Wertschöpfung braucht Wertschätzung

Eine "Wert(e)volle Zukunft" wünscht sich die AMA-Marketing für die österreichische Landwirtschaft. Unter diesem Titel fand das AMA-Forum als Jahresauftakt statt.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, AMA-Marketing-GF Christina Mutenthaler-Sipek, AMA-Marketing-AR-Vorsitzender Lorenz Mayr, AMA-Vorständin Lena Karasz, AMA-Vorstands­vorsitzender Günter Griesmayr und LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, AMA-Marketing-GF Christina Mutenthaler-Sipek, AMA-Marketing-AR-Vorsitzender Lorenz Mayr, AMA-Vorständin Lena Karasz, AMA-Vorstands­vorsitzender Günter Griesmayr und LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger © AMA-Marketing/Thomas Meyer

Welche Werte sind uns für die Zukunft wichtig? Welche Landwirtschaft wollen wir?“ Diese Fragen stellte die Geschäftsführerin der AMA-Marketing, Christina Mutenthaler-Sipek, in den Raum. Gerade das Konsumverhalten ist in den letzten Jahren unglaublichen Schwankungen unterlegen. Zunächst stand mit der Corona-Krise die Hinwendung zu allem Regionalen im Mittelpunkt. Es schien gelungen zu sein, die Gesellschaft vom Wert einer lokalen Produktion zu überzeugen. Mit der Inflation der letzten Monate schlug das Pendel aber in die entgegengesetzte Richtung aus. Plötzlich stand „billig, billiger, am billigsten“ im Fokus. „Neben dem Nährwert hat unser Essen aber auch einen Sozial- und Kulturwert“, erklärt Mutenthaler-Sipek und betont: „Wir wollen daher einen Gegenpol zur aktuellen Billigmentalität schaffen.“

Der Aufsichtsratsvorsitzende der AMA-Marketing, Lorenz Mayr, betonte den Wert stabiler Partnerschaften und branchenübergreifender Kooperationen, um die heimische Lebensmittelproduktion abzusichern und das Bewusstsein der Konsumenten für regionale Herkunft zu schärfen: „Wir müssen vom Stall, vom Feld und von der Wiese über die Verarbeitung bis ins Regal an einem Strang ziehen.“ Um Wertschöpfung zu erzielen, brauche es zunächst Wertschätzung. „Wichtigstes Instrument dafür ist das AMA-Gütesiegel“, meinte Mayr. „Mit der Ausweitung auf Brot und Backerzeugnisse haben wir erstmals die Möglichkeit, die Landwirtschaft als Ganzes zu kommunizieren.“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bezeichnete die AMA-Marketing als Taktgeber und das AMA-Forum mit seinen 1.000 Zuhörern im Saal und online als Highlight im Kalender der Lebensmittelbranche. „Sie spannt die Brücke vom Produzenten zum Konsumenten und bildet den Rahmen für eine Qualitätsentwicklung“, so Totschnig. Gerade jetzt, wo volatile Märkte, die Inflation und der Klimawandel die Bauern vor enorme Herausforderungen stellen, brauche es Sicherheit und Stabilität. Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger ergänzte, dass Österreich von anderen Ländern um das Gütesiegel beneidet werde. „Mit ihm gelingt es, den Mehrwert der österreichischen Landwirtschaft zu vermitteln.“

Keynote-Speaker des AMA-Forums waren der Trendforscher für Food-Themen, Daniel Anthes, und der Gründer der Video-Karriere-Plattform watchado, Ali Mahlodji. Sie umrissen mögliche Zukunftsentwicklungen in der Nahrungsmittelbranche. „Im Essen spiegelt sich der gesellschaftliche Wandel wider“, sagte Anthes. Die Stadtlandwirtschaft in vertikalen Farmen, maritime Produktion in Blasen am Meeresboden oder auch die Gewinnung von Nährstoffen direkt aus der Luft, wie sie ein finnisches Start-up gerade vorexerziert, werden an Bedeutung gewinnen. Auch Formen einer zellulären Landwirtschaft sieht Anthes kommen. Es werde aber zu einer Segregation führen. „Der Burger-Patty bei McDonald’s wird aus der Petrischale kommen, Hochwertiges vom echten Rind. Das wird wie Porsche fahren sein“, ist der Trendforscher überzeugt.

Das vergangene Jahr – das erste unter der Führung von Christina Mutenthaler-Sipek – hat die AMA-Marketing auch genutzt, um in sogenannten Zukunftsdialogen mögliche Weiterentwicklungen zu diskutieren. Als Essenz daraus formulierte der Lenkungskreis einen Zehn-Punkte-Katalog mit zukunftsrelevanten Themen, die in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden sollen. So sollen beispielsweise das Kontrollsystem weiter verbessert und die Haltungsform verstärkt ausgelobt werden. Die Vorgaben zum Einsatz von Futtermitteln sollen bei allen Tiergruppen vereinheitlicht und die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst verpflichtend gemacht werden. „Wir sind in einen produktiven und zukunftsorientierten Dialog eingestiegen. Jetzt müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen und die richtigen Weichen stellen“, so Muthenthaler-Sipek.