Jahr für Jahr erkranken in Österreich rund 45.000 Menschen an Krebs, mehr als 400.000 leben mit einer Krebsdiagnose – Tendenz steigend. Für Betroffene und ihr Umfeld ist die Erkrankung eine unglaubliche Belastung. Das kennt auch Julian Pichler, Mitarbeiter der Revision im Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV), aus eigener schmerzlicher Erfahrung: „Ich weiß, wie es sich anfühlt, eine Person zu verlieren, die einem wichtiger ist als man selbst.“
Deshalb möchte der 27-Jährige ein Zeichen setzen und hat die Spendenaktion „Road to Palermo – laufend helfen“ für die Österreichische Kinderkrebshilfe ins Leben gerufen, um betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu unterstützen. Pichlers Projekt hat es in sich: Er läuft innerhalb von 27 Tagen von Wien nach Palermo – alles zu Fuß, ganz allein. Am 28. Juli hat Pichler seine außergewöhnliche Reise gestartet, bis 23. August will er die sizilianische Hauptstadt erreichen. Dazwischen liegen rund 2.000 Kilometer.
Was für den durchschnittlichen Hobbysportler wie ein Ding der Unmöglichkeit klingt, scheint für den ÖRV-Mitarbeiter machbar. Julian Pichler ist Ultraläufer, dabei geht es um Rennen jenseits der klassischen Marathondistanz von 42,195 km. Auf seinen Spendenlauf hat er sich intensiv vorbereitet und lief täglich an die 40 km: „Ich habe die Wochen vor dem Projekt 250 bis 300 Kilometer pro Woche trainiert – das sind 25 bis 30 Stunden reine Laufzeit“, erzählt Pichler. Eine extreme körperliche Belastung: „Manchmal zwickt es komplett – und zehn Kilometer später spürst du es gar nicht mehr. Irgendwann merkt der Körper: Du hörst nicht auf.“

„Du musst dich selbst sehr gut kennen“
Um Palermo planmäßig zu erreichen, muss er im Schnitt 75 Kilometer pro Tag zurücklegen. Neben der körperlichen auch eine mentale Herausforderung – schließlich wird der gebürtige Salzburger dabei fast einen Monat lang nichts anderes tun als laufen, essen und schlafen. „Du musst dich selbst sehr gut kennen – was du dir in dunklen Momenten sagst. Ich weiß mittlerweile sehr gut, was ich mir sagen kann“, so Pichler.
Richtung Süden dürfte eine weitere Belastungsebene hinzukommen – zuletzt wurden in Italien Temperaturen bis zu 50 Grad prognostiziert. Pichler hat deshalb auch Hitze-Training absolviert und weiß: „Ich muss jede Stunde einen Liter trinken.“ Für Verpflegung und Kleidung ist er mit einer Art Kinderwagen unterwegs, den er mit einem Hüftgurt wie einen Anhänger hinter sich herzieht. Ein Konzept, mit dem schon der deutsche Extremsportler Jonas Deichmann die Welt im Triathlon umrundet hat.
Pichlers Route führt ihn von Wien über Graz und Villach nach Italien, durch die Toskana, über Florenz und Rom bis nach Palermo. „Die letzten drei Etappen sind auf Sizilien, davor nehme ich die Fähre.“ Beim Endspurt wird er übrigens nicht mehr ganz allein sein: Ein paar Freunde von Pichler werden ihn auf Sizilien empfangen und auf den letzten Metern anfeuern.
Weitere Informationen zu Julian Pichlers Spendenaktion „Road to Palermo“ gibt es unter www.kinderkrebshilfe.at.