Der aktuelle Slogan von Raiffeisen lautet „Wir macht’s möglich“. Täuscht der Eindruck, dass der Spruch perfekt zu einem Fußballteam im Allgemeinen und zum Nationalteam im Speziellen passt?
Petra Walter: Nein, das stimmt. (lacht) Wenn die Partnerschaft zwischen Raiffeisen und dem ÖFB nicht schon so lange bestünde, müssten wir sie spätestens jetzt umsetzen. Die Idee, dass ein „Wir“ mehr erreichen kann als ein „du“ oder „ich“, ist der Grundgedanke von Raiffeisen. Was einer alleine nicht vermag, das vermögen viele. Auf den Fußball übertragen: Es gibt einzelne Spieler, die bilden ein Team, drumherum ein Betreuerstab, die Fans … Das passt perfekt! Auch wenn man Teamchef Ralf Rangnick zuhört, wie er auf den Teamgedanken setzt, diesen Hashtag #GemeinsamÖsterreich lebt – das macht einen Kooperationspartner wie uns noch glücklicher und passt optimal zu der Kampagne, die wir aktuell starten.

Raiffeisen ist ein nicht unbedeutender Teil dieses „Wir“. Was ist bei der EURO in Deutschland möglich?
Walter: Ich traue der Mannschaft tatsächlich alles zu. Die Energie, die versprüht wird, die Haltung des Teams und von allen, die dahinterstecken – ich wünsche uns, dass wir die Vorrunde überstehen und weit kommen, wobei wir auch demütig bleiben müssen. Die drei Gegner (Anm.: Frankreich, Polen, Niederlande) haben es schließlich in sich.

Sie haben Ralf Rangnick angesprochen, er nimmt einen großen Part in diesem „Wir“ ein, nimmt die Menschen mit ins Boot, steht für diese kollektive Begeisterung. Wie nehmen Sie seine Rolle wahr?
Walter: Als einen ganz entscheidenden Teil. Die Hal­tung, die er selbst an den Tag legt, die er aber auch von seinem Team erwartet, das macht die Mannschaft stark. Dass die Spieler alle gut kicken können, ist ja klar. Aber das auch als Team auf den Platz zu bekommen, noch dazu in der kurzen Zeit, in der er mit der Mannschaft arbeiten kann, ist bemerkenswert und inspirierend.

Noch dazu verknüpft er die vermeintlich deutschen Tugenden mit dem österreichischen Ansatz, was diesem „Wir“ augenscheinlich guttut.
Walter: Auch das entspricht der Raiffeisen-Idee, bei der jeder seine Stärken einbringt, damit man als Gruppe stärker ist als die Summe der Einzelnen. Diese Balance zu finden zwischen Ego und Team, zwischen Anspruch und Leistung, das vermittelt er großartig.

Rangnick hatte kurz vor der EURO die Möglichkeit, mit dem FC Bayern zu einem der größten Klubs der Welt zu wechseln und dort ein Vielfaches zu verdienen. Er entschied sich, seiner Aufgabe treu und in Österreich zu bleiben. Hat Sie das überrascht?
Walter: Es hat mich vor allem sehr gefreut! Man merkt: Hinter seinen Worten steckt eine Mission, da sollen Ziele erreicht werden. Das hat eben längst nicht nur mit dem Gehalt zu tun. Die Frage ist, worin man seine Erfüllung findet und ob man sagt, dass man etwas Begonnenes auch zu Ende bringen will. Ich finde diese Haltung sehr konsequent und stringent und passt auch zu dem Bild, das er vermittelt.

Porträt von Petra Walter
Petra Walter © ZRW/Roland Rudolph

Die Mannschaft surft seit zwei Jahren auf einer Welle der Euphorie. Was verkörpert dieses Team, das auch für Raiffeisen wichtig ist?
Walter: Neben dem Teamgeist der unbedingte Wille, das Herz auf dem Platz zu lassen. Es gab ja auch Zeiten, in denen man den Eindruck hatte: Dabei sein ist alles. Jetzt ist die Haltung: Wir wollen bei der EURO gemeinsam etwas gewinnen. Mit diesem Mindset kann man ja nur gewinnen, selbst wenn man mal ein Spiel verliert. Diese Haltung wird verkörpert, egal mit wem man es beim ÖFB zu tun hat. Das finde ich faszinierend und beflügelt alle. Es ist auch nicht so, dass dieses Team einen oder zwei Spieler hat, die die Fahne hochhalten, sondern dass sie als Gemeinschaft funktionieren, um gemeinsam für Österreich Erfolg zu haben.  

