Apfelernte: Positive Aussichten, steigender Druck

Trotz Top-Qualität stehen die Apfelbauern vor massiven Herausforderungen.

Die steirischen Apfelbauern erwarten heuer eine Erntemenge von rund 142.000 Tonnen, nachdem sie im Vorjahr durch Spätfröste auf nahezu die Hälfte gesunken war. Zudem sorgen die vielen Sonnenstunden für Aroma, Farbintensität und Haltbarkeit auf einem Top-Niveau. 

Trotz guter Ernteaussichten und hervorragender Qualität stehen die Apfelbauern aber unter massivem wirtschaftlichem Druck, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer Steiermark. So konnten in den vergangenen zehn Jahren – bedingt durch den menschengemachten Klimawandel mit Wetterextremen wie Spätfrösten und Dürreperioden – lediglich drei Normalernten eingebracht werden. Hinzu kommen stark gestiegene Betriebskosten, höhere Lohnkosten, neue eingewanderte Schädlinge sowie ein eingeschränktes Pflanzenschutzmittelangebot. 

Eine Entwicklung mit gravierenden Folgen: Innerhalb einer Dekade ist die steirische Apfelanbaufläche um 1.500 Hektar geschrumpft, jeder fünfte Betrieb musste die Produktion einstellen. „Das ist ein massiver Einschnitt – eine Ausnahmesituation, mit der die Apfelbäuerinnen und Apfelbauern derzeit konfrontiert sind“, betont Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. „Viele Betriebe mussten in den vergangenen Jahren von der Substanz leben, Investitionen verschieben oder den Betrieb aufgeben.“

Notwendige Maßnahmen

Seit den ersten schweren Spätfrösten in den Jahren 2016 und 2017 setzen die Apfelbauern auf Klimawandelanpassung und stellen ihre Betriebe breiter auf. Zur Absicherung des steirischen Apfelanbaus spricht sich Pein für ein Maßnahmen-Bündel mit vier zentralen Punkten aus: So müssten einerseits zur Absicherung der Ernte die Investitionsunterstützungen fortgeführt werden. Andererseits wäre ein besseres Pflanzenschutzmittelangebot wünschenswert, ähnlich wie in anderen EU-Ländern. 

Darüber hinaus fordert Pein eine Senkung der Lohnnebenkosten mit einem Modell nach deutschem Vorbild. Genauso sollte bei der Frostversicherung das bisherige Modell mit öffentlicher Unterstützung durch Bund und Land erhalten bleiben.

Innovative Wege

Die angespannte Lage im steirischen Apfelanbau motiviert viele Produzenten zu neuen Wegen. „Viele unserer Betriebe setzen auf mehrere Standbeine – von Säften, Mosten und Bränden bis zum Direktverkauf – und investieren gleichzeitig in Frostberegnung, Bewässerung und neue Sorten wie Kanzi, Evelina oder Sweetango“, erklärt Manfred Kohlfürst, Obmann des steirischen und österreichischen Obstbauverbandes. 

Um ihren Obstbaubetrieb weiterzuführen und ihn für die nächste Generation zukunftsfit zu machen, hat die Obstbaufamilie Reiter in Gleisdorf einen klaren Weg eingeschlagen: „Wir setzen auf Vielfalt – Birnen, Äpfel, Pfirsiche und Holunder – und haben mit der Direktvermarktung ein zweites Standbein aufgebaut. Gleichzeitig haben wir in Kulturschutz, insbesondere in Frostberegnung mit Wasserspeicherbecken, investiert. Damit können wir unsere Früchte auch vor Trocken- und Hitzestress schützen.“

AusgabeRZ37-2025

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