Ohne Landwirtschaft kein Tourismus

Die bäuerliche Bewirtschaftung von Österreichs Landschaften stellt eine tragende Säule des Tourismus dar, wie ein neuer Report unterstreicht.

Was macht Österreich für Touristen interessant? Neben kulturellen Sehenswürdigkeiten in historischen Städten wie Wien oder Salzburg sind es vor allem die heimischen Bergregionen, die Jahr für Jahr Millionen Besucher ins Land locken. Doch der Erhalt der Naturlandschaften ist nicht selbstverständlich: „Ohne die Landwirtschaft wäre der Tourismus in Österreich nicht denkbar“, sagt Hannes Royer, Gründer von „Land schafft Leben“. Der Agrarverein hat sich intensiv mit dem Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Tourismus und dessen Folgen für den Lebensraum beschäftigt. 

Die Quintessenz des nun veröffentlichten Reports von rund 150 Seiten: Landwirtschaft sei essenziell für die Landschaft – und damit auch für den Tourismus. Dieser wiederum stellt ohne Zweifel eine wichtige Rolle für Österreichs Wirtschaft und Wohlstand dar: Im Jahr 2023 gaben Gäste aus dem In- und Ausland rund 37 Mrd. Euro aus – immerhin sechs Prozent des BIP. 

„Wenn ich heute auf einen Berg steige und nach unten schaue, dann sehe ich eine menschengemachte Kulturlandschaft. Die würde nicht so aussehen, wenn wir keine Bewirtschaftung hätten“, so Royer. Für ihn sind exemplarisch die Almen mit ihren kleinteiligen Wiesen, Wäldern und Weideflächen als „Wiege des Tourismus“ einer der Hauptgründe für die Beliebtheit Österreichs als Urlaubsziel. Grundsätzlich seien Almen aber auch ein Erholungsort für die Psyche, sagt Maria Fanninger, Mitgründerin von „Land schafft Leben“: „Wenn wir uns hier aufhalten, baut das Stress ab und kann sogar Depressionen vorbeugen.“

Almflächen schrumpfen

Zugleich gerät die heimische Almwirtschaft zunehmend in Bedrängnis. Die Zahl der bewirtschafteten Flächen nehme stetig ab, jeden Tag würden in Österreich neun Bauernhöfe zusperren, warnt Royer: „Wir laufen Gefahr, die kleinteilige Landwirtschaft zu verlieren.“ Das Problem: Die Almwirtschaft ist zeit- und arbeitsaufwändig. Die dabei erzeugten Lebensmittel sind am Markt kaum konkurrenzfähig, weshalb in den vergangenen Jahrzehnten tausende Hektar Almweiden aufgegeben werden mussten.

„Land schafft Leben“ sieht die regionale Kulinarik als wichtigsten Hebel: „Der Tourismus wirbt zwar mit Österreich und den Köstlichkeiten, die wir haben, aber oftmals kommen nicht österreichische Produkte auf den Teller“, kritisiert Fanninger. Beispielsweise ist in Österreich Käfighaltung von Legehennen seit 2020 ausnahmslos verboten, dennoch würden täglich 1,2 Mio. Käfig-Eier importiert. Regionale Lebensmittel müssten in der Breite der Gastronomie Vorrang erhalten, fordert der Verein – nur so könnten die Landwirtschaft und damit die Kulturlandschaften als Treiber für den Tourismus weiter bestehen.

Journalist Timo Küntzle, Maria Fanninger und Hannes Royer präsentieren den Report „Landwirtschaft, Lebensraum & Tourismus“.
Journalist Timo Küntzle, Maria Fanninger und Hannes Royer präsentieren den Report „Landwirtschaft, Lebensraum & Tourismus“. © Mila Zytka

Kennzeichnungspflicht für Herkunft gefordert

„Land schafft Leben“ plädiert deshalb für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für mehr Transparenz auf dem Teller – auch weil es laut Royer einen Trend zu niedrigen Qualitätsstufen gebe. Umgekehrt liege der Anteil der zumeist ausländischen Billigwaren bei jenen Betrieben, die bereits jetzt freiwillig die Herkunft ihrer Produkte angeben, bei unter fünf Prozent.

Eine Herkunftskennzeichnung sei auch im Hinblick auf das Mercosur-Abkommen wichtig, welches die Wettbewerbsbedingungen für kleine heimische Betriebe zusätzlich verschärfen könnte. „Landwirtschaft und Tourismus werden gemeinsam bestehen oder gemeinsam fallen“, meint Royer. Deshalb sei es umso wichtiger, die Rahmenbedingungen für die Landwirte zu verbessern. Dafür sei Zusammenarbeit nötig – mit dem Report wolle man das Bewusstsein dafür schaffen. 

AusgabeRZ38-2025

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