Die Sanierung des deutschen Agrarkonzerns Baywa hinterließ auch im ersten Halbjahr 2025 tiefe Spuren. Das operative Ergebnis (EBITDA) halbierte sich fast auf 65,7 Mio. Euro (Vorjahr: 116,2 Mio. Euro). Unterm Strich vergrößerte sich der Verlust im Jahresabstand von 424,3 Mio. auf nunmehr 527,8 Mio. Euro. Grund für den Rückgang sind zum einen die Zinsen auf die fast 6 Mrd. Euro schwere Schuldenlast und zum anderen die Kosten des Konzernumbaus, mit dem sich die Baywa bis 2028 entschulden will.
Die Geschäftspartner – allen voran Landwirte – hätten sich in fast allen Sparten wegen der Sanierung zurückgehalten, mit der Baywa Geschäfte zu machen, was die Verkaufszahlen drückte, hieß es aus dem Konzern. Dazu kamen sinkende Preise für Agrarerzeugnisse, die den Gewinn belasteten. Das Geschäft der Erneuerbare-Energien-Tochter Baywa r.e. schrieb operativ weiter rote Zahlen. Sie baut und entwickelt Wind- und Solarparks, um sie anschließend an andere Investoren weiterzuverkaufen. Doch das Geschäft läuft schleppend. Für das zweite Halbjahr rechnet die Baywa mit einer sinkenden Zinsbelastung, nachdem sie bereits zwei Tochterfirmen, darunter den Getreidehändler Cefetra, verkauft hat.
Verbesserungen erwartet
Im verbleibenden Geschäft sei für das Gesamtjahr weiterhin eine deutlich besseres EBITDA zu erwarten. Die Sparten Agrar und Technik sowie der bei der neuseeländischen Tochter T&G Global angesiedelte Obsthandel entwickelten sich dabei besser als im Frühjahr gedacht. Letzterer profitiert von den überdurchschnittlichen Preisen. In der Agrarsparte griffen die Kostensenkungen, sodass hier statt mit einem EBITDA-Rückgang mit einem starken Anstieg zu rechnen sei.
Ermittlungen eingeleitet
Bei der Hauptversammlung der Baywa wurde diese Woche bekannt, dass die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulationen ermitteln würde. Die Ermittler prüfen dabei, ob Vorstände im Jahresabschluss 2023 die Finanzlage des Unternehmens falsch dargestellt haben. Das berichtete Aufsichtsratschef Gregor Scheller bei der Hauptversammlung und betonte: „Die Baywa wird eng mit der Staatsanwaltschaft kooperieren.“
Auch der Vorstand des Unternehmens hat eine eigene Untersuchung der Vorgänge in die Wege geleitet, die noch nicht abgeschlossen ist. Bei den Ermittlungen soll es offenkundig darum gehen, ob Buchwerte der Bilanz im Vorjahr zu hoch angesetzt waren. „Wir werden diese Vorgänge aufklären und Konsequenzen ziehen“, versicherte Vorstandsvorsitzender Frank Hiller den Aktionären.
Das 1923 gegründete Münchner Unternehmen, bei dem die österreichische Raiffeisen Agrar Invest AG mittlerweile die zweitgrößte Aktionärin ist, ist der größte deutsche Agrarhändler und für die Landwirtschaft im Süden und Osten Deutschlands von großer Bedeutung. Zu den weiteren Geschäftsfeldern zählen unter anderem erneuerbare Energien und Baustoffhandel. apa/lov