Trotz mannigfaltiger Krisen der vergangenen Jahre „ist der österreichische Finanzmarkt ein Stabilitätsanker geblieben. Das österreichische Bankensystem ist in Europa als eines der wenigen im Top-Ranking“, betonte FMA-Vorstand Eduard Müller bei der Präsentation des Jahresberichts.
Die Banken seien, Zinswende sei Dank, sehr profitabel. 2024 verdiente der Bankensektor insgesamt rund 11,5 Mrd. Euro, ein Rückgang um 1,1 Mrd. Euro im Vergleich zum Rekordjahr 2023. Damit konnte der Gewinn trotz signifikanter Kreditrisikovorsorgen und einzelner geopolitisch bedingter Belastungen auf einem hohen Niveau gehalten werden. Haupttreiber für die Gewinne der vergangenen beiden Jahre waren dabei die Zinserträge.
Die Quote des harten Kernkapitals (CET-1) blieb im Vorjahr wenig verändert bei 17,5 Prozent, nach 17,6 Prozent im Jahr davor. Sie ist damit mehr als doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise und in etwa im Durchschnitt der Euro-Länder. Der Anteil notleidender Kredite (NPL) ist konsolidiert hingegen deutlich angestiegen und liegt nun bei 3 Prozent – 2023 lag dieser Wert noch bei 2,2 Prozent – und damit über dem europäischen Schnitt. Bei den Finanzierungen gewerblicher Immobilien stieg die NPL-Quote sogar von 3,3 Prozent auf 5 Prozent innerhalb eines Jahres. Dieser Bereich steht daher auch im Jahr 2025 weiter im aufsichtlichen Fokus.
Weiter Vorsorgemaßnahmen vornehmen
„Nicht alle Banken sind davon betroffen, einige Banken aber durchaus stark“, betonte FMA-Vorstand Helmut Ettl. Daher empfiehlt die Behörde den Kreditinstituten, weiter ihre Vorsorgemaßnahmen vorzunehmen. Denn: „Die Immobilienfinanzierung ist im inländischen Kreditgeschäft der österreichischen Banken das wichtigste Segment. Über 70 Prozent der Ausleihungen im Inland gehen in die Immobilienfinanzierung beziehungsweise in die angeschlossene Bauwirtschaft“, so Ettl weiter.
Das ausgeliehene Kreditvolumen beträgt im privaten Wohnimmobilienbereich insgesamt 134 Mrd. Euro, während die gewerblichen Immobilienfinanzierungen auf 128 Mrd. Euro kommen. Auf die restlichen Finanzierungen entfällt ein Bestand von 117 Mrd. Euro. Daher sei dieser Bereich für die Stabilität des österreichischen Bankensektors so wichtig. Künftig werden die heimischen Banken für Gewerbeimmobilien-Kredite ab Juli 2025 einen zusätzlichen sektoralen Kapitalpuffer von 1 Prozent bereithalten. Das entspricht rund 600 Mio. Euro an Mitteln, um mögliche Ausfälle durch faule Kredite zu stützen. Der sektorale Systemrisikopuffer stellt zusätzliches Kapital zur Abdeckung der Verluste aus Gewerbeimmobilienfinanzierungen zur Verfügung.
„Bitteres Lehrgeld bezahlt“
Als problematisch hob der FMA-Vorstand Immobilienentwickler hervor, „die grenzgängerische Finanzierungsstrukturen“ aufwiesen und daher zu „Spannungen im System“ geführt hätten. Deutlich werde das anhand der zahlreichen Konkurse im Immobiliensektor in der jüngeren Vergangenheit, die oft auf riskante und infolge der rasanten Zinswende ab 2022 gescheiterte Projekte zurückzuführen seien. Zudem hätten einige kleinere Regionalbanken fernab ihres Einzugsbereichs riskante Projekte finanziert. In vielen Fällen seien hier problematische Verflechtungen zwischen Immobilienunternehmen übersehen worden und daher Klumpenrisiken bei der Kreditvergabe entstanden. „Da haben einige Banken bitteres Lehrgeld bezahlt“, hielt FMA-Vorstand Eduard Müller fest.
Im privaten Wohnimmobilienbereich sei die Lage weniger kritisch als im Gewerbeimmobilienbereich. Hier legte die NPL-Quote im dritten Quartal 2024 nur leicht von 1,2 auf 1,4 Prozent zu. Die sogenannte KIM-Verordnung, die den Banken strenge Kreditregeln für die private Wohnfinanzierung vorschreibt, hätte ein Aufbauen eines Problems verhindert, das in der jetzigen Krise mit steigender Arbeitslosigkeit durchschlagen hätte können, so Ettl. Die KIM-Verordnung laufe zwar plangemäß zur Jahresmitte aus. Die Einhaltung der Kriterien will die FMA aber in einem Rundschreiben an die Banken weiterhin als unverbindliche Empfehlung aussprechen, so Ettl. Denn: „Soziale Probleme am Wohnungsmarkt können nicht durch Überschuldung gelöst werden“, argumentierte der FMA-Vorstand. Positiv sei, dass die Wohnfinanzierungen aktuell als einziges Kreditsegment wieder leicht anziehen.