Großflächige Außer-Nutzung-Stellungen sind kein aussichtsreiches Rezept, sondern eine Hochrisikostrategie“, meint Felix Montecuccoli, der Besitzer des Guts Mitterau im Bezirk St. Pölten, beim Lokalaugenschein. Hier, auf einer Windwurffläche nahe der höchsten Stelle des Dunkelsteinerwaldes, wurden verschiedene Baumarten ausgepflanzt. „Mindestens vier verschiedene pro Schlag“, erklärt der Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich. Fichten sind dabei meist nicht dabei, obwohl sie bisher die Wälder der Region mitgeprägt haben. „Sechs bis acht Wochen ohne Regen im Mai und Juni halten die nicht aus“, meint Montecuccoli. Also wählt sein Förster einen bunten Mix aus anderen Baumarten aus, die hoffentlich für die Klimabedingungen in hundert Jahren passen werden. „Wir schaffen hier den Lebensraum der Zukunft. Das ist besser als nichts zu tun und den Glassturz über den Wald zu stellen.“
Die aktuellen Bemühungen des Verbandes, der vor allem die größeren Grundbesitzer der Republik vertritt, sollen die Nachhaltigkeit der aktiven Waldbewirtschaftung besonders in die Auslage stellen. Das hat mit dem Ziel der EU zu tun, 10 Prozent ihrer Forstflächen außer Nutzung zu stellen. Eine Vorstellung, vor der Forstleuten wie Montecuccoli nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen graut. „Österreichs Wälder nehmen jährlich 28 Millionen Tonnen CO2 auf. Überaltete Wälder geben aber mehr ab, als sie aufnehmen.“ Also müsse man das Holz nutzen und die Treibhausgase damit binden. Argumentative Schützenhilfe erhält er dabei vom Rektor der Universität für Bodenkultur, Hubert Hasenauer, der die Strategie einer aktiven Bewirtschaftung für aktueller denn je erachtet und darin einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt sieht: „Bei uns wird Forstwirtschaft, anders als zum Beispiel in den Plantagen Südamerikas, sehr naturnah betrieben. Da sind ganz andere Arbeitsweisen üblich.“ Der Forstwissenschafter sieht den größten Hebel gegen den Klimawandel in der Abkehr von fossilen Energieträgern und dem Einsatz von Holz im Bau und in der Energiegewinnung. Zahlreiche Projekte und Studien der BOKU würden dies belegen.
Eine wichtige Frage bei möglichen Bewirtschaftungseinschränkungen ist jene nach dem Eingriff ins Eigentumsrecht der Forstwirte. „Grund und Boden sind das höchste Gut und die Lebens- und Existenzgrundlage für unsere Waldbewirtschafter“, unterstreicht Nikolaus Lienbacher. Er ist Kammeramtsdirektor der Landwirtschaftskammer Salzburg und Gründer des Ressourcen Forum Austria. Diese Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, Wissenschaft, Praxis und Politik stärker zu vernetzen, um einen nachhaltigen, aber auch effektiven Umgang mit sämtlichen Lebensgrundlagen zu erreichen. „Wir müssen enden wollende Rohstoffe durch nachwachsende ersetzen und damit regionale Wertschöpfung schaffen“, meint Lienbacher. Dazu brauche es eben eine aktive Waldbewirtschaftung, die auch einen positiven Beitrag zur Biodiversität leiste. „Denn Klima- und Artenschutz sind keine Zukunftsmusik, sondern in den heimischen Wäldern bereits gelebte Realität.“