„Der Wohlstand im Land wird mit dem Export verdient“, sagte Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, kurz vor dem Exporttag und der Verleihung der Kärntner Exportpreise. „Auch wenn zurzeit Probleme in der Lieferkette, fehlende Facharbeiter und hohe Preise für Energie und Rohstoffe kumulieren, funktionieren die Exporte der Kärntner Unternehmen wieder.“ Im ersten Halbjahr 2020 hat es im Außenhandel ein Minus von 12 Prozent, in der zweiten Jahreshälfte ein Minus von 7 Prozent gegeben. Im Vorjahr habe man ausgeglichen agiert. „Für das erste Halbjahr bin ich mir sicher, dass wir wieder auf die Erfolgsspur wie vor der Krise kommen.“ – Stark seien die Betriebe in den Bereichen Elektronik, Digitalisierung, Maschinenbau und Umwelttechnik. Hervorgehoben hat Mandl dabei den Bereich erneuerbare Energie mit thermischen Kollektoren und Photovoltaik.
Bis um die Jahresmitte habe es Dank „Vor- und Weitsicht der Unternehmen keine Verlangsamungen für Kärntens Wirtschaft gegeben. Bisher funktionieren die Exporte noch. Doch langsam engt sich das ein, Engpässe werden immer spürbarer. Bei den heimischen Betrieben bremsen fehlende Fachleute den Aufholprozess immer stärker.
Der Krieg in der Ukraine betreffe Kärntens Wirtschaft nicht unmittelbar, da die ökonomischen Beziehungen nach Russland nicht sehr stark sind, 30 bis 40 Unternehmen stünden im Kontakt mit der Ukraine, so Mandl und erläutert: „Den ersten großen Einschnitt hat es schon mit dem Krimkrieg gegeben.“ Was hingegen wirklich schmerze, seien massive Schwierigkeiten in der Logistik auf globaler Ebene: „Wenn in Shanghai ein Containerschiff sechs Wochen und länger steht, hat das bis zum lokalen Endkunden massive Folgen. Es fehlen in ganz Europa Lkw-Fahrer und in Österreich die Facharbeiter.“ Mandl sieht infolgedessen eine immer stärkere Rückkehr der Produktion weg von Asien wieder zurück nach Europa. „Kärntner Unternehmen waren teils Gewinner, weil sie lieferfähig waren“, so Mandl.
Peter Gauper, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten und seit 19 Jahren Partner des Exporttages, betonte: „Der Kern unseres Wettbewerbsvorteils, unser USP, liegt auf der einen Seite in der lokalen Betreuung der Unternehmen durch die ansässigen Banken, auf der anderen durch das weltweite Netzwerk der RBI“, so Gauper. So sehr uns die Digitalisierung in der Beratung helfe, so unverzichtbar sei der direkte persönliche Kontakt. „Das Zusammenspiel dieser beiden Stärken verschafft uns einen klaren Mehrwert am Markt“, betont der RLB-Vorstandssprecher.
Top-Exporteure prämiert
Am Abend des Exporttages wurden die „Kärntner Exportpreise 2022“ in vier Kategorien verliehen. Bei den „Großbetrieben“ (über 250 Mitarbeiter und über 50 Mio. Euro Umsatz) gewann Holz Klade GmbH mit Sitz in Wolfsberg. Die Unternehmensgruppe aus Wolfsberg arbeitet pro Jahr beispielweise rund 1.500.000 Festmeter Rundholz im Inland und benachbarten Ausland auf. Bei den „Mittelbetrieben“ (bis 249 Mitarbeiter und bis 50 Mio. Euro Umsatz) punktete Biodiesel Kärnten GmbH aus Arnoldstein. Das Unternehmen verarbeitet pflanzliche und tierische Abfallfette zu Treibstoffen und Rohstoffen für die chemische Industrie. Bei den Kleinbetrieben (bis 49 Mitarbeiter und weniger als 10 Mio. Euro Umsatz) gewann Gusta Garden GmbH aus Bodendorf beim Ossiacher See. Produziert werden dort ausgesuchte Gemüsepflanzen für den Balkon, die vorzugsweise über den Webshop verkauft werden. Bei den Dienstleistern ging Augmensys GmbH aus Klagenfurt als Sieger hervor. Dank Augmented Reality kann der Einsatz und die Schulung von Industriesoftware für die Anwender enorm erleichtert werden.
Hemma Kircher-Schneider, Leiterin der Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer Kärnten, hob das globale Netzwerk der über 100 Außenwirtschaftsstützpunkte der Wirtschaftskammer Österreich hervor. Beim Exporttag in Klagenfurt waren rund 230 Exporteure präsent, 28 Länder waren durch Wirtschaftsdelegierte vertreten. „Ein besonderes Plus ist für uns eine neue internationale Datenbank, die auf Export- und Importdaten von Zollbehörden basiert und mit deren Hilfe wir für die Betriebe neue Beschaffungs- und Absatzmärkte finden können“, erklärte Kircher-Schneider.