Kärntner Raiffeisenbanken harmonisieren Vertriebsstrategie

Beim „Forum Privat- und Firmenkunden“ der Kärntner Raiffeisenbanken wurden Strategie und Planung für 2025 diskutiert.

Die Kärntner Raiffeisenbanken trafen sich auch heuer wieder zum „Forum Privat- und Firmenkunden – Strategie & Planung“, um gemeinsam die Weichen für das kommende Jahr zu stellen. Im Zentrum der diesjährigen Vorträge von Experten der Raiffeisen Landesbank Kärnten und externer Keynote-Speaker standen die Vertriebsplanungen für 2025, der konjunkturelle Zins- und Konjunkturausblick sowie Fragen zu Standortentwicklungen in den Kärntner Regionen. 

Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher der RLB Kärnten, zog eingangs eine positive Bilanz zum bisherigen Geschäftsverlauf: „Die Kärntner Raiffeisenbanken sind der führende Bankpartner in Kärnten und erzielen trotz anspruchsvollem Marktumfeld stabile Wachstumsraten.“ Unabhängige Marktforschungs­studien würden diese Position stützen. Ein geschlossener Auftritt am Markt werde angesichts der schwachen Konjunktur erfolgsentscheidend sein, so Wilhelmer im Hinblick auf das kommende Jahr. Mit einer harmonisierten Vertriebsstrategie für Kärnten sollen künftig weitere Marktanteile gewonnen und die Kundenzufriedenheit gesteigert werden. Wilhelmer betonte, dass eine kundenzentrierte Ausrichtung die Basis für langfristigen Erfolg und nachhaltiges Wachstum schaffe. 

Umfangreiches Dienstleistungsportfolio

Andreas Pfeifer, Leiter des Geschäftsbereichs Vertriebsmanagement, präsentierte den Rahmen für die künftige harmonisierte Vertriebsstrategie. Dazu stellte er auch das umfangreiche Dienstleistungsportfolio vor, das die Kärntner Raiffeisenbanken bei der Erreichung ihrer Vertriebsziele unterstützen soll. Das Angebot reicht von einem neuen Vertriebspaket im Firmenkundengeschäft, einer neuen Jugendstrategie, über die Entwicklung neuer Depotmodelle für Privatkunden bis hin zu einer ertragsorientierten Kundensegmentierung. In der Ausgestaltung der verschiedenen Maßnahmen wurde auch auf den Einsatz neuer Technologien geachtet, um die Effizienz zu steigern und die Kundenansprache noch gezielter zu gestalten.

Eric Kirschner, Wirtschaftsforscher am Joanneum Research, widmete sich dem konjunkturellen und strukturellen Wandel in den Kärntner Regionen. Im Fokus standen zentrale Faktoren wie Bevölkerungsdynamiken, Infrastruktur und Standortfragen. Für Kärnten wurde dabei ein ernüchterndes Bild gezeichnet: Seit 15 Jahren entwickelt sich die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter rückläufig. Und die Prognosen zeigen, dass sich dieser negative Trend fortsetzen wird. Funktionale Räume bzw. regionale Verbünde rund um Gemeinden und Städten, die die Daseinsvorsorge sichern, könnten ein Gegengewicht zu dieser Entwicklung bilden. Als Finanzierungspartner von Projekten, Unternehmern und Haushalten spielen hier laut Kirschner auch die Kärntner Raiffeisenbanken eine wichtige Rolle: „Sie erfüllen eine wichtige Rolle in der Sicherung der Daseinsvorsorge und die Nähe zu ihren Kunden bietet einen entscheidenden Standort- und Wettbewerbsvorteil.“

Ruf nach konjunktur­fördernden Maßnahmen

Gunter Deuber, Chefökonom von Raiffeisen Research, gab einen Ausblick auf die Zins- und Konjunkturentwicklung der kommenden Jahre. Sein Fazit: Ein spürbarer Konjunkturaufschwung sei trotz leicht positiver Wachstumsprognose für 2025 frühestens im zweiten Halbjahr 2025 und ab 2026 zu erwarten. Dafür gebe es mehrere Gründe: Die österreichische Wirtschaft befindet sich seit zwei Jahren in einer Rezession. Die Stimmung in der heimischen Industrie habe einen Tiefpunkt erreicht und die Investitionsschwäche sei sehr ausgeprägt. Auch der private Konsum habe sich schwächer als erwartet entwickelt. Die Sparquote stieg deutlich, da die hohe Unsicherheit viele Menschen dazu veranlasse, mehr Geld zur Seite zu legen. „Angesichts der trüben Konjunkturaussichten und der hohen Unsicherheit bei Haushalten und Firmen braucht es rasche vertrauens- und konjunkturfördernde Maßnahmen“, forderte Deuber und nannte eine Investitionsprämie, die Senkung von Lohnnebenkosten und Bürokratieabbau als Hebelpunkte. 

Für 2025 wird von Raiffeisen Research ein moderates BIP-Wachstum von 0,9 Prozent prognostiziert. Erst im Laufe des Jahres 2026 könnte die Wirtschaftsleistung wieder das Niveau von 2022 erreichen. Hinsichtlich der Leitzinsen im Euroraum gehe man davon aus, dass die EZB im Dezember eine weitere Senkung um 0,25 Prozent vornehmen und im nächsten Jahr die Leitzinsen deutlich Richtung 2 Prozent schleusen wird. 

Nach dem Zins- und Konjunkturausblick ging Marika Rainer, Produktmanagerin in der RLB Kärnten, auf die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Einlagengeschäft ein. Dabei beleuchtete sie, wie die aktuellen Markteinflüsse – Leitzinssenkung, die inverse Zinskurve, hohe Sparquote – die Einlagenstrategie einer Raiffeisenbank prägen und welche Maßnahmen zur Stabilisierung bzw. Weiterentwicklung im Einlagengeschäft ergriffen werden können. Zudem wurde gezeigt, wie die einzelnen Banken ihre Einlagenstrategie an die jeweilige regionale und bankindividuelle Situation anpassen können. 

Digital-Schwerpunkt

Danach folgte noch ein kurzer Überblick über die bundesweiten Aktivitäten in den Bereichen Digitalisierung und IT-Systeme. Zu den Schwerpunkten 2025 zählen die weitere Harmonisierung digitaler Systeme, die Optimierung von End-to-End-Prozessen sowie technische Produktanlagen, die die Datenqualität und die Effizienz verbessern werden. Nach der Präsentation der Roadmap 2025 folgte die Vorstellung eines Digitalisierungschecks sowie der Implementierung und Ausbildung eines Digitalcoaches in jeder Raiffeisenbank, die ab 2025 starten soll.

Den traditionellen Abschluss des Forums bildete wieder die Vorstellung der Werbekampagnen für das kommende Jahr. Christopher Weiss, Geschäftsführer des Kärntner Raiffeisen Marketing Vereins, präsentierte die Kampagnenstrategie, welche nahtlos an das Vorjahr anknüpft. Im Mittelpunkt stehen wieder authentische Geschichten echter Menschen. In den Kampagnen werden die zentralen Themen Nachhaltigkeit, Kompetenz, Nähe und Genossenschaft behandelt werden, um eine starke Verbindung zu den Raiffeisen-Werten zu schaffen. Im Anschluss an die Vorträge fanden die Mitgliederversammlungen der beiden Vereine Raiffeisen Club und Kärntner Raiffeisen Marketing statt. Das Mittagessen wurde dann zum Austausch über die gewonnenen Impulse genutzt.

AusgabeRZ47-2024

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