Über 90 Prozent der Österreicher halten das Mülltrennen grundsätzlich für eine gute Idee. 62 Prozent geben an, wirklich immer Verpackungen vom Restmüll zu trennen, 30 Prozent zumindest meistens. Altpapier und Kartonagen werden von 90 Prozent immer getrennt entsorgt, gefolgt von Glasflaschen (85 Prozent), alten Batterien (80 Prozent) und defekten Elektrogeräten (80 Prozent), sonstigen Glasverpackungen (79 Prozent) und PET-Getränkeflaschen (79 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Studie der Integral Marktforschung im Auftrag der Altstoff Recycling Austria (ARA) zum Verhalten der österreichischen Bevölkerung im Bereich Abfalltrennung.
Ein besonders erfreuliches Ergebnis: 30 Prozent trennen sogar mehr Abfall im Haushalt als noch vor vier Jahren. Gründe dafür sind die veränderte Einstellung zum Klimaschutz (52 Prozent), die Vereinfachung der Systeme (41 Prozent), bessere Informationen (39 Prozent) sowie mehr Platz im Haushalt für Mülltrennung (34 Prozent).
Bewusstsein wächst
„Wir sehen, dass sich das Bewusstsein für Abfall als Wertstoff verändert hat. Diese neue Einstellung zum Klimaschutz müssen wir nutzen, um noch mehr Menschen zu motivieren, durch ihren Beitrag zu Mülltrennung und Recycling Österreich und unsere Wirtschaft zukunfts- und klimafit zu machen“, erklärt ARA-Vorstand Harald Hauke.
In der Studie wurden deshalb die sogenannten Sinus-Milieus untersucht, also Gruppen von Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage, wie Bertram Barth, geschäftsführender Gesellschafter der Integral Marktforschung, erklärt. Mittels der Sinus-Milieus konnte man herausfinden, wo die Potenziale bei Recyclingquoten verortet sind und wie man die Menschen zu einer noch höheren Trenndisziplin motivieren kann.
Hedonisten trennen weniger
Die größten Mengen nicht getrennt gesammelten Abfalls fallen laut Studie auf die Gruppe der „Hedonisten“ und die „Adaptiv-Pragmatische Mitte“, den neuen Mainstream. Hier sieht Barth noch „Aufklärungs- und Motivierungsbedarf“. Milieus mit ausgeprägtem Trennverhalten sind die besonders regelkonformen „Konservativ-Etablierten“ und „Traditionellen“ sowie das etablierte Nachhaltigkeitsmilieu der „Postmateriellen“. Die konservative Elite ist es auch, die sich am besten über Mülltrennung informiert fühlt.
Der neue Mainstream könne noch am ehesten dazu motiviert werden, noch mehr Abfall zu trennen und so auch angrenzende Milieus in ihrem Verhalten positiv beeinflussen. Dafür müsse der adaptiv-pragmatischen Mitte die Idee von Mülltrennung und Klimaschutz als Selbstverständlichkeit präsentiert werden, weiß Barth: „Um das Potenzial in diesem Milieu auszuschöpfen, muss Recycling als niederschwelliger Beitrag zum Klimaschutz dargestellt werden, von dem alle etwas haben und der zeitgemäß ist.“
Bequemlichkeit als Problem
Menschen aus dem Milieu der adaptiv-pragmatischen Mitte streben nach Sicherheit, Harmonie und haben ein starkes Bedürfnis nach sozialer Verankerung sowie Zugehörigkeit. Herausfordernd ist das ausgeprägte Nutzendenken und die Bequemlichkeit dieses Milieus: Adaptiv-Pragmatische seien schwer von etwas zu überzeugen, das keinen Vorteil für sie bringt. Klimaschutz im Allgemeinen und das Mülltrennen im Besonderen müsse ihnen daher emotional sowie mental nähergebracht werden, damit sie entsprechende Routinen entwickeln und vertiefen können.
„Mit der Vereinheitlichung der Sammlung von Kunststoffverpackungen in ganz Österreich setzen wir seit 1. Jänner 2023 einen wichtigen Schritt zur Vereinfachung und für mehr Convenience in der Mülltrennung. Klimaschutz und Recycling sind eine Vorsorge für die eigene und die Zukunft der nachfolgenden Generationen. Diese Botschaft möchten wir den Menschen mitgeben und auf diese Weise klimafreundliches Verhalten bestärken“, erklärt Hauke.
Mülltrennen mittels App
Im Gegensatz zur Mitte ist das hedonistische Milieu primär spaßorientiert und momentbezogen. Für diese Menschen sei es wichtig, Mülltrennung als etwas Lustvolles, Spielerisches zu inszenieren, erläutert Barth. Hedonisten können spielerisch von der Idee der Abfallsammlung überzeugt werden, wobei Digitalisierung und Incentivierung ein wichtiger Hebel sein können.
Mit der Digi-Cycle APP reagiert man nun auf diese Erkenntnis. Neben Trennanleitungen und einem Sammelstellenfinder sollen Prämien den Nutzengedanken der adaptiv-pragmatischen Mitte und den Spaßfaktor der Hedonisten ansprechen, um deren Potenziale zum Mülltrennen weiter zu heben.