Bewusstes Einkaufen

Die Seminarbäuerinnen bringen Kindern im Rahmen eines neuen Workshops nachhaltiges und verantwortungsvolles Verhalten beim Einkauf näher.

In Zeiten vermehrter Krisen gehen wichtige Themen wie Versorgungssicherheit auch an den Jüngsten nicht spurlos vorbei. Um Kinder für den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren, wurde nun von den Seminarbäuerinnen und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) das Projekt „Einkaufen mit Köpfchen“ ins Leben gerufen. „Man unterschätzt oft, dass sich auch sieben- oder achtjährige mit diesen Fragen beschäftigen. Kinder sind aktive Forscher und wollen begleitet werden“, so der Bildungsdirektor der Stadt Wien, Heinrich Himmer. 

Zusätzlich sehe man, dass die Distanz zur Landwirtschaft und zur Lebensmittelproduktion bei den Kindern immer größer wird, weiß Bundesbäuerin und Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, Irene Neumann-Hartberger. „Auch im ländlichen Bereich kann nicht mehr jedes Kind darauf verweisen, dass ein Familienmitglied einen landwirtschaftlichen Betrieb hat. Umso größer ist das fehlende Wissen auch im städtischen Bereich, weil da die Anknüpfungspunkte zur Lebensmittelproduktion im Bereich der Landwirtschaft nicht mehr vorhanden sind“, führt sie aus. Daher sei es besonders wichtig, das bewusste Einkaufen und die Auswahl heimischer Lebensmittel in den Vordergrund zu rücken, um einerseits die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln zu reduzieren und andererseits den Fortbestand der Höfe langfristig abzusichern. 

Tipps und Tricks

„Einkaufen mit Köpfchen“ ist nach „Wie kommt das Gras in den Burger?“ und „Mein Essen – Meine Zukunft“, welche beide speziell für Jugendliche aufbereitet wurden, bereits der dritte bundesweit angebotene Workshop der Seminarbäuerinnen. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern richtet sich das neue Projekt an die Gruppe der Schüler von der dritten bis zur achten Schulstufe. 

Im theoretischen Teil des zwei- bis dreistündigen Workshops erfahren die Kinder alles Wissenswerte rund ums Thema Einkaufen – von der Frage, was man selbst tun kann, um wirklich nur das zu kaufen, was man tatsächlich braucht bis hin zu den Tricks der Supermärkte, die mit Rabattaktionen und Vorteilspackungen zum Überkonsum verleiten. Zudem wird die Vielzahl an Gütesiegeln und deren Bedeutung für die Herkunft und Qualität der gekauften Lebensmittel beleuchtet. 

Im praktischen Teil dreht sich alles um die eigene Wahrnehmung. Im Zuge einer Verkostung bekommen die Kinder verschiedene Arten von Erdbeerjogurt – anonym in Schüsseln angerichtet – und können dann ihre eigenen Sinne auf die Probe stellen. Sie schauen das Produkt an, riechen daran, verkosten es und versuchen im Anschluss, diese Eindrücke zu beschreiben. Danach gibt es eine Auflösung und mithilfe der Verpackung wird gemeinsam mit den Kindern analysiert, warum die Produkte gewisse Eigenschaften, wie eine besonders kräftige Farbe oder Fruchtstückchen, aufweisen und wo die Lebensmittel herkommen. „Ziel ist, die Kinder zu motivieren und sie gezielt auf den bewussten Einkauf hinzuweisen, damit sie das auch in der Praxis gut umsetzen können. Wir hoffen, dass sie auch die Eltern dazu animieren, beim Einkauf noch etwas bewusster zu werden“, so Heidemarie Freithofnig, Projektverantwortliche der Seminarbäuerinnen. 

AusgabeRZ9-2023

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