Energiegenossenschaften: „Raiffeisen steht unter Strom“

Anton Hechtl von der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien erklärt das Konzept der Energiegenossenschaften und zieht Bilanz über deren bisherige Entwicklung.

Solarpaneele auf einem Dach
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Was sind Energiegenossenschaften und wo liegen ihre Vorteile?
Anton Hechtl: In Energiegenossenschaften können sich Bürger, Gemeinden sowie kleine und mittlere Unternehmen zusammenschließen und gemeinschaftlich Strom erzeugen und nutzen. Dies alles geschieht in der Region. Der Strom kommt quasi vom Hausdach des Nachbarn, von der Photovoltaikanlage auf dem Gemeindeamt oder vom Windrad oder dem Kleinwasserkraftwerk ums Eck. Außerdem bestehen wirtschaftliche, ökologische und sozialgemeinschaftliche Vorteile für die Mitglieder. Zum Beispiel wird der Strompreis innerhalb der Energiegenossenschaft festgelegt und es fallen weniger Kosten für Netztarife an. Ebenso wird der Zusammenhalt innerhalb der Region gestärkt und die regionale Wirtschaft sowie die Haushalte profitieren davon.

Welche Rolle spielen Energiegenossenschaften beim Thema Nachhaltigkeit?
Hechtl: Energiegenossenschaften können einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten und den CO₂-Fußabdruck ihrer Mitglieder, der Region und des ganzen Landes nachhaltig verkleinern.

Was macht das Thema gerade für Raiffeisen so interessant?
Hechtl: Wer, wenn nicht wir, sollten genossenschaftlicher Motor der Energiewende sein. Raiffeisen steht unter Strom, weil es in unserer DNA liegt. Vor 140 Jahren wurden – und werden bis heute – Kredite und Waren gebraucht. Jetzt und in Zukunft ist es zusätzlich Strom bzw. Energie. Diese Entwicklungen wollen wir aktiv genossenschaftlich begleiten.

Wie haben sich die seit 2021 von Raiffeisen NÖ-Wien gegründeten Energiegenossenschaften bisher entwickelt?
Hechtl: Die Entwicklungen entsprechen unseren Erwartungen. Aussagekräftige Zahlen wird es aber erst mit den Abschlüssen 2023 geben. Dies liegt vor allem an Anlaufschwierigkeiten beim Aufsetzen der Abrechnungsdatenbank durch die Netzbetreiber. So sind viele Energiegenossenschaften erst 2023 in Betrieb gegangen.

Wie steht es im Moment um Energiegenossenschaften? Gibt es einen Trend?
Hechtl: Der Trend zur Gründung von Energiegenossenschaft ist seit 2021 weiterhin aufrecht. Wir sind immer noch in einer Pionierphase und sammeln kontinuierlich wichtige Erfahrungen. Die Fahnenstange ist in Niederösterreich noch nicht erreicht.

Vor allem in Zeiten hoher Energiepreise lohnen sich Energiegenossenschaften. Was passiert, wenn die Energiepreise wieder sinken?
Hechtl: Es ist eben Ziel, mittel- und langfristig stabile Strompreise zu ermöglichen. Unsere Energiegenossenschaften sind seit den Anfängen mit hohen Strompreisschwankungen konfrontiert. Während 2021 mit einem Strompreis von 7 ct/kWh gerechnet wurde, waren ein Jahr später 50 ct/kWh nicht genug.

Wie sieht die Zukunft der Energiegenossenschaften aus?
Hechtl: Ziel ist es, flächendeckend in ganz Niederösterreich regionale Stromproduktion und -erzeugung mit Raiffeisen Energiegenossenschaften zu ermöglichen. 

Erst kürzlich wurden drei weitere Energiegenossenschaften in Niederösterreich gegründet. Wie viele kann man sich für das Jahr 2024 noch erwarten?
Hechtl: Aus derzeitiger Sicht rechnen wir mit ca. 10 bis 15 neuen – es sollen so viele wie möglich werden.