Energiewende braucht Kooperation

Eine Partnerschaft zwischen ÖAMTC, Raiffeisen und Siemens ermöglicht es E-Autofahrern, Ökostrom aus Energiegenossenschaften zu beziehen.

Die Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative (RNI) Burgenland ist eine Kooperationsgemeinschaft von Raiffeisen Burgenland und Partnern aus der regionalen Wirtschaft sowie Vertretern der Gemeinden. Ziel ist es, innovative Projekte, die der Nachhaltigkeit dienen, und damit auch die Wertschöpfung in der Region zu fördern. 

Erstes großes Projekt der RNI Burgenland war die Gründung von Erneuerbaren Energiegenossenschaften im ganzen Burgenland. Jeder Haushalt, jede Gemeinde, jedes Unternehmen und jeder Verein kann Mitglied bei einer der 19 Energiegenossenschaften werden und aktiv Strom erzeugen, handeln und zu günstigeren Preisen beziehen, sagt Eva Fugger, Generaldirektor-Stellvertreterin Raiffeisenlandesbank Burgenland. Und die Energiegenossenschaften erfreuen sich eines regen Zulaufs: 2024 hat sich die Anzahl der Zählpunkte von 2.500 auf 6.000 mehr als verdoppelt.

Deshalb sei das Burgenland mit seinen flächendeckenden Erneuerbaren Energiegenossenschaften der ideale Startpunkt für die Mobilitätspartnerschaft, ist Fugger überzeugt: „Was hier gemeinsam mit ÖAMTC und Siemens entsteht, ist mehr als nur eine E-Lade­infrastruktur. Es ist ein zukunftsweisendes Modell für ganz Österreich. Die Mobilitätspartnerschaft zeigt eindrucksvoll, wie die Kraft der Gemeinschaft nicht nur die Energiewende vorantreibt, sondern auch wirtschaftliche Vorteile für Kommunen, Unternehmen und jeden Einzelnen schafft.“

Transparent und nachhaltig

Der ÖAMTC mit seinen mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung, wenn es um die Mobilitäts- und Energiewende geht, betont Ernst Kloboucnik, ÖAMTC-Landesdirektor für Wien, Niederösterreich, Burgenland. Dieser Verantwortung trägt man Rechnung, indem man bereits an rund 17.000 Ladepunkten in Österreich transparentes Laden ermöglicht. So wird im ÖAMTC ePower Lade- und Partnernetz ausschließlich mengenbasiert, also nach tatsächlich geladenen Kilowattstunden (kWh) abgerechnet.

Der Ökostrom der Raiffeisen-Energiegenossenschaften und das transparente Laden vom ÖAMTC findet nun mithilfe technischer Unterstützung von Siemens und der schneemann.energy group zusammen. Im Rahmen der Mobilitätspartnerschaft werden in einem ersten Schritt bestehende und anschließend neu errichtete Ladestationen in die Raiffeisen-Energiegenossenschaften integriert. Von den Energiegenossenschaften produzierter überschüssiger Strom wird direkt vor Ort an den Ladestationen verwertet.

„Wir bringen den nachhaltigen und günstigen Strom aus Energiegemeinschaften erstmals an die öffentlichen Ladesäulen. Damit nutzen die Menschen regional erzeugten Strom und profitieren von fairen und transparenten Tarifen“, erklärt Kloboucnik und betont: „Das ist eine Neuheit. Die wurde im Burgenland erdacht, konzipiert, rechtlich erarbeitet und in den letzten Wochen und Monaten getestet.“

Attraktive Ladetarife

Beim Laden gelten die ÖAMTC ePower Tarife mit einem zusätzlichen Energiegenossenschaftsbonus: Mitglieder lokaler Raiffeisen Energiegenossenschaften profitieren von bis zu 30 Prozent Ersparnis, Mitglieder von Bürgerenergiegenossenschaften von bis zu 20 Prozent.

Ab 2025 soll das Konzept schrittweise in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und in Kärnten umgesetzt werden. „Wir freuen uns, diese Vorteile nach dem Start im Burgenland auch in anderen Bundesländern anbieten zu können und damit einen wichtigen Beitrag für gleichermaßen günstige wie umweltschonende Mobilität in Österreich zu leisten“, so Kloboucnik.

Andreas Schneemann, Ernst Kloboucnik, Eva Fugger, Thomas Steiner und Gerrit Pürstl präsentieren die neue Mobilitätspartnerschaft.
Andreas Schneemann, Ernst Kloboucnik, Eva Fugger, Thomas Steiner und Gerrit Pürstl präsentieren die neue Mobilitätspartnerschaft. © ÖAMTC/APA-Fotoservice/Leitner

Wichtiger Schritt

Ein wesentlicher Bestandteil der Raiffeisen-Energiegenossenschaften ist die team4.energy-Plattform von der schneemann.energy group, die unter anderem die vollautomatische digitale Abrechnung von Energiegemeinschaften ermöglicht. „Mit der nun realisierten Funktion auf unserer team4.energy-Plattform schaffen wir nicht nur die Kopplung der beiden Sektoren Strom und Mobilität, sondern vor allem einen Mehrwert für Mitglieder der Energiegemeinschaften, Betreiber von Ladeinfrastruktur und Besitzer von Elektrofahrzeugen“, so Andreas Schneemann, Geschäftsführer schneemann.energy group, und unterstreicht: „Die Energiewende braucht Kooperation. Deshalb freut es mich sehr, dass diese durchaus organisatorisch und technisch herausfordernde Zusammenarbeit gelungen ist und wir damit einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende und zur Forcierung der Elektromobilität leisten können.“

Diese Partnerschaft werde einen Meilenstein in der nachhaltigen Mobilität darstellen, ist Gerrit Pürstl, Leiter Geschäftsbereich E-Mobilität bei Siemens AG Österreich, überzeugt: „Als grün denkender Technologiekonzern unterstützen wir jede Initiative, die die Verkehrswende beschleunigt. Mit unserer Schnellladesäule sorgen wir dafür, dass Energie schnell und zuverlässig dorthin kommt, wo sie gebraucht wird – in Elektrofahrzeugen. Durch die Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC und Raiffeisen können wir E-Mobilität nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch attraktiver gestalten und so einen bedeutenden Beitrag leisten.“

Praktischer Nutzen

Für Thomas Steiner, Bürgermeister von Eisenstadt, ist eine Erneuerbare Energiegenossenschaft ein Paradebeispiel für gelebte Bürgergesellschaft: „Eine Erneuerbare Energiegenossenschaft bedeutet ja nichts anderes, als dass Bürger aktiv Strom erzeugen, handeln und günstig beziehen können.“ Deshalb war auch Eisenstadt gleich dabei und hat damals als erste Kommune eine Energiegenossenschaft mit Raiffeisen gegründet. 

„Wir Kommunen können nicht nur etwas beitragen, sondern sind in vielen Bereichen auch der Schlüssel, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Dass wir den nachhaltig erzeugten Strom jetzt auch in die Ladesäulen bekommen, ist ein wichtiger Schritt“, freut sich Steiner, vor allem im Hinblick auf die Umstellung der Eisenstädter Stadtbusse auf Elektroantrieb: „Daher ist es auch in unserem eigenen Interesse, hier günstigen Strom tanken zu können.“

Dass sich das Konzept der Erneuerbaren Energiegenossenschaften bewährt, kann Steiner auch aus privater Sicht bestätigen: So sei bei seiner letzten Stromabrechnung etwa 40 Prozent des verbrauchten Stroms von der Energiegenossenschaft zum versprochenen Tarif gekommen. „Wir müssen den Menschen vermitteln, dass es hier nicht um theoretische Dinge geht, sondern um einen praktischen Nutzen für jeden Einzelnen.“

AusgabeRZ49-2024

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