„Wir verfügen in Österreich über eine nachhaltige, hochwertige Lebensmittelproduktion, die auch in Krisenzeiten eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet“, betont Robert Pichler, Obmann des Vereins Wirtschaften am Land und zudem Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar- & Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband. Allerdings laufen Kraut, Gurkerl, Raps und Radieschen nun Gefahr, zunehmend aus den Regalen zu verschwinden, wie der Verein gemeinsam mit Branchenvertretern aufmerksam macht.
Starker Preisdruck im Handel, hohe Preise für Energie und Betriebsmittel, fehlender Pflanzenschutz, steigende Bürokratie, fehlende Arbeitskräfte sowie klimabedingte Herausforderungen wie Extremwetterereignisse und neue Schädlinge stellen Österreichs Obst- und Gemüseproduzenten auf die Probe.
Unterschiedliche Standards
„Regionale Lebensmittel brauchen faire Rahmenbedingungen“, bekräftigt auch Efko-Geschäftsführer Thomas Krahofer und spricht sich für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung aus. „Während früher 80 Prozent der Gurkerl aus Österreich gekommen sind, sind es heute nur mehr zwischen 45 und 55 Prozent“, so Krahofer. Importware aus Indien oder der Türkei werden zu ganz anderen Standards produziert – unter anderem auch unter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die hierzulande längst verboten sind.
„Wir stehen da in einem direkten Wettbewerb mit Produzenten, die deutlich günstiger produzieren können“, betont Krahofer. Und das nicht nur mit Produzenten aus Drittländern, selbst innerhalb des EU-Raums gelten unterschiedliche Rahmenbedingungen. Sei es bei Pflanzenschutzmitteln oder bei Lohnnebenkosten. So bleibt einem Erntehelfer beispielsweise in Deutschland deutlich mehr Netto vom Brutto als in Österreich. „Das alles schafft einen klaren Standortnachteil“, verdeutlicht der Efko-Geschäftsführer. Um weiterhin regionale Lebensmittel in höchster Qualität anbieten zu können, sei ein Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel, Politik und der Gesellschaft nötig. „Es braucht faire Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Bereitschaft, für diese Qualität auch zu bezahlen. Nur so können wir sicherstellen, dass das Österreich-Regal auch in Zukunft gut gefüllt bleibt“, so Krahofer.
„Das alles sind keine Plattitüden, sondern bittere Realität“, bestätigt Landwirt Matthias Ecker: „Es fehlen uns dort und da die Möglichkeiten, die Produktion so aufrechtzuerhalten, wie sie eigentlich sein sollte.“ Gerade unter jüngeren Landwirten sei die Unsicherheit groß, weshalb auch Investitionen ausbleiben.
Werkzeuge fehlen
„Es braucht ganz einfach Planungssicherheit“, sagt Viktoria Hutter, Jugendsprecherin des Österreichischen Bauernbundes: „In Österreich werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten, ohne dass praxistaugliche Alternativen zur Verfügung stehen. Uns fehlen wichtige Werkzeuge.“ Dieser Entwicklung müsse man gegensteuern, andernfalls setzt sich der Rückgang bei vielen Ackerfrüchten fort, warnt Hutter. „Was auf unseren Feldern nicht wächst, fehlt auch im Regal.“ Als nächsten Schritt starten die Jungbauern eine Social-Media-Kampagne, die zeigen soll, bei welchen Kulturen es besonders große Lücken im Pflanzenschutz gibt.
„Versorgungssicherheit bedeutet Unabhängigkeit – diese müssen wir erhalten und stärken. Deshalb sollte alles daran gesetzt werden, dass die Österreicher auch künftig mit einer möglichst breiten Palette versorgt werden können. Konsumenten haben es selbst in der Hand, durch ihre Kaufentscheidung gezielt heimische Produkte zu fördern und so auch künftig die Produktion und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich zu sichern“, appelliert Robert Pichler abschließend.