Der Lebensmittelveredler Agrana arbeitet weiter daran, profitabler zu werden – vor allem in den zwei Segmenten Zucker und Stärke, die aufgrund zahlreicher Einflüsse vor schmerzlichen Anpassungen stehen. Das derzeit stark defizitäre Zuckergeschäft möchte CEO Stephan Büttner dennoch nicht aufgeben, stattdessen soll der noch einzig verbliebene Standort in Österreich in Tulln mit zahlreichen Maßnahmen langfristig abgesichert werden.
„Ich gehe davon aus, dass wir das schaffen“, sagte er im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dass der Weg dorthin schmerzlich ausfallen wird, verhehlt Büttner nicht. Bis 2027/28 sollen konzernweit etwa 400 bis 500 Stellen der insgesamt 9.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. „Ein Großteil“ davon werde Österreich betreffen. Inbegriffen seien auch Nicht-Nachbesetzungen, Pensionierungen, aber auch Kündigungen. An einem Sozialplan werde gearbeitet. „Das tut sehr weh“, betonte der Agrana-CEO. Bis zum anvisierten Zeitraum sollen jährliche Einsparungen von bis zu 100 Mio. Euro erreicht werden.
Die Zucker-Produktion an den Standorten Leopoldsdorf sowie im tschechischen Hrušovany wurde heuer im März eingestellt. Die Schließung betraf damals rund 120 Mitarbeiter in Leopoldsdorf sowie rund 150 in Hrušovany. Der Verkaufsprozess für das Firmengelände Leopoldsdorf sei noch im Gange, es gebe „mehrere Interessenten“, so Büttner. Nach außen will sich Agrana noch stärker als Lebensmittel- und Industriegüterkonzern präsentieren. Im Rahmen der neuen Konzernstrategie hat der Konzern den Frucht-Geschäftsbereich in Food & Beverage Solutions (FBS) umbenannt. Das Segment umfasst unter anderem Produkte sowie Rezepturen für Molkereien und die Food Service-, Eiscreme-, Backwaren- sowie Getränkeindustrie. Bereits mehr als die Hälfte des Agrana-Umsatzes entfällt auf den Bereich Lebensmittel- und Getränkelösungen. Wachstum soll vor allem aus dem Ausbau des Spezialitäten-Geschäfts kommen.
Auch insgesamt ging es der heimischen Lebensmittelindustrie schon weitaus besser. Bei Themen wie „Shrinkflation“ und Zuckersteuer plädiert Büttner, der seit dem Sommer auch Obmann des WKÖ-Fachverbandes Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist, unter anderem für die Eigenverantwortung. Sorgen mache ihm auch die heimische Konjunkturentwicklung, die grob vereinfacht das geringste Wachstum und die höchste Inflation in der Eurozone aufweise. Das sei für eine Branche, die zwei Drittel ihrer Güter exportiere, „ein Drama“. „Wenn wir weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wirkt sich das natürlich negativ auf den Standort aus“, so Büttner. Im ersten Halbjahr 2025/26 verzeichnete Agrana einen Gewinneinbruch. Auch die Absatzmengen im Zucker- und Stärkesegment waren rückläufig. Der Konzerngewinn ging von 23,5 Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf 1,1 Mio. Euro zurück, der Umsatz sank um 9,1 Prozent auf 1,69 Mrd. Euro. Aufgrund „sehr guter Ergebnisse“ im zweiten Quartal bei Food & Beverage Solutions hob Agrana die Jahresprognose an und rechnet für 2025/26 nun „mit einem deutlichen EBIT-Anstieg von plus 10 Prozent bis plus 50 Prozent“.








