ESG-Reporting bleibt ein weiter Weg

Über die Hälfte der heimischen Betriebe veröffentlicht bereits Nachhaltigkeitsberichte. Doch fehlende Daten, knappe Ressourcen und unklare Vorgaben sorgen weiter für Unsicherheit.

Eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY denkstatt, der Nachhaltigkeitsberatung von EY, zeigt, dass bereits mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen (52 %) umfassende Aktivitäten in allen ESG-Bereichen umsetzt und bereits einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt hat (51 %). Acht Prozent geben an, bis jetzt nur minimale Nachhaltigkeitsaktivitäten ergriffen zu haben. Befragt wurden über 200 Mitarbeitende von österreichischen Unternehmen.

Bei den angewendeten Berichtsstandards zeigt sich eine klare Tendenz zur Anpassung an die neuen geplanten regulatorischen Vorgaben. Über die Hälfte der Unternehmen (52 %) berichtet bereits nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS), während 41 Prozent weiterhin die etablierten GRI-Leitlinien nutzen. 

„Damit verdeutlicht sich, dass viele Betriebe ihre Prozesse an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ausrichten und gleichzeitig auf bekannte Rahmenwerke zurückgreifen, um Kontinuität in der Berichterstattung sicherzustellen. Die Umstellung auf die ESRS ist für viele Unternehmen ein enormer Kraftakt, gleichzeitig aber auch eine große Chance, ihre Nachhaltigkeitsstrategie auf ein solides Fundament zu stellen“, erklärt Mirjam Ernst, Director Sustainability Services bei EY denkstatt. 

Große Hürden

Die Umsetzung ist für viele aber noch immer mit großen Herausforderungen verbunden. Zwei Drittel der Unternehmen (67 %) kämpfen bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts mit fehlenden Daten. 60 Prozent empfinden zudem die ESRS-Standards als hochkomplex. Mehr als die Hälfte (57 %) sieht Unklarheiten bei der Regulierung. 51 Prozent leiden unter fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen.

Unternehmen, die bislang keinen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt haben, führen vor allem das fehlende gesetzliche Erfordernis an (70 %). Weitere Gründe sind unklare Vorgaben und Zweifel am geschäftlichen Nutzen (17 %) oder der Umstand, dass Nachhaltigkeit zwar gelebte Praxis, aber noch nicht formal dokumentiert sei (26 %).

Verbesserungsansätze

Um die Hürden künftig besser zu bewältigen, setzen Unternehmen vor allem auf den Ausbau ihrer Datenbasis. Drei Viertel (74 %) sehen in der Implementierung effizienter Datensysteme den größten Hebel. Knapp zwei Drittel (61 %) wollen zudem ihre interne und externe ESG-Kommunikation intensivieren. Fast die Hälfte (45 %) plant, durch Weiterbildung und Coaching das Know-how der Mitarbeitenden zu stärken.

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, wo die Schmerzpunkte liegen: Datenverfügbarkeit, Komplexität und Ressourcenmangel sind die zentralen Hürden, die Unternehmen überwinden müssen. Dazu kommt noch die regulatorische Unsicherheit. Hier gilt es, einige Hürden zu überwinden, die Prozesse für Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und Lieferketten-Sorgfaltspflichten (CSDDD) zu überprüfen und sich auf die Kernanforderungen zu fokussieren“, betont Peter Linzner, Partner EY denkstatt und Solution Leader für Sustainability bei EY. Der Entwurf des EU-Omnibuspakets sorge zwar für Erleichterungen, aber die Einhaltung bleibt anspruchsvoll.

Omnibus bringt Chancen

Mit dem geplanten EU-Omnibuspaket, einer Ergänzung der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, will man Unternehmen den Einstieg in die neuen Berichtspflichten mit Übergangsregelungen und Anpassungen erleichtern. Die Mehrheit der österreichischen Unternehmen (72 %) war bereits vor dessen Einführung von der CSRD betroffen, fast alle (90 %) haben sich mit den geplanten Neuerungen auseinandergesetzt. Als wichtigste Auswirkungen nennen die Befragten die Anhebung der Schwellenwerte (56 %), die Anwendung vereinfachter ESRS (45 %) sowie verlängerte Übergangsfristen (38 %). 

Die durch Fristverlängerungen gewonnene Zeit wollen viele Unternehmen nutzen, um ESG-Kriterien konsequenter in Geschäftsprozesse und Entscheidungsstrukturen zu integrieren (57 %) und ihre Nachhaltigkeitskommunikation zu stärken (45 %). Fast jedes dritte Unternehmen (29 %) plant, verstärkt an Konzepten, Zielen und KPIs zu arbeiten. 27 Prozent wollen zudem ihre Strategie und Maßnahmenplanung im Nachhaltigkeitsbereich ausbauen.

„Das Omnibus-Paket verschafft den Unternehmen Luft, ändert aber nichts daran, dass die Berichterstattung professioneller und systematischer werden muss“, so Mirjam Ernst. „Wer jetzt in Strukturen, Systeme, Kompetenzen, Kommunikation und Kultur investiert, wird langfristig profitieren – nicht nur regulatorisch, sondern auch im Wettbewerb um Vertrauen und Reputation.“

Fokus auf Datenqualität

Neben strukturellen und prozessualen Anpassungen rückt zunehmend auch der kulturelle Wandel in den Unternehmen in den Vordergrund. Während 57 Prozent die Integration von ESG-Kriterien in ihre Geschäftsprozesse betonen, setzen 45 Prozent auf eine transparente Kommunikation von Zielen und Erfolgen – sowohl intern als auch gegenüber externen Stakeholdern. Mehr als jedes vierte Unternehmen (28 %) will zudem eine Unternehmenskultur fördern, die nachhaltiges Verhalten dauerhaft verankert. Dabei spielen Führungskräfte als Vorbilder (25 %), Schulungs- und Coachingprogramme (34 %) sowie Anreizsysteme (14 %) eine zentrale Rolle.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Datenqualität. 80 Prozent der Unternehmen haben sich vorgenommen, ihre Nachhaltigkeitskennzahlen systematisch zu optimieren. „Datenqualität wird in den kommenden Jahren der Schlüssel sein, um glaubwürdige und belastbare Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen“, unterstreicht Peter Linzner. „Ohne digitale Systeme und ein konsistentes Datengerüst werden Unternehmen ihre Reportingpflichten kaum effizient erfüllen können.“

AusgabeRZ38-2025

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