Bedarf für Altersvorsorge steigt

Die Versicherungswirtschaft fordert ein Bündel an Maßnahmen für den dritten Lebensabschnitt.

Altersvorsorge gilt als ein Schlüsselfaktor für den Wohlstand eines Landes. Durch den demografischen Wandel und die zunehmende Lebenserwartung wächst der Druck auf das staatliche Pensionssystem. Schon jetzt fließt jeder vierte Euro des Staatshaushaltes in die Pensionen. Zukünftig werden noch höhere Zuschüsse erforderlich sein.

Vor diesem Hintergrund fordert der Versicherungsverband Österreich (VVO) die Stärkung der zweiten und dritten Säule – also der betrieblichen und privaten Vorsorge –, um das staatliche Pensionssystem zu entlasten. Die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge müsse reformiert, der Freibetrag für die betriebliche Vorsorge auf 1.200 Euro angehoben und die Finanzbildung weiter ausgebaut werden. Die Wünsche gibt es schon seit vielen Jahren, das Regierungsprogramm macht den Branchenvertretern neue Hoffnung.

Eine wichtige Rolle spiele auch die veränderte Arbeitswelt mit deutlich mehr Teilzeitbeschäftigten, erklärt Ökonom Christian Helmenstein, Geschäftsführer des Economica-Instituts. Durch betriebliche und private Vorsorge könne ein Gutteil der Pensionslücke ausgeglichen werden, aber nur, wenn man als Teilzeitbeschäftigter umso mehr anspart. „Ich fürchte, dass vielen die Konsequenzen nicht bewusst sind“, so Helmenstein. Die Politik müsse sich damit intensiv beschäftigen, um eine künftige Zunahme der Altersarmut zu verhindern.

Einig seien sich mittlerweile alle Parteien, dass der Freibetrag für die betriebliche Vorsorge („Zukunftssicherung“), der derzeit bei nur 300 Euro im Jahr liegt und seit den 1970er-Jahren nicht mehr angepasst wurde, erhöht werden muss, betont VVO-Generalsekretär Christian Eltner. Nur die Umsetzung in einer parlamentarischen Beschlussfassung fehle noch. Zur Reform der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge schlägt VVO-Präsident Gregor Pilgram eine Flexibilisierung bei den Veranlagungsmöglichkeiten – etwa durch neue Produkte – und eine Verbesserung der Garantielevels vor.

Wie wichtig die heimische Versicherungsbranche im ökonomischen Kontext ist, zeigt eine Berechnung des Economica-Instituts. Die Branche erzielt 16,8 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung durch direkte, indirekte und induzierte Effekte – das entspricht rund 3,9 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Das sei ein „überraschend hoher Beitrag“, konstatiert Helmenstein. Die Versicherungsbranche werde unterschätzt, da ihre Leistung eine „geringe Augenfälligkeit“ habe – also nicht täglich spürbar sei. Neben der klassischen Versicherungsleistung habe die Versicherungswirtschaft im Rahmen der Veranlagung auch die Aufgabe einer Kapitalsammelstelle, ohne die der Volkswirtschaft deutlich weniger Kapital zur Verfügung stünde.

AusgabeRZ22-2025

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr lesen

Aktuelles

Die Welt der Raiffeisenzeitung

Banner für die Newsletter Anmeldung
Banner: