Bekommt Valida das aktuelle wirtschaftliche Umfeld zu spüren? Wie wirken sich Inflation und volatile Aktienmärkte auf die Geschäftstätigkeiten der Valida aus?
Martin Sardelic: Das heurige Jahr stellt sich für unsere Kapitalanlage als sehr herausfordernd dar. Nahezu alle Assetklassen waren bisher von Zinsanhebungsspekulationen, Rezessionssorgen sowie dem Krieg in der Ukraine beeinflusst. Wir haben darauf mit Reduktionen im Anleihebereich sowie einer modellbasierten Absicherung im Aktiensegment reagiert und konnten dadurch die negativen Marktentwicklungen bereits weitestgehend antizipieren. Bis auf Weiteres werden wir unsere risikoaversere Veranlagung beibehalten. In der Vorsorgekasse gilt für alle unsere Kund:innen die Kapitalgarantie auf 100 Prozent der einbezahlten Beiträge.
Mit unserem Liability Driven Investmentkonzept konnten wir im Vorjahr sowohl in der Vorsorgekasse als auch in der Pensionskasse das jeweils beste Veranlagungsergebnis der gesamten Branche erzielen.
Die aktuell sehr hohe Inflation verändert zwar nicht unser Geschäftsmodell, führt aber kurz- bzw. mittelfristig auch zu höheren Löhnen. Für jene Unternehmenskunden, die bei uns lohnabhängige Beiträge einbezahlen, steigen somit die finanziellen Verpflichtungen.
Valida hat kürzlich in Kooperation mit Spectra die bereits dritte Meinungsumfrage zum Thema Betriebliche Vorsorge veröffentlicht. Was hat sich an der Einstellung der Österreicher:innen in den letzten Jahren verändert?
Sardelic: Wir haben vor vier Jahren begonnen, regelmäßig Arbeitnehmer:innen zum Thema „Betriebliche Vorsorge“ zu befragen. Aus den Antworten aller drei bisherigen Studien lässt sich klar erkennen: Betriebliche Vorsorge war, ist und bleibt ein wichtiges Thema. Neun von zehn Befragten bezeichnen betriebliche Vorsorge als sehr wichtig oder wichtig. Die Zustimmung zu einer verpflichtenden Betrieblichen Vorsorge ist zuletzt sogar auf 68 Prozent gestiegen. Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer:innen gibt an, dass finanzielle Vorsorge seit der Pandemie für sie noch wichtiger wurde.
Bei der Umfrage geht es auch um die Einschätzung der späteren Pensionen. Wie ist die Erwartungshaltung der heutigen Arbeitnehmer:innen?
Sabine Koszteczky: Beim Ausblick auf die künftige Pension zeigen sich Herr und Frau Österreicher nach wie vor skeptisch. Der verfügbare Betrag in der späteren Pension wird von den Arbeitnehmer:innen von heute im Schnitt auf 1.310 Euro geschätzt. 71 Prozent geben an, von ihrer zukünftigen staatlichen Pension nicht gut leben zu können – unter den Frauen sind es sogar 76 Prozent. Die 30- bis 39-Jährigen haben die geringsten Erwartungen. In dieser Altersgruppe rechnen 77 Prozent damit, dass die späteren staatlichen Leistungen nicht ausreichen werden.
Wird sich daran in Zukunft etwas ändern?
Sardelic: Auf Ebene der politischen Interessenvertreter hoffen wir vor allem auf breite Einsicht, dass betriebliche Vorsorge eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer darstellt und deshalb künftig in möglichst allen Kollektivverträgen berücksichtigt werden sollte.
Koszteczky: Deshalb informieren wir aktuell Unternehmer:innen aller Branchen verstärkt über die zahlreichen Vorteile einer Pensionskassenlösung. Denn wer qualifizierte Mitarbeiter:innen für sein Unternehmen gewinnen und langfristig binden möchte, benötigt attraktive Gehaltszusätze. Betriebliche Vorsorgelösungen sind bei Arbeitnehmer:innen besonders beliebt, wie auch unsere Spectra-Studie bestätigt. Außerdem spart der Arbeitgeber Lohnnebenkosten und kann Pensionskassenbeiträge steuerlich abschreiben.
Nachhaltigkeit ist im gesamten Raiffeisen-Sektor ein essenzielles Thema. Setzt Valida aktuell Maßnahmen, um das Engagement für Nachhaltigkeit weiter zu stärken?
Sardelic: Nachhaltigkeit hat in unserer Vorsorgekasse Tradition. Hier setzen wir schon seit langer Zeit sehr hohe Maßstäbe, lassen unser Portfolio regelmäßig prüfen und werden schon seit zehn Jahren regelmäßig mit dem Goldzertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik – kurz ÖGUT – ausgezeichnet. In der Pensionskasse setzen wir seit rund zwei Jahren ein neues Nachhaltigkeitskonzept um, das vor allem auf das „Engagement“ der Gesellschaften abzielt, die in unseren Portfolien vertreten sind. Aktuell schneiden wir bei Nachhaltigkeitskennzahlen wie dem CO2-Footprint oder dem Beitrag zu den Social Development Goals deutlich besser ab als ein internationales Vergleichsportfolio. Sowohl Vorsorgekasse als auch Pensionskasse investieren in enger Kooperation mit der Raiffeisen Immobilien KAG in mehrere als nachhaltig ausgezeichnete Immobilien. Weiters wird bei Valida „Soziales Engagement“ großgeschrieben. So stellen wir bereits seit April zwei ukrainischen Flüchtlingsfamilien Wohnungen zur Verfügung.
Wie gehen Sie mit dem Thema „Hybrides Arbeiten“ um? Lautet bei Valida die Devise „Back to Office” oder hat die Home-Office-Arbeit während der Lockdowns so gut funktioniert, dass sie nun fortgesetzt wird?
Sardelic: Mit unserem neuen modernen Bürokonzept, das wir nun seit wenigen Monaten umsetzen, arbeiten die Kolleg:innen nunmehr in sogenannten Homebases, die kurze Abstimmungsprozesse und maximale Flexibilität ermöglichen. Bürowände sind nur mehr dort angebracht, wo es baulich oder rechtlich erforderlich ist. Wir setzen auf kurze Abstimmungswege und flache Hierarchien. Dadurch gelingt es uns, das hohe Service-Niveau bei unseren Unternehmens- und Privatkunden weiter zu steigern und unserem Anspruch als kundenzentriertes Unternehmen gerecht zu werden.
Koszteczky: Wir kombinieren das Beste aus beiden Welten: sowohl aus der Office-Welt als auch aus der Home-Office-Welt. Die neue Arbeitsfläche bietet ideale Möglichkeiten für Networking und kreative Meetings vor Ort. Als attraktiver Arbeitgeber stellt die Valida den Mitarbeiter:innen die Option des Home-Offices zur Verfügung. Gerade für Erziehungsberechtigte ist es wichtig, auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Dies erleichtert es auch Familien, eine gute Work-Life-Balance zu finden. Einen weiteren positiven Nebeneffekt bringt die Möglichkeit von Home-Office für Pendler, die durch die Arbeit zu Hause auch den CO2-Ausstoß verringern können.
Welche aktuellen Entwicklungen gibt es bei Valida im Bereich Innovation?
Sardelic: Als kundenzentriertes Unternehmen setzen wir auf ein gesamtheitliches Kundenbetreuungskonzept bei dem sowohl Qualität als auch dessen laufende Verbesserung im Fokus steht. Unser Ziel lautet, die Einwegkommunikation durch digitale Interaktionen mit unseren Kundinnen und Kunden zu ersetzen. Dabei haben wir in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht.
Koszteczky: Hier ist vor allem unser modernes Valida Vorsorgeportal zu erwähnen, das unseren 2,8 Millionen Kund:innen eine Vielfalt an modernen Features und Möglichkeiten zu digitalen Interaktionen bietet. So können unsere Kund:innen rund um die Uhr ihren aktuellen Guthabenstand sowie archivierte Kontoinfos abrufen. In der Abfertigung Neu können Anträge auf Auszahlung oder Kontozusammenführungen über das Portal abgewickelt werden. Pensionskassen-Kund:innen stellen ihre Anträge auf die laufende Zusatzpension ebenfalls online. Die Aktivierung des Zugangs funktioniert wahlweise mittels Passwort, digitaler Handysignatur oder der neuen ID Austria. Das Valida Vorsorgeportal ist auch via App am Smartphone erreichbar und wird laufend um neue Funktionen erweitert. Für unsere Unternehmenskund:innen haben wir sowohl das Bestandssystem als auch das Dienstgeberportal modernisiert und an aktuelle hohe Standards angepasst.
Über Valida
Die Valida Vorsorge Management ist das Kompetenzzentrum für betriebliche Vorsorge der Raiffeisen Bankengruppe und der Uniqa. Die Unternehmensgruppe ist in den Geschäftsfeldern „Pensionskasse“, „Betriebliche Vorsorgekasse – Abfertigung Neu“ sowie „Beratung für betriebliche Vorsorge“ tätig. Mit rund 2,8 Millionen Kund:innen in Österreich nimmt die Valida Gruppe eine führende Marktposition ein. valida.at