Korngut: Tradition trifft auf Innovation

Ein ehemaliger Lagerhaus-Getreidespeicher wurde revitalisiert und zum Feriendomizil umfunktioniert.

Das Korngut in Niedergrünbach im Waldviertel ist ein geