Herbstwandern: Unterschätztes Risiko 

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit rechnet im heurigen Herbst mit mehr als 2.000 Wanderunfällen.

Der Herbst ist für viele die schönste Wanderzeit. Die Saison kann allerdings auch tückisch sein: Kühlere Temperaturen, frühe Dunkelheit und rutschige Wege verschärfen die Bedingungen. In hochalpinen Lagen sind zudem Schneefälle nicht auszuschließen. So müssen in den Herbstmonaten September bis November durchschnittlich mehr als 2.000 Verletzte im Krankenhaus behandelt werden. 

„Warme Kleidung, Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set und Biwaksack mitzunehmen sowie früh aufzubrechen, um nicht in die Dunkelheit zu geraten – das kann im Ernstfall Leben retten“, erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). „Sicherheit bedeutet aber auch, eine Tour zu verschieben, wenn das Wetter nicht mitspielt.“ 

Mehr Verletzungen

2024 wurden rund 11.800 Wanderunfälle registriert – ein Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen waren die Steiermark (1.900 Fälle), Tirol (1.800) und Niederösterreich (1.300). Die meisten Unfälle resultieren aus Stürzen, häufig verursacht durch Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung oder falsches Schuhwerk. Am häufigsten verletzt werden Knöchel und Fußgelenke (27 Prozent). Knochenbrüche, Sehnen- und Muskelverletzungen stellen die häufigsten Verletzungsarten dar.

Gerade weil viele Verletzungen die Gelenke betreffen, spielt das Schuhwerk eine wichtige Rolle. Trauner-Karner betont: „Entscheidend sind nicht nur eine gute Schnürung und ein griffiges Profil, sondern auch die Wahl des Schuhtyps.“ Bei Wanderungen im flacheren Gelände oder auf gut ausgebauten Wegen sind leichtere Schuhe mit etwas weicherer Sohle von Vorteil, da sie das Abrollen erleichtern und die Gelenke schonen. In alpinem, steinigem oder steilem Gelände sind hingegen Bergschuhe mit härterer, stabiler Sohle und ausgeprägtem Profil die bessere Wahl, weil sie mehr Halt geben und das Risiko des Umknickens deutlich reduzieren, so die KFV-Empfehlung.

Auffällig ist zudem, dass sich viele Unfälle auf dem Rückweg ins Tal ereignen. Müde Muskeln und Flüssigkeitsmangel führen dazu, dass selbst erfahrene Wanderer Fehltritte machen. Zudem werden Gelenke und Kreislauf stark belastet. Trauner-Karner betont: „Wer schon beim Aufstieg merkt, dass die Kräfte nachlassen, sollte frühzeitig umkehren oder, falls vorhanden, für den Rückweg die Bergbahn nutzen. Wer erst kurz vor dem Tal müde wird oder auf Strecken ohne Seilbahn unterwegs ist, riskiert, dass die Ermüdung zu Unfällen führt.“

Gezielte Vorbereitung

127 Menschen starben 2024 beim Wandern und Bergsteigen laut alpiner Unfallstatistik – ein Plus von 28 Prozent gegenüber 2023, wie die Zahlen des Kuratoriums für alpine Sicherheit (ÖKAS) zeigen. Häufigste Todesursache ist Herz-Kreislauf-Versagen, das vor allem ältere Menschen betrifft. „Regelmäßige Bewegung im Alltag und gezieltes Training sind die beste Vorbereitung auf Wanderungen und Bergtouren“, so Trauner-Karner. 

Neben der körperlichen Vorbereitung gilt es natürlich auch für die richtige Ausrüstung zu sorgen: Warme, wetterfeste Kleidung im Zwiebellook mitnehmen, dazu Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set und ausreichend Verpflegung. Bei rutschigen Bedingungen können Grödel oder Wanderstöcke zusätzliche Sicherheit bieten. Besonders wichtig ist geeignetes Schuhwerk.

Keinesfalls sollte man auf das Trinken vergessen: Dehydration führt schnell zu Konzentrationsschwächen und Stolperunfällen. 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit sind selbst für Halbtageswanderungen ratsam.

AusgabeRZ41-2025

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