Genol: „Wichtig, dass wir uns breit aufstellen“

Seit April 2025 ist Katharina Ernst Mitglied der Geschäftsführung bei der Genol GmbH sowie der WAV. Wie sich aktuell der Energiemarkt entwickelt, wie es beim Tankstellennetz weitergeht und was für sie der Reiz an ihrer neuen Position ist, erzählt sie im Interview.

Seit April 2025 führen Sie gemeinsam mit Oliver Eisenhöld die Genol und die WAV. Was hat Sie an der Position gereizt?
Katharina Ernst: Ich war in der Vergangenheit unter anderem in der Energie-Branche tätig und hatte dazu immer wieder berufliche Anknüpfungspunkte, beispielsweise zuletzt in der Elektromobilitäts-Branche. Auch als Privatperson bin ich wie jeder tagtäglich vom Thema Energie umgeben. Daher hat es mich sehr gefreut, dass ich die Chance bekommen habe, die spannende Aufgabe der Leitung eines so wichtigen Energiehändlers im nichturbanen Bereich übernehmen zu dürfen.

Der Start in die Heizsaison steht bevor, das war in den vergangenen Jahren und ist nach wie vor eine spannende Phase. Wohin wird denn die Reise in den nächsten Monaten gehen, worauf sollten sich Konsumenten einstellen?
Ernst: Beim Heizöl haben sich die Preise nach den letzten, eher turbulenten Jahren stabilisiert. Die Saison ist bisher gut verlaufen, die Lager sind gut gefüllt. Beim Winterdiesel sind wir preistechnisch von tagesaktuellen Notierungen und Ereignissen am Weltmarkt abhängig. Bei den Pellets haben wir im Frühjahr schon eine gute Einlagerungssaison gehabt, mit dem Start in den Herbst und Winter erwarten wir Preissteigerungen, die für diese Jahreszeit üblich sind. Leider wurden die Förderungen für Pelletsöfen gestoppt, das ist nicht von Vorteil. Es gibt zwar erste Anzeichen seitens der Regierung, dass diese wieder aufgenommen werden könnten, grundsätzlich gehen wir aber nicht davon aus, dass diese nochmals jene Höhen erreichen werden, die wir in der Vergangenheit gesehen haben. Was all diese Produktgruppen vereint, ist, dass ihre Verfügbarkeit am Markt aktuell sehr gut gegeben ist. Das heißt, wir rechnen nicht mit saisonbedingten Engpässen. Was aber natürlich nicht beeinflussbar ist, ist zum einen das Wetter, das heißt, wie mild oder streng der Winter wird und wie viel Bedarf dementsprechend entsteht. Und zum anderen, ob es zu Ereignissen am Weltmarkt kommt, die doch noch Engpässe und Preissteigerungen auslösen können.

Derartige Ereignisse würden wir wohl auch bei den Preisen an den Zapfsäulen spüren. Wie entwickelt sich denn das Genol-Tankstellennetz?
Ernst: Unter der Marke Genol laufen derzeit 196 Tankstellen und 273 Dieselabgabestellen für die Landwirtschaft, das ist das dichteste Tankstellennetz im nichturbanen Raum in Österreich. Heuer sind zwei neue Tankstellen hinzugekommen. Aktuell ist es aber so, dass alle Tankstellenanbieter von der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten betroffen sind, die besagt, dass unterirdische Tanks und Rohrleitungen, die vor 1985 errichtet worden sind, druckluftüberwacht sein müssen. Die Verordnung muss bis 2029 umgesetzt sein. Da sich die dafür notwendigen Investitionen nicht an allen Standorten rentieren werden, gehen wir davon aus, dass sich die Tankstellendichte in Österreich um 20 bis 30 Prozent verringern wird. 


Da die Anzahl an E-Fahrzeugen weiter ansteigt, investieren wir
in den Ausbau der Ladepunkte.

Katharina Ernst

Nicht betroffen sind davon die E-Ladesäulen, die in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut wurden. Wie geht es hier voran?
Ernst: Das derzeitige E-Ladesäulen-Netz umfasst 154 Ladepunkte, wobei die große Mehrheit AC-Ladepunkte bis 22 kW sind, die vor allem von Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden der Lagerhaus-Genossenschaften genutzt werden. Da die Anzahl an E-Fahrzeugen weiter ansteigt, investieren wir in den Ausbau der Ladepunkte. Trends, die wir dabei im Blick haben, sind Ladeparks mit Infrastruktur wie Bistro und Waschanlage, das Laden von E-LKWs im Nahverkehr, unter anderem in Kooperation mit der RWA-Tochter Garant, sowie die sogenannten Hypercharger. Hier haben wir zehn Standorte für 150 kW-Stationen identifiziert und sind gerade dabei, die Investition mit einem Partner auf die Beine zu stellen, um die ersten bis Ende 2025 zu errichten. 

In welchen Bereichen erwarten Sie für Genol mittelfristig die größten Wachstumschancen?
Ernst: Auch wenn der Bedarf in dem Bereich noch länger anhalten wird, ist bei fossilen Brennstoffen und Heizöl ein klarer Abwärtstrend sichtbar. Dementsprechend ist es umso wichtiger, dass wir uns mit unserem Sortiment breit aufstellen und auch biogene Brennstoffe wie Biodiesel, HVO und Pellets, chemisch-technische Produkte und E-Ladestationen im Sortiment führen. Marktwachstum sehen wir daneben auch bei den synthetischen Treibstoffen, also zum Beispiel e-fuels und Wasserstoff. Wobei wir als Energiegroßhändler in diesem Bereich auch die Politik gefordert sehen, die notwendigen Regelwerke und Förderungen zu schaffen, damit die Industrie diese Treibstoffe wirtschaftlich verfügbar machen und ein Markt entstehen kann. Wir stehen auf jeden Fall in den Startlöchern. Der Einsatz solcher Treibstoffe oder auch die Kombination aus E-Mobilität, PV-Anlagen und Batteriespeicher könnte in der Landwirtschaft helfen, die Bewirtschaftung nachhaltiger zu gestalten und zumindest Arbeiten mit kleinen Lasten rund um den Hof zu elektrifizieren. Hierfür hat die RWA mit Genol, RWA Solar Solutions und RWA Technik die richtigen Partner an Bord. 

Wenn wir fünf Jahre in die Zukunft schauen: Was muss bis dahin passiert sein, damit Sie zufrieden Bilanz ziehen?
Ernst: Dass wir auch in fünf Jahren noch am Puls der Zeit sind und keine wichtigen Trends verschlafen haben. Und dass wir zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entwicklungen angegangen sind und in die Technologien der Zukunft investiert haben, um weiter mit unterschiedlichen Formen von Energie zu versorgen.

AusgabeRZ43-2025

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