Der Klimawandel, steigende Energiepreise und die Sorge um das Wohl künftiger Generationen rücken das Thema Nachhaltigkeit heute mehr ins Bewusstsein denn je. Die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt und Ressourcen beeinflusst Konsum, Mobilität, Ernährung – und in ganz besonderem Maße auch das Wohnen. Schließlich sind Gebäude nicht nur Lebensmittelpunkt, sondern auch einer der größten Hebel, wenn es um Energieverbrauch und CO2-Emissionen geht. Bei der Schaffung von Wohnraum gewinnen deshalb bestehende Bauten und bereits bebaute Grundstücke – Stichwort Bodenversiegelung – immer mehr an Bedeutung. Eine zentrale Rolle spielt die Immobilienwirtschaft: Laut einer aktuellen ESG-Analyse der Wirtschaftsauskunftei CRIF schneidet sie in Sachen Nachhaltigkeit unter allen Branchen am besten ab.
Wie sehr dieses Thema bereits in den Köpfen der Österreicher präsent ist, untersucht auch die Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) regelmäßig in Form einer repräsentativen Studie, die vom Marktforschungsinstitut Spectra seit 2021 durchgeführt wird. Die jüngsten, Anfang Mai veröffentlichten Ergebnisse zeigen: 81 Prozent der Österreicher bewerten das Thema Nachhaltigkeit als sehr wichtig oder wichtig.
Besonders hoch ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit aber offenbar im Burgenland, wie kürzlich präsentierte Daten aus dem Bundesland zeigen – hier sind es 85 Prozent. Auch gaben mit 84 Prozent deutlich mehr Burgenländer an, den Begriff „Nachhaltiges Bauen und Wohnen“ zu kennen, als dies österreichweit (75 Prozent) angegeben wurde. „Die Studie attestiert dem Burgenland eine Vorreiterrolle in Österreich, wenn es um Bewusstsein und Unterstützung für dieses Thema geht“, erklärt Hans-Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK).
Burgenländer planen Investitionen
Spontan und deutlich stärker als österreichweit assoziiert man im Burgenland (59 Prozent) die Verwendung ökologischer Baumaterialien (österreichweit 54), die Nutzung energieeffizienter Systeme sowie alternativer Energien (58 Prozent, österreichweit 51) und Wärmedämmung (26 Prozent, österreichweit 21) mit nachhaltigem Bauen und Wohnen.
Gefragt, ob sie in den nächsten fünf Jahren energieeffiziente Maßnahmen bei ihrem Haus umsetzen wollen, gaben laut RBSK-Studie 39 Prozent der burgenländischen Hausbesitzer an, dass das der Fall ist. Auch die geplanten Maßnahmen spiegeln das hohe Bewusstsein in Sachen Energieeffizienz wider: 54 Prozent planen die Montage einer Photovoltaik-Anlage, 49 Prozent die Umstellung ihres Heizsystems, 30 Prozent die Anbringung einer Solaranlage und 24 Prozent den Einbau einer Wärmepumpe.
Auffällig ist auch: Im Vergleich zum Österreich-Schnitt scheinen die Burgenländer besser über das Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen Bescheid zu wissen. „Sind es österreichweit 47 Prozent, die sich gut informiert fühlen, sind es im Burgenland gleich um sieben Prozentpunkte mehr“, sagt Vallant. Zugleich sieht er weiteres Potenzial mit Blick auf Sanierung, Renovierung und Adaptierung von bestehendem Wohnraum. Immerhin 34 Prozent der Befragten würden sich noch mehr Information wünschen: „Das ist auch ein Auftrag an uns, das Thema weiterzutragen und ins Bewusstsein zu bringen“, so der RBSK-Geschäftsführer.
Gestiegene Finanzierungsnachfrage
Eine deutliche Belebung des Marktes durch erhöhte Kreditnachfrage sieht auch die Raiffeisenlandesbank Burgenland. Laut Vorstandsdirektor Rudolf Suttner ist die Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen im gesamten Burgenland stark gestiegen – allein 2024 im Vergleich zu 2023 um rund 12 Prozent. Heuer habe man bereits zu Jahresmitte deutlich über dem gesamten Finanzierungsvolumen des Vorjahres gelegen. „Das unterstreicht die wiedergewonnene Dynamik im Wohnbausektor“, sagt Suttner. Trotz der weiterhin gültigen Vorgaben der KIM-Verordnung zeige sich eine hohe Bereitschaft zur Finanzierung. Der Zeitpunkt scheint durchaus günstig, denn die aktuelle Zinsentwicklung zeigt: der 3-Monats-Euribor (3ME) ist zuletzt gesunken.
„Für unsere Kunden bedeutet das: Fixzinssätze mit langer Laufzeit sind derzeit besonders attraktiv. Im historischen Vergleich sind die aktuellen Zinsniveaus günstig und ermöglichen eine besonders kosteneffiziente Finanzierung des eigenen Wohntraums“, sagt Suttner und verweist auf die WohnTraumCenter der burgenländischen Raiffeisenbanken als zentrale Anlaufstelle für Beratung.

Pionier bei Energiegenossenschaften
Neben dem Wohnbau setzt die RLB Burgenland mit der Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative (RNI) einen zweiten Schwerpunkt auf Energie. Seit der Gründung 2022 haben sich die 19 regionalen Erneuerbaren Energiegenossenschaften (EEG) und die überregionale Bürgerenergiegenossenschaft Burgenland (BEG) zum Zugpferd entwickelt.
„Wir waren die Ersten, die das flächendeckend über ein gesamtes Bundesland ausgerollt haben“, betont Generaldirektor-Stellvertreterin Eva Fugger. Die Bilanz nach drei Jahren kann sich sehen lassen: Mittlerweile habe man mehr als 11.000 Zählpunkte, derzeit kommen laut Fugger 500 neue pro Monat hinzu. Der grüne Strom wird aktuell überwiegend durch private PV-Anlagen, Kleinwasserkraftwerke sowie Windräder und demnächst auch in der ersten Biogasanlage von 3.600 Produzenten erzeugt und von 7.400 Konsumenten verbraucht. Bereits jede vierte burgenländische Gemeinde ist EEG-Mitglied.
Das Modell hat österreichweit Schule gemacht: Heute gibt es bereits über 180 Energiegenossenschaften in Österreich, die nach dem burgenländischen Vorbild entstanden sind. „Das innovative Modell, das wir im Burgenland erfolgreich etabliert haben, wurde mittlerweile in nahezu allen Bundesländern als Vorbild für regionale Energiewende-Projekte übernommen“, sagt Fugger stolz. Weitere Projekte sollen folgen – etwa der bundesweite Ausbau der E-Ladeinfrastruktur mit den Partnern Enlion und ÖAMTC, der EEG- und BEG-Mitgliedern eine Ersparnis von bis zu 30 Prozent beim Tanken bringen soll, sowie weitere Community-Hubs mit Stromspeicher-Anlage wie jenem in Ollersdorf.
Neue RLB-Zentrale mit Signalwirkung
Ein Vorbild will die Landesbank auch bei der Errichtung der neuen Zentrale sein, die am Stadtrand von Eisenstadt entstehen soll. Die Entscheidung zum Neubau sei nicht leichtfertig erfolgt, so Fugger, am derzeitigen Standort im Zentrum mangle es jedoch an Platz, Parkplätzen und Barrierefreiheit.
Seit September läuft die Ausschreibung zum Architekturwettbewerb, bis Weihnachten soll die Gestaltung feststehen. Die Eröffnung ist im Jahr 2030 geplant. Dabei wolle man ein Signal in Sachen Nachhaltigkeit mit entsprechenden Zertifizierungen setzen, betont Fugger: „Wir wollen ein Exempel statuieren, wie man im Sinne des Klimaschutzes bauen kann.“