„Der Putenstreifensalat im Gasthaus hat also mit ziemlicher Sicherheit nichts mit österreichischer Herkunft zu tun“, sagt Georg Strasser, Präsident des österreichischen Bauernbundes, der gemeinsam mit Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, die Ergebnisse eines Regionalitäts-Checks bei Putenfleisch präsentierte.
Insgesamt wurden 447 Putenprodukte im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie im Gastronomie-Großhandel in ganz Österreich untersucht. Unterschieden wurde zwischen Frischfleisch sowie verarbeiteten Convenience-Produkten (Puten-Cordon bleu, Frankfurter, Putenschinken etc.). Zudem wurden Online-Shops nach denselben Kriterien überprüft.
Die Ergebnisse im Großhandel sind besorgniserregend, so Strasser: „92 Prozent des angeboten Puten-Frischfleisches kommen nicht aus Österreich. 49 Prozent stammen aus dem EU-Ausland, hauptsächlich aus Polen, Italien und Ungarn. Bei 43 Prozent ist die Herkunft überhaupt unklar.“ Letzteres sei vor allem ein Problem bei den Onlineshops. „Bei den verarbeiteten Lebensmitteln im Großhandel kann man nur mehr den Kopf schütteln“, kommentiert Strasser: 6 Prozent stammen aus Österreich, 14 Prozent aus dem EU-Ausland. Bei 80 Prozent war die Herkunft des verarbeiteten Putenfleisches nicht ersichtlich.
Ein deutlich besseres Bild gibt der Lebensmitteleinzelhandel ab: 61 Prozent des überprüften Putenfrischfleisches im LEH stammen aus Österreich, ein Viertel aus dem EU-Ausland. Bei 12 Prozent ist die Herkunft unklar, das betrifft vor allem wieder den Einkauf in Onlineshops. Beinahe 90 Prozent des österreichischen Frischfleisches sind zudem mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet. Bei den verarbeiteten Produkten im LEH ist die Situation noch besser: Bei 79 Prozent des Sortiments ist österreichisches Putenfleisch verarbeitet. Das sei sehr positiv und lobenswert, unterstreicht der Bauernbund-Präsident: „Während der LEH bereits zahlreiche Maßnahmen in Richtung Regionalität und damit auch Tierwohl umgesetzt hat, ist nun der Großhandel am Zug, besonders im Onlinehandel sehen wir enormen Handlungsbedarf.“
Höhere Standards
Geht es um Tierwohl, Tiergesundheit und Haltungsstandards bei der Putenhaltung, ist Österreich ein weltweites Vorzeigemodell, veranschaulicht Markus Lukas: „Die Besatzdichte liegt bei 40 kg/m2, während der Wert EU-weit mit 70 kg/m2 fast doppelt so hoch ist. Geflügelfleisch wird ausschließlich mit Gentechnik-freien Futtermitteln produziert. Aufgrund der flächengebundenen Tierhaltung in Österreich wird der Großteil der Futtermittel am eigenen Betrieb selbst angebaut und verwertet. Das sorgt für erheblich weniger CO2-Ausstoß.“ Darüber hinaus konnte der Antibiotika-Einsatz in der Putenhaltung seit 2014 um 65 Prozent reduziert werden, während es EU- und weltweit kaum Einschränkungen gibt.
Nichtsdestotrotz steht laut Strasser und Lukas die österreichische Pute vor großen Herausforderungen am freien Markt: „Billigware aus dem Ausland mit wesentlich geringeren Produktionsstandards flutet die Regale im Handel. Dabei sind die Lebensmittel besonders im Großhandel schlecht gekennzeichnet. Wir fordern eine transparente Kennzeichnung der Herkunft im Regal und EU-weit einheitliche Haltungsstandards im Putenbereich.“