaften, die Unternehmen verstehen, mitdenken und vorausschauend begleiten. „Gerade jene Unternehmen, die frühzeitig handeln, Märkte diversifizieren und strukturiert vorgehen, sind auch unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich“, so Wilhelmer.
„Wir sind dort, wo unsere Kunden uns brauchen.“
Manfred Wilhelmer
Unterstützt werden die Unternehmen von Raiffeisen Kärnten mit maßgeschneiderten Instrumenten – von der Exportfinanzierung, über die passende Risikoabsicherung mit Garantien der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB), bis hin zu Akkreditiven bzw. Währungs- und Zinssicherung. Darüber hinaus geht es auch darum, die zahlreichen Fördermöglichkeiten optimal einzusetzen. „Unser Anspruch ist klar: kein Produkt von der Stange, sondern persönliche Begleitung mit individuellen Lösungen. Was uns auszeichnet, ist die Kombination aus regionaler Nähe und internationalem Netzwerk. Mit der Raiffeisen Bank International haben wir einen Zugang zu 23 Exportmärkten, vor allem in Zentral- und Osteuropa. Wir sind dort, wo unsere Kunden uns brauchen“, so Wilhelmer.
Neue Chancen
Die Stimmung unter den Kärntner Exportbetrieben sei heuer geprägt von einer Mischung aus Zuversicht, Tatkraft und realistischer Einschätzung der Herausforderungen, schildert WK-Vizepräsident Petschnig. Trotz hoher Energiepreise, steigender Lohnnebenkosten, wachsender Bürokratie und drohender Handelsbarrieren wie den US-Zöllen zeigen sich viele Unternehmen mutig und bereit, neue Wege zu gehen. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bietet der Export Stabilität und neue Chancen“, so Petschnig.
Das Exportjahr 2024 verlief bisher durchwachsen. Im ersten Halbjahr gingen die Exporte um 4,6 Prozent auf 4,73 Mrd. Euro zurück, was unter anderem auf das schwierige globale Umfeld mit geopolitischen Spannungen, Inflationsdruck und Rohstoffabhängigkeiten zurückzuführen sei, so die WK. Noch stärker – um 9,2 Prozent – gingen die Importe zurück. Unterm Strich erzielte Kärnten einen Außenhandelsüberschuss von fast 770 Mio. Euro. Dieser Überschuss verdeutlicht die Wettbewerbsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der regionalen Exportbetriebe. Hemma Kircher-Schneider, Leiterin der Abteilung Außenwirtschaft & EU der WK Kärnten, strich den Exportanstieg nach China um kräftige 118 Prozent hervor. Damit avancierte das Reich der Mitte zum zweitwichtigsten Handelspartner Kärntens.
Mercosur-Staaten strategisch interessant
Neben Oberösterreich, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg zählt Kärnten zu den fünf Bundesländern mit einer positiven Außenhandelsbilanz. „Der markante Rückgang der Importe ist aber auch ein Wermutstropfen – er zeigt klar die verlangsamte Produktion und reduzierte Investitionstätigkeit unserer Betriebe“, so Kircher-Schneider. Kärntens wichtigste Exportmärkte sind Deutschland, China und Italien – mit Deutschland als langjährigem Hauptabnehmer und China als stark wachsendem Markt.
In außereuropäischen Regionen wie Südamerika sehen Kärntner Betriebe zunehmend Chancen, insbesondere in den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Venezuela. „Als strategisch interessante Regionen für Maschinen, Umwelttechnologie oder industrielle Vorleistungen werden sie für Kärntner Exporteure zunehmend bedeutend, nicht zuletzt im Hinblick auf ein mögliches Mercosur-Abkommen zwischen der EU und diesen Ländern“, so Kircher-Schneider.
Den Abschluss des Exporttages bildete die traditionelle Exportgala, bei der Kostwein Maschinenbau GmbH (Großbetriebe), Kohlbach Energieanlagen (Mittelbetriebe) und Elias Heiztechnik (Kleinbetriebe) mit dem Exportpreis 2025 ausgezeichnet wurden.