Vorbeugen statt löschen

Die Brandverhütungsstelle Oberösterreich will Leben schützen und materielle Schäden minimieren. Wetterextreme entwickeln sich zur größten Herausforderung.

Ob im Akkuschrauber, E-Bike, Smartphone oder Laubbläser: Wiederaufladbare Akkumulatoren mit Lithium-Ionen-Technologie sind in vielen Geräten verbaut und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen schnelles Laden und können viel Energie auf kleinem Raum speichern. „Diese hohe Energiedichte bedeutet allerdings auch eine hohe Brandgefahr“, sagt Josef Huber, der neue Obmann der Brandverhütungsstelle (BVS) für Oberösterreich. 

Die Genossenschaft mit Sitz in Linz hat das Ziel, Menschen und Gebäude vor Brand und Naturgefahren zu schützen. So können die Lithium-Ionen-Akkus brandgefährlich werden, wenn sie überhitzt oder beschädigt sind. „Es muss niemand Angst davor haben, einen Akku zu nutzen. Wir warnen nur vor billigen Nachbau-Produkten. Und beschädigte Akkus gehören entsorgt – nur bitte nicht in den Hausmüll“, betont Huber. 

Tipps wie diese gehören zum Tagesgeschäft der Genossenschaft. Eine bedeutende Aufgabe der BVS ist es nämlich, die Bevölkerung über Brandursachen und Präventionsmaßnahmen zu informieren. Das ist wichtig, denn es brennt rund eintausend Mal im Jahr in Oberösterreich. „Viele Brände passieren im Privaten und lassen sich mit Vorsorge vermeiden oder eindämmen“, sagt Huber. 

„Genialer Schachzug“

Die Brandverhütungsstelle blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1948 wurde die Genossenschaft mit beschränkter Haftung gegründet. Arthur Eisenbeiss war bis Juni dieses Jahres BVS-Obmann und hat den Stab nach über 20 Jahren nun an Josef Huber weitergegeben. „Die Genossenschaftsgründung der Gründungsväter war ein genialer Schachzug. Wir sind einerseits wie eine GmbH geschäftsfähig und andererseits eine Non-Profit-Organisation – denn alles, was wir erwirtschaften, fließt dem Genossenschaftsgedanken zu. Und das ist der vorbeugende Brandschutz und heute auch der Schutz vor Naturgefahren“, sagt Eisenbeiss. 

Die Aufgaben der BVS sind breit gefächert, 166 Personen sind dort beschäftigt. Die Genossenschaft ist in der Landesgesetzgebung in Oberösterreich rechtlich verankert und führt die jährliche Brandursachenstatistik, kontrolliert technische Brandschutzsysteme, stellt Sachverständige für Bau- und Gewerbeverhandlungen zur Verfügung, macht die feuerpolizeiliche Überprüfung für die Gemeinden und erstellt Gutachten. 

Einheitliche Prüfverfahren

Der Fokus der Genossenschaft lag in den Anfängen auf der Landwirtschaft. „Durch Blitzeinschläge wurde damals die Ernte vernichtet, was immer auch Hunger bedeutete“, erklärt Eisenbeiss. In den 70er- und 80er-Jahren entwickelte sich die BVS dann zur Prüfstelle für brandschutzrelevante Bauteile. „Der wichtigste Punkt im baulichen Brandschutz ist es, Brandabschnitte zu bilden. Wenn es irgendwo brennt, bleibt der Brand auf einen Abschnitt beschränkt.“ Dazu benötigt man Brandschutztüren oder Verglasungselemente, die Rauch und Feuer in Schach halten. „Die BVS war und ist maßgeblich an der Entwicklung von einheitlichen Prüfverfahren für diese wichtigen Bauteile beteiligt. Es dürfen nur geprüfte Produkte eingesetzt werden, das ist ein wesentlicher Schritt im vorbeugenden Brandschutz.“

Die Aufgaben der Genossenschaft sind auf Oberösterreich begrenzt, mit zwei Tochterunternehmen wirkt die BVS-Gruppe aber in ganz Österreich und darüber hinaus. Mit dem IBS-Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung betreibt die Gruppe seit 1992 eine akkreditierte Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle, die auch für Forschungsaufgaben zuständig ist. „Das Ergebnis dieser Prüfung ist wie ein Reisepass für das Bauprodukt, das einheitliche europäische Standards garantiert. Die Produkte sind europaweit geregelt, die Sicherheitsanforderungen an die Bauwerke sind hingegen ein nationales Thema“, sagt Eisenbeiss. Das zweite Tochterunternehmen der BVS-Gruppe ist IBS – Technisches Büro, das vor allem für Planungen im Bereich Brandschutz, Blitzschutz und Naturgefahrenprävention tätig ist.

Schadensfälle steigen

Ein Thema, das den neuen Obmann Josef Huber künftig beschäftigen wird, sind Naturkatastrophen. „Das wird die größte Herausforderung“, sagt Huber. In ganz Österreich nehmen Sturzfluten, Überschwemmungen und Murenabgänge nach Starkregenereignissen deutlich zu. „Das ist ein Phänomen, das es vor 30 Jahren noch nicht gab. Es gibt deutlich mehr Schadensfälle“, berichtet der frühere Obmann Eisenbeiss. „Es wird immer wärmer, dadurch kann in der Luft mehr Feuchtigkeit gespeichert werden und es regnet immer mehr. So einfach sind die Zusammenhänge.“ Viele Häuser sind für den starken Regen aber nicht gewappnet, das Wasser tritt ein und verursacht schwere Schäden. 

Aber woher weiß man, ob das eigene Haus betroffen sein wird? Da will die BVS Abhilfe schaffen und für mehr Sicherheit und Wissen sorgen. Die BVS ist Teil der österreichweiten Kooperation Elementarschaden Präventionszentrum Austria (EPZ). Die Kooperation unterstützt Kommunen oder Architekten bereits während der Planung von Bauvorhaben, um Schäden zu minimieren. „Mit computergestützten Simulationen beispielsweise von Hangwasser können wir die gefährdeten Zonen identifizieren“, sagt Huber. Aber: „Wir appellieren an die Eigenverantwortung eines jeden Hausbesitzers, denn vieles hat man selbst in der Hand.“ So können manche Öffnungen von Gebäuden wie Türen, Lichtschächte oder Kellerfenster schon mit geringem Aufwand – beispielsweise alternativen Dichtungssystemen – vor dem Starkregen geschützt werden. 

Nicht nur bei Naturkatastrophen, sondern auch bei Bränden in privaten Räumen appellieren die Experten an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung. „Wenn man an den Folgen eines Brandes stirbt, stirbt man zu fast 90 Prozent an den Folgen des Rauches“, betont Obmann Huber. Ein Rauchmelder in den Häusern und Wohnungen sei deshalb die beste Lebensversicherung. 

AusgabeRZ31-2025

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr lesen

Aktuelles

Die Welt der Raiffeisenzeitung

Banner für die Newsletter Anmeldung
Banner: