Trotz historisch kleiner Anbaufläche dürfte die österreichische Getreideernte 2025 überraschend gut ausfallen. Nach Schätzungen der Agrarmarkt Austria (AMA) werden heuer rund 2,9 Mio. Tonnen Getreide ohne Mais eingebracht – ein Plus von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich dafür sind vor allem überdurchschnittliche Hektarerträge bei Weizen, Roggen und Gerste aufgrund günstiger Witterungsbedingungen, die die geringere Flächennutzung mehr als wettmachen.
„Dennoch bleibt das Ergebnis unterdurchschnittlich, da die reduzierte Anbaufläche aus 2024 auch 2025 nicht wieder entsprechend ausgeweitet werden konnte“, relativiert der Vorstandsvorsitzende der AMA, Günter Griesmayr, der insgesamt dennoch eine positive Bilanz zieht. Inklusive Mais liegt die Gesamtproduktion von etwa 5,25 Mio. Tonnen um 8,9 Prozent über dem Vorjahr.
Die Rahmenbedingungen für den Getreideanbau waren heuer von einem besonders nassen Herbst – unvergessen das verheerende Hochwasser – geprägt. Das diesjährige Anbauausmaß sinkt deshalb auf nur mehr 504.522 Hektar und erreicht damit ein historisches Tief. Aufgrund von Niederschlagsrekorden und Überschwemmungen im September konnten die früh gesäten Wintergetreidearten Roggen, Triticale und Wintergerste nicht im geplanten Ausmaß ausgesät werden. Roggen verlor schon im Jahr 2024 rund 6.390 ha Anbaufläche und wurde 2025 nochmals um 4.606 ha reduziert. Auch bei Wintergerste und Triticale gingen die Anbauflächen entsprechend zurück.
Weichweizen und Mais profitieren von Witterung
Weichweizen profitierte dagegen als spät aussäbare Wintergetreideart vom trockenen Oktober und konnte heuer mit einem Plus von 3.476 ha den Flächenrückgang des Vorjahres (-9.130 ha) immerhin teilweise wettmachen. Er bleibt auch 2025 die Hauptkultur auf Österreichs Äckern. Der Hauptgewinner der witterungsbedingten Anbauflächenverschiebungen ist hingegen der Körnermais: Mit einem Zuwachs von 13.039 ha wurde der Rückgang von 2024 (-10.727) mehr als ausgeglichen. Mitverantwortlich für die Ausdehnung sind laut AMA vor allem die im Vergleich zu anderen Kulturen stärkeren Preissteigerungen, bedingt durch die knappe EU-Maisbilanz 2024/2025, die global angespannte Versorgungslage sowie eine deutlich reduzierte Zuckerrübenfläche. Bemerkenswert: Österreich gehört weltweit zu den größten Herstellern von Zitronensäure auf Maisbasis. Gegenüber 2023/24 legte die industrielle Maisverarbeitung um 15 Prozent zu.
Die zweitgrößte Ausdehnung unter den Ackerkulturen verzeichnet Dinkel (+4.716 ha), gefolgt von Hafer, dessen Plus von 3.057 ha sich hauptsächlich auf Bio-Flächen verteilt.Hartweizen, der überwiegend für Teigwaren verwendet wird, kann den Anbaurekord des Vorjahres nahezu halten und verzeichnet lediglich einen leichten Rückgang um 1.289 ha.
Bedarf der Mühlen gedeckt
Die Entwicklungen bei den Anbauflächen spiegeln sich weitgehend in den Erntemengen wieder. Beim Weichweizen rechnet die AMA heuer mit einer Erntemenge von 1,53 Mio. Tonnen, 6,8 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Der Bedarf der heimischen Mühlen von rund 650.000 Tonnen Weichweizen kann damit problemlos gedeckt werden. Selbiges gilt für Hartweizen mit einer überdurchschnittlichen Ernte von 138.000 Tonnen bei einer Vermahlungsmenge von 94.000 Tonnen. Die Roggenernte ist mit 132.000 Tonnen zwar im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre rückläufig (-21,3 Prozent), deckt den Inlandsbedarf der Mühlen von rund 90.000 Tonnen aber ebenfalls vollständig ab.
„Die gute Ertragslage bei Weizen und Roggen bildet eine verlässliche Grundlage für die Versorgung mit Brot, Mehl und Backwaren aus heimischer Produktion“, stellt Griesmayr fest. Besonders erfreulich sei auch die Qualität des heurigen Weizens, so weise Österreich im EU-Vergleich mit 80 Prozent einen besonders hohen Anteil an mahlfähigem Weizen auf. „Die österreichische Ernte überzeugt mit einem außergewöhnlich hohen Anteil an Qualitäts- und Premiumweizen – mit 60 bis 70 Prozent deutlich mehr als in den Vorjahren. Dies schafft nicht nur beste Voraussetzungen für die heimische Lebensmittelproduktion, sondern macht Österreich auch zu einem begehrten Partner am europäischen Exportmarkt“, weiß Lorenz Mayr, Vorsitzender des AMA-Verwaltungsrates. In den vergangenen zwölf Monaten exportierte Österreich rund 1,3 Mio. Tonnen Getreide, Hauptabnehmer (71 Prozent) ist Italien. Die exportierte Weizenmenge betrug in diesem Zeitraum 722.000 Tonnen (+5,9 Prozent).
Laut Mayr waren der milde Winter und relativ geringe Temperaturen im Frühjahr ausschlaggebend für die gute Entwicklung der Pflanzen – wenngleich die Bauern angesichts der Trockenheit im Juni und des vielen Regens zum Erntebeginn im Juli noch einmal „richtig ins Schwitzen gekommen“ seien.
„Raps bleibt Sorgenkind“
Gleichzeitig berichten die AMA-Verantwortlichen auch über weniger erfreuliche Zahlen: „Der Raps ist und bleibt ein Sorgenkind“, sagt Griesmayr. Er habe wegen des Klimawandels und der Verbreitung von Schädlingen in den vergangenen zwölf Jahren 65 Prozent seiner Anbaufläche verloren. Dieser Abwärtstrend setzt sich auch heuer mit dem Fall unter die 20.000-Hektar-Marke (19.872) fort, minus 16 Prozent zu 2024. Zuckerrüben sind unter anderem durch Schädlinge ebenfalls in Bedrängnis: Die Anbaufläche ist auf rund 25.000 ha gesunken – ein historisches Tief.
Ein Rekordhoch wird indes am globalen Getreidemarkt erwartet: „Mit einer prognostizierten Erntemenge von 2,4 Mrd. Tonnen wird heuer weltweit so viel Getreide produziert wie noch nie zuvor“, so AMA-Marktexperte Michael Meixner. Nach mehreren Jahren knapper Versorgung könne die Ernte 2025/26 voraussichtlich erstmals wieder den weltweiten Bedarf abdecken.
Wesentlichen Anteil daran hat Russland als größter Weizenexporteur, das seine Marktanteile noch einmal auf nunmehr 21,6 Prozent ausbaute. Dies zum Nachteil der Ukraine, deren Anteil durch die kriegsbedingten Verwerfungen aktuell nur mehr 7,3 Prozent beträgt – in den Jahren vor Kriegsbeginn waren es noch durchschnittlich 9,4 Prozent.