„Österreich und der Wein sind zwei Partner, die seit Jahrtausenden miteinander verbunden sind“, betonte Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM) bei der Präsentation einer aktuellen Wertschöpfungsstudie. Trotzdem werde die wirtschaftliche Leistung des Weinbaus oft übersehen. Aus diesem Grund wollte die ÖWM die volkswirtschaftliche Bedeutung der Weinwirtschaft in Zahlen erfassen und beauftragte damit das Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Beleuchtet wurden dabei Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Fiskaleffekt.
Heimische Abnehmer
Um die Dimension des heimischen Weinbaus einordnen zu können, zuerst ein paar Eckdaten. Auf einer Fläche von 44.210 Hektar (1 Prozent der weltweiten Weinbauflächen) wird Wein produziert. Die 10.000 Betriebe befinden sich im Osten des Landes, sie werden tendenziell größer – bei gleichbleibender Gesamtfläche – und professioneller. 95 Prozent sind Familienbetriebe, rund ein Viertel produziert Bio-Trauben. Jedes Jahr werden 240 Millionen Liter Wein produziert und auch konsumiert. Der wichtigste Absatzkanal ist mit 56 Prozent die heimische Gastronomie. 83 Prozent der Weine, die dort konsumiert werden, stammen aus Österreich. Im Lebensmitteleinzelhandel sind es 77 Prozent. „Der einzige Weg, wo man noch wachsen kann, ist der Export“, unterstreicht Yorke. Die Achterbahn der Zölle ist dabei allerdings nicht hilfreich. Unsicherheit zu Jahresbeginn und ständig wechselnde Androhungen von Zöllen in unterschiedlichsten Höhen wirken sich auf den internationalen Handel aus. Wenn der Wein auf dem Wasser Richtung Amerika unterwegs ist, und sich währenddessen die Zölle ändern, mache das die Importeure zurückhaltend, wie Yorke erklärte. Denn die Zölle zahlen die Importeure.
Trotzdem tragen die Zollsätze im transatlantischen Handel (aktuell 15 Prozent) zur Volatilität in der Weinwirtschaft bei, wie Christian Helmenstein, Leiter des Economica-Instituts, erläuterte. Auch das Budgetdefizit und die Inflation sind höher als erwartet. „Volatilität bedeutet aber auch, „dass auch einmal das ‚upside‘ zur Geltung kommen kann“, so Helmenstein. Dieses bestehe darin, „dass wir im Jahr 2025 mindestens eine mengenmäßig durchschnittliche Ernte bei weiterhin sehr hoher Qualität haben werden“.
Bund ist Profiteur
Wie steht es nun um die volkswirtschaftliche Bedeutung der Weinwirtschaft? Im Jahr 2023 betrug deren Bruttowertschöpfung 3,8 Milliarden Euro, was 0,9 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung entspricht. 68.000 Beschäftigte und damit 1,35 Prozent der insgesamt in Österreich Beschäftigten arbeiten direkt oder indirekt in der Branche. Besonders profitieren Beherbergung und Gastronomie mit knapp 1,5 Milliarden Euro (rund 39 Prozent) der gesamten Wertschöpfung, die durch den Wein in Österreich entsteht. An zweiter Stelle steht die Landwirtschaft mit etwa 390 Millionen Euro. Auf Platz drei folgt der Großhandel mit knapp 353 Millionen Euro. Auch der Weintourismus spielt eine zentrale Rolle: Fünf Prozent der Urlauber nahmen 2023 weinbezogene Aktivitäten wahr. Sie gaben durchschnittlich 18 Prozent mehr pro Tag aus als andere Gäste.
Der Bund ist ein großer Profiteur der Weinwirtschaft, leistet diese doch jährlich 1,16 Milliarden Euro Steuer und Abgaben. Drei Viertel davon gehen an die Sozialversicherungsträger und den Bund, 20 Prozent an Länder und Gemeinden sowie 5 Prozent an sonstige Körperschaften des öffentlichen Rechts. „Wir haben es mit einer sehr stark regional verankerten Branche zu tun, aber durch unseren Länderfinanzausgleich profitiert die betreffende Standortgemeinde bzw. das Bundesland nur unterdurchschnittlich“, so Helmenstein.
„Wir können aus diesen Zahlen sehr klare Ableitungen machen“, meinte dazu Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands. Denn einen Sektor, der so wichtig für den Staatshaushalt ist, müsse man stabilisieren, ist er überzeugt. Nicht zuletzt, weil er Arbeitsplätze in Regionen bringt, die aus wirtschaftlicher Sicht eher benachteiligt sind. Schmuckenschlager hat es sich daher zum Ziel gesetzt, um einen Beitrag seitens des Bundes zu kämpfen, wie er bis 2013 üblich war und beziffert diesen mit 800.000 Euro. Denn hohe Produktionskosten und eine angespannte Marktlage würden auch die Weinwirtschaft treffen.