Die Klimakrise bekämpfen und gleichzeitig die Lebensqualität, die Gesundheit und den Wohlstand der Bürger erhalten – dieser Balanceakt gleicht einer Mammutaufgabe und betrifft Österreich gleichsam wie die ganze Welt. Maßnahmen können jedoch nicht nur auf internationaler, sondern auch auf kleiner, regionaler Ebene gesetzt werden. So haben die Gemeinden des Bezirks Freistadt bereits frühzeitig die Herausforderungen des Klimawandels erkannt und 2005 den gemeinnützigen Verein Energiebezirk Freistadt (EBF) gegründet. Seither setzt der EBF gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Privatpersonen zukunftsweisende Projekte in den Bereichen erneuerbare Energie, nachhaltige Mobilität, Klimaanpassung und Klimaschutz um.
Zwei Jahre in Ausarbeitung
Eines der Projekte wurde beim Raiffeisentag in Alpbach durch eine Expertenjury mit dem ersten Platz des Raiffeisen Genius Awards und 15.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet: Die Idee einer regionalen Betreibergenossenschaft für Ökostromanlagen mit dem Titel „Gemeinsam mehr erreichen.“ Der Gründung der Genossenschaft nach europäischem Recht (SCE) ging ein zwei Jahre lang andauernder Prozess voran. Unter Einbeziehung der Gemeinden, Unternehmen, Organisationen und Bürger der Region wurde eine gemeinsame Photovoltaik-Freiflächenstrategie inklusive Energieraumplanung ausgearbeitet.
„Die Region profitiert durch einen strategisch geplanten, geordneten, an die regionalen Gegebenheiten angepassten und strukturierten Ausbau erneuerbarer Energieanlagen, die durch die vorrangige Betreibergenossenschaft über eine eigene Regionsgenossenschaft selbstermächtigt und selbstbestimmt zum Nutzen der Region umgesetzt werden“, erklärt Norbert Miesenberger, der sein Amt als EBF-Geschäftsführer nach fast 20 Jahren mittlerweile abgegeben hat, um sich ganz auf den Aufbau der regionalen Betreibergenossenschaft zu konzentrieren. „Ich bin überzeugt, dass im Energiebereich mit der Gründung der Regionsgenossenschaft eine positive Weichenstellung für die zukünftige Entwicklung unserer Region erfolgt“, betont auch EBF-Obmann David Bergsmann.
Strompreis wird planbarer
Die Vorteile liegen auf der Hand – mit dem genossenschaftlichen Ansatz wird sozialer und gesellschaftlicher Spaltung entgegengewirkt. Nicht einige wenige erste schnelle Investoren oder Unternehmen profitieren von den beschränkten Netzkapazitäten, sondern die gesamte, zur Regionsgenossenschaft zusammengeschlossene Region.
„Insgesamt erreichen die in der Region beheimateten Bürger, Unternehmen und Gemeinden mehr Energieunabhängigkeit und Energiesicherheit. Durch den Betrieb der erneuerbaren Energieanlagen über Energiegemeinschaften oder Bürger-Strommodelle gelingt eine teilweise Entkoppelung vom Strommarkt“, heißt es im Konzept des Genius Award-Siegers. Mit dem Preisgeld will man nun eine PR-Kampagne finanzieren, um Mitglieder für die Genossenschaft anzuwerben.
