„Ich arbeite schon viele Jahre in dieser Branche und habe noch nie so viele Herausforderungen erlebt“, sagte Christian Polenz, designierter Vorstandsvorsitzender der TeamBank, im Hinblick auf die weltweiten wirtschaftlichen und geopolitischen Krisen. In Hof bei Salzburg am Fuschlsee präsentierten Polenz und seine Vorstandskollegen rund 90 Führungskräften von Raiffeisenbanken aus ganz Österreich die Zukunftspläne des Nürnberger Finanzinstituts. In Österreich arbeitet die TeamBank, eine Tochter der Frankfurter DZ-Bank, mit 48 Prozent der Raiffeisenbanken zusammen.
Risikovorsorge nochmals erhöht
Der Ende März scheidende Vorstandschef Frank Mühlbauer gab zu Beginn der Veranstaltung einen Überblick über die aktuelle Situation der TeamBank. Die Inflation und das schwache Wirtschaftswachstum machten sich im Konsumentenkreditgeschäft bemerkbar. „Die Teuerung ist für alle spürbar. Die höheren Lebenshaltungskosten drücken unseren Kunden auf den Geldbeutel“, sagte Mühlbauer. So mancher Kreditnehmer kommt an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit. Das Finanzinstitut erhöhte deshalb 2023 wie auch schon im Vorjahr 2022 die Risikovorsorge. Der Risikovorsorgeaufwand betrug 133 Mio. Euro, 33 Mio. Euro mehr als noch im Jahr 2022. Das hat den Gewinn der TeamBank im vergangenen Jahr um 40 Prozent sinken lassen. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 81 Mio. Euro, im Jahr 2022 waren es 134 Mio. Euro. „Vor dem Hintergrund der sinkenden Konsumlaune und der gestiegenen Inflation ist das fast schon eine logische Folge“, so Mühlbauer.
Ratenkreditbestand mit leichtem Plus
Der Ratenkreditbestand konnte um 1,5 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Der Markt in Deutschland schrumpfte um 0,4 Prozent, in Österreich wuchs er um 0,7 Prozent. „Der Bestand hat sich ordentlich entwickelt – über die vergangenen fünf Jahren mit einem Plus von sieben Prozent. Wenn man sich die Entwicklung der Ratenkreditmärkte Deutschland und Österreich anschaut, dann dürfen wir durchaus zufrieden sein“, sagte Mühlbauer. Insbesondere in Österreich sei die Entwicklung gegen einen geschrumpften Markt höchst erfreulich.
Finanzieller Spielraum
Wo führt der Weg nun hin? Das Nürnberger Finanzinstitut will nichts dem Zufall überlassen und hat bereits vor einigen Jahren einen umfassenden Transformationsprozess eingeleitet, um „die Zukunftsfähigkeit zu sichern“, betonte Frank Mühlbauer. „Zu Beginn haben wir das System Ratenkredit auf den Prüfstand gestellt und entschieden, eine völlig neue Richtung einzuschlagen“, so Mühlbauer. Die neue Strategie: weg vom anlassbezogenen Kreditverkauf hin zur dauerhaften Liquiditätsbegleitung. Der klassische Ratenkredit weicht dem finanziellen Spielraum. Das digitale Angebot wird ausgeweitet. Die TeamBank prüft beim finanziellen Spielraum die Bonität des Kunden und bewilligt einen individuellen Finanzrahmen, der dann selbstbestimmt durch den Kunden genutzt werden kann. Das alles funktioniert mit wenigen Klicks per App oder im Kundenportal. Auch Ratenplan- oder Adressänderung sollen die Kunden digital selbst ausführen. Zudem soll es eine neue Form der digitalen Marktbearbeitung mit erhöhter Marktbearbeitungsintensität geben. „Mit dem neuen finanziellen Spielraum und dem Vertriebspotenzialservice sind wir gut für die Zukunft gerüstet“, sagte der designierte Vorstandschef Polenz zu den Führungskräften im Raum. Der Vertriebspotenzialservice sei das Herzstück der digitalen Marktbearbeitung, um potenzielle Kunden anzusprechen. Polenz sieht die TeamBank deshalb für die Zukunft gut aufgestellt.