Dogaudit: Auf den Hund gekommen

Die Genossenschaft Dogaudit setzt sich für einheitliche Standards im Hundewesen ein. Davon profitieren Mensch und Tier.

Stubenrein sollte er sein, gut sozialisiert und ein freundliches Wesen haben. Anspringen oder andauerndes Bellen sind tabu. Ein Bürohund kann viele Vorteile haben, allerdings müssen einige Regeln eingehalten werden, damit ein Vierbeiner mit in die Firma darf. Um solche Regeln und Standards kümmert sich die Genossenschaft Dogaudit mit Sitz in Sankt Marien in Oberösterreich. 

Dogaudit beschreibt sich als Organisation zur Qualitätsverbesserung und Überprüfung in der österreichischen Kynologie, also der wissenschaftlichen Lehre vom Hund. Die Genossenschaft erarbeitet Konzepte und erteilt Zertifizierungen, sodass sich beispielsweise ein Arbeitgeber mit dem Titel „Hundefreundliches Büro“ schmücken kann. „Es ist ein in Europa einzigartiger Zusammenschluss aller wichtigen Verbände Österreichs rund um den Hund“, sagt Andreas Huschka, Obmann von Dogaudit. 

Unter den 15 Mitgliedern der Genossenschaft sind der Österreichische Kynologenverband, die Österreichische Hundesport Union, der Österreichische Rassehundeverein oder der Verein Tiere als Therapie. „Es gibt österreichweit viele Verbände und Vereine, der Bedarf an einheitlichen Zertifizierungen im Hundewesen ist deshalb groß“, so Huschka. 

Zertifizierte Hundetrainer

Nach der Katze ist der Hund das beliebteste Haustier in Österreich. Ob Golden Retriever, Yorkshire Terrier, Australian Shepherd oder der allgegenwärtige Mischling: In Österreich leben etwa 800.000 Hunde. „Das sind nur die gemeldeten Tiere, wir gehen von zusätzlich etwa 300.000 nicht gemeldeten Hunden aus“, sagt Huschka, selbst großer Hundefreund und Besitzer von drei Windhunden. „Die Zahlen unterstreichen den großen gesellschaftlichen Stellenwert der Hundehaltung. Dogaudit setzt sich deshalb für die Verbesserung der Mensch-Hund-Beziehung ein und da spielt das Thema Hundeerziehung eine sehr wichtige Rolle“, so Huschka. 

Falsche Tipps zur Hundeerziehung können oftmals Schaden anrichten. Einen starken Fokus setzt die Genossenschaft deshalb auf eine Zertifizierung der Trainerausbildung. „Im Training vermittelt ein Hundetrainer grundlegende Befehle, er übt mit den Hunden und gibt den Hundehaltern Ratschläge für einen artgerechten Umgang mit den Tieren“, sagt Huschka. Die Verantwortung der Trainer sei groß. Das Problem: Es gibt keine gesetzlich geregelte Ausbildung für den Beruf.

Vertrauen durch Gütesiegel

Wie sollen Hundehalter also einen kompetenten Hundetrainer finden? „Wir als unabhängige Stelle können klare und transparente Vorgaben machen, das hilft Hundehaltern bei der Auswahl eines geeigneten Hundetrainers.“ Wer als Hundetrainer das Dogaudit-Zertifikat haben möchte, muss einen strengen Prüfungsprozess durchlaufen. „Die Grundlagen der Zertifizierungen und Prüfungen beruhen auf den neuesten Methoden und Erkenntnissen der Wissenschaft und des Tierschutzes“, betont Huschka. Ein wissenschaftlicher und ein juristischer Beirat beraten Dog­audit bei der Umsetzung. Auch für die Hundetrainer bietet die Zertifizierung Vorteile: „Es bringt einen Wettbewerbsvorteil und einen Vertrauensvorschuss bei Kunden“, so der Obmann.

Vorbild für die Genossenschaft sei bei der Gründung vor zehn Jahren das AMA-Gütesiegel gewesen. „So wie das Gütesiegel bei Lebensmitteln geprüfte Qualität und unabhängige Kontrollen garantiert, wollen wir das auch im Hundewesen garantieren“, sagt Huschka. Das biete Hundehaltern und Menschen, die auf professioneller Ebene mit Hunden arbeiten, Sicherheit und Transparenz. „Im Fokus stehen neben der Trainerausbildung und Trainerprüfung auch die Prüfungen von Mensch-Hunde-Teams“, so Huschka.

Starkes Auftreten

Die Genossenschaft verbindet 60.000 Mitglieder, die im Hundewesen tätig sind. „Wir sind vereins- und verbandsunabhängig und haben aufgrund unserer Größe ein starkes Auftreten – auch gegenüber Behörden“, sagt Huschka. Ein großer Vorteil sei, dass der Fachverband Persönliche Dienstleister der Wirtschaftskammer als Genossenschaftsmitglied mit an Bord ist. „Wir wollen einheitlich mit Behörden kommunizieren und unsere Expertise auch in die Gesetzgebung einbringen“, so der Obmann. 

Einen ersten Erfolg konnte die Genossenschaft bereits verbuchen: „In Oberösterreich war Dogaudit aktiv an der Ausarbeitung der neuen Verordnung zum Hundehaltegesetz beteiligt“, sagt Huschka. Laut der neuen Vorschrift müssen größere Hunde nun eine ­sogenannte Alltagstauglichkeitsprüfung durchlaufen. „Es geht um einen verantwortungsbewussten Umgang im Alltag und das konfliktfreie Führen des Hundes durch alltägliche Situationen.“ Diese Prüfung darf unter anderem nur von einem zertifizierten Dogaudit-Prüfer abgenommen werden. 

Die Früchte dieser Arbeit erntet die Genossenschaft bereits jetzt: Gab es in Oberösterreich im vergangenen Jahr 170 Anmeldungen zur Alltagstauglichkeitsprüfung, waren es allein im ersten Quartal dieses Jahres über 300. „Vor allem im Zusammenleben von Mensch und Hund in der Stadt ist es wichtig, eventuelle Probleme frühzeitig zu erkennen und auch gegenzusteuern.“

Aufgabengebiete wachsen

Und wo soll der Weg künftig hingehen? „Die Genossenschaft möchte ihr bestehendes Netzwerk nutzen, um weiter einheitliche Standards und eine bundesweite Qualitätssicherung im Hundewesen zu fördern und voranzubringen“, sagt Huschka.  Egal ob der Hund in Wien oder in Salzburg lebt, es sollen dieselben Regeln gelten. „Ich denke, dass das Modell der Alltagstauglichkeitsprüfung künftig auch in anderen Bundesländern Anwendung findet“, so Huschka.

Bisher basiert die Arbeit bei Dogaudit auf freiwilliger Basis, alle arbeiten ehrenamtlich. Das soll sich bald ändern, denn die Arbeit wird immer mehr.  „Erst kürzlich gab es eine Anfrage vom Rettungsdienst mit dem Wunsch, einheitliche Richtlinien und Standards für Rettungshunde zu erarbeiten. Unsere Aufgaben wachsen also stetig“, freut sich Obmann Andreas Huschka.

AusgabeRZ18-2025

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