Die Partnerschaft besteht seit 21 Jahren, Sie spielen in Ihrer jetzigen Funktion seit drei Jahren dabei eine Hauptrolle. Wie hat sich das Zusammenspiel zwischen einem Sponsor und dem Testimonial verändert?
Walter: Die Medienlandschaft ist eine ganz andere als zu Beginn des Jahrtausends. Während man vor 20 Jahren ausschließlich auf den generierten Werbewert geschaut hat und wissen wollte, wie oft das Logo im Fernsehen auftaucht, sind heute mit den neuen Medien ganz andere Dinge möglich. Diese Aktivierung, diese Unmittelbarkeit, das ist für uns als Sponsor hoch interessant. In diesem Zusammenhang empfinde ich den ÖFB als sehr fortschrittlich und modern. ÖFB TV, die Social-Media-Aktivitäten, auch aktuell die Doku „Teamgeist“ – es entstehen immer wieder Möglichkeiten, etwas gemeinsam zu machen. Was mir taugt: Der ÖFB hatte in dieser Phase gute, aber auch schlechte Zeiten. Wir waren auch dabei, als es darum ging, Tiefs zu überstehen. Ich glaube, das schätzen unsere Partner an Raiffeisen. 

Viele Sponsorendeals lauten einfach: Geld gegen Sichtbarkeit. Warum ist Ihnen wichtig, dass Partnerschaften auch darüber hinaus gelebt werden?
Walter: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Vor der Frauen-EURO im Jahr 2022 in England hatten wir die Idee, das Nationalteam mit einem Doppeldecker-Bus vom Hotel abzuholen und zur Verabschiedung durch den Bundespräsidenten zu fahren. Wir dachten, das sei viel wirkungsvoller als eine PK und ein Pressefoto. Der ÖFB war sofort Feuer und Flamme, wir konnten das gemeinsam umsetzen. Am Ende fühlte es sich für alle nach mehr an als das, was im Vertrag steht. Und das hat man auch jetzt wieder gesehen, als es um die Umsetzung der aktuellen Kampagne geht.

Was können Sie uns darüber verraten? Die TV-Spots sollen in diesen Tagen „on air“ gehen, auf Social Media laufen sie bereits.
Walter: Der Plot ist, dass das Team hinter dem Team vorgestellt werden soll, die Spieler Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Michael Gregoritsch aber auch mit aufs Foto wollen und bei Sportchef Peter Schöttel intervenieren. Wir hatten für den Dreh eine Stunde Zeit, alle waren voll motiviert, wir wurden super unterstützt. Und ich denke, auch das Ergebnis kann sich sehen lassen. 

Der Vertrag mit dem ÖFB wurde vergangenes Jahr bis 2026 verlängert, umfasst also auch die WM in Mexiko, den USA und Kanada. Ein logischer Schritt oder doch eine hart umkämpfte Entscheidung?
Walter: Natürlich wird bei aller Freude irgendwann ein harter Strich drunter gemacht und die Frage gestellt: Was bringt uns das? Es ist ja nicht Liebhaberei, sondern am Ende auch Business. Das Ergebnis war, dass es uns viel bringt, gut zu unserer Positionierung passt und auch die Leistungswerte dahinter wie Medienpräsenz oder Zuordnung stimmen. Ich denke, die Hausaufgaben wurden sehr gut erledigt. 

Raiffeisen gehört seit vielen Jahren zu den größten Sport-Sponsoren Österreichs. Welche Rolle wird das Sport-Sponsoring in Zukunft spielen?
Walter: Sport wird immer ein integraler Bestandteil dessen sein, was wir tun. Was wir auf Bundesebene tun, hilft natürlich bei der Aktivierung auf Landes- oder Regionalebene. Dort kommen die Partnerschaften aus unserem Auftrag heraus, über die Genossenschaften unsere Mitglieder zu fördern. Da ist Fußball immer noch DER Breitensport, der sich durch alle Ebenen zieht. Auf Landesebene sind wir Partner von Vereinen wie beispielsweise Sturm, Salzburg, LASK oder jetzt auch Rapid, das zieht sich hinunter bis zur untersten Liga. Was diese Vereine für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten, ist schon ein extrem fördernswerter Ansatz. 

Das ÖFB-Sponsoring wird in erster Linie über die A-Nationalmannschaft der Männer wahrgenommen, beinhaltet aber noch viel mehr. Gibt es einen Bereich, der Ihnen besonders wichtig ist?
Walter: Ich finde es schon großartig, wie sich das Frauen-Nationalteam in den letzten Jahren entwickelt hat. Die sind wirklich eine coole Truppe! Das ist auch ein wichtiges Diversitäts-Thema, auf das wir noch viel mehr den Fokus legen sollten. Ich finde es wichtig, dass 12-jährige Mädchen nicht nur Influencerinnen oder Models werden wollen, sondern auch Fußballspielerinnen werden können. Das ist ein Empowerment-Thema, das uns in den nächsten Jahren sicherlich begleiten wird. 

Für Österreich beginnt die EURO am 17. Juni mit dem Match gegen Frankreich in Düsseldorf. Wie werden Sie die Spiele verfolgen?
Walter: Voraussichtlich daheim vor dem Fernseher. Wenn es sich terminlich ausgeht, würde ich mir aber schon gerne ein Match im Stadion anschauen. Aber unabhängig davon freue ich mich sehr auf dieses Turnier, das werden großartige vier Wochen.