Agrarpolitik: Druckpunkte entschärfen

Die heimische Agrarspitze startet mit konkreten Forderungen in den agrarpolitischen Herbst.

Geht es um die Sicherung der Lebensmittelversorgung, halten 87 Prozent der Bevölkerung die Landwirtschaft für unverzichtbar. Dasselbe gilt für die Erhaltung des ländlichen Raums (82 Prozent). Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Parlamentsklubs der ÖVP hervor, wie Bauernbund-Präsident Georg Strasser anlässlich des Starts in den agrarpolitischen Herbst präsentierte: „Dieser Schulterschluss zwischen Landwirtschaft und Konsumenten ist mehr als ein Signal, er ist das Fundament für die Zukunft unserer bäuerlichen Familienbetriebe.“ Umso wichtiger sei es, der Bevölkerung zentrale Herausforderungen in der Landwirtschaft näherzubringen. 

Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), erläuterte Strasser „Druckpunkte“ und entsprechende Forderungen zur Absicherung der heimischen Landwirtschaft. Bei der finanziellen Absicherung hält Strasser vor allem den Vorschlag für den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) der EU für indiskutabel: „Wer Versorgungssicherheit will, darf bei der Landwirtschaft nicht sparen. Wir fordern ein eigenständiges, zweckgebundenes Agrarbudget, das nicht in einem ,Single Fund‘ aufgeweicht werden darf.“

Fehlende Werkzeuge

Neben ausreichend finanziellen Mitteln braucht es auch ausreichend Mittel für den Pflanzenschutz, wie LKÖ-Präsident Moosbrugger betonte: „Ohne wirksame Pflanzenschutzmittel gefährden wir Ernten, Betriebe und Versorgung. Planungssicherheit und praktikable Lösungen sind unverzichtbar. Es darf nicht sein, dass laufend Wirkstoffe wegfallen, ohne dass es echte Alternativen und Neuzulassungen gibt. Wir brauchen nicht weniger, sondern wieder mehr Möglichkeiten.“

Landwirtschaftsminister Totschnig sprach sich zudem für eine Neuausrichtung der Außenhandelsstrategie aus: „Ziel ist es, den EU-Binnenmarkt weiter zu harmonisieren und Wettbewerbsverzerrungen, etwa im Bereich Pflanzenschutz, konsequent abzubauen.“ Mit der neuen Strategie soll Österreichs Position im EU-Markt gefestigt und gleichzeitig faire Rahmenbedingungen für die heimische Landwirtschaft geschaffen werden.

Ein besonderer Vertrauensanker im heimischen Markt sei das AMA-Gütesiegel: 92 Prozent kennen es, 75 Prozent halten es für glaubwürdig: „Das AMA-Gütesiegel ist unsere Visitenkarte in Rot-Weiß-Rot. Das einzige staatlich anerkannte Gütesiegel und ein starkes Symbol für Qualität, Herkunft und Transparenz“, so Strasser.

Bürokratie abbauen

Zu fairen Rahmenbedingungen zähle etwa auch eine einfachere Umsetzung etwaiger EU-Rechtsakte, wie Totschnig bekräftigte. Die Bemühungen der EU-Regelungen zu vereinfachen (Omnibus), seien jedenfalls zu begrüßen, bleibe nur noch auf eine praktikable Umsetzung zu hoffen, so Totschnig. 

„Dass zwei Drittel der Bevölkerung die Landwirtschaft für fortschrittlich und zeitgemäß halten, stimmt uns einerseits positiv. Andererseits sehen aber auch viele Betriebe angesichts der auseinanderklaffenden Preis-Kosten-Schere nicht die Möglichkeit für die oftmals dringenden Investitionen. Hinzu kommt dann noch massiver Druck in Form von Bürokratie, steigenden Auflagen und infrage stehenden EU-Finanz- und Betriebsmitteln“, warnte Moosbrugger.

Angesprochen auf hohe Lebensmittelpreise, hielt der LKÖ-Präsident fest: „Die Ursache sind keinesfalls die Bauern. Die Preistreiber sind primär andere.“ Steigende Energiepreise, höhere Löhne und Lohnnebenkosten würden sich in der gesamten Wertschöpfungskette niederschlagen, so Moosbrugger und gab zu bedenken, dass trotz sinkender Getreidepreise das Brot nicht billiger geworden ist. Das bedeutet, obwohl die Bauern weniger für ihr Getreide bekommen, bleiben die Brotpreise gleich. „Da stellt sich die Frage: Wer bekommt welchen Anteil vom Regalpreis?“

AusgabeRZ38-2025

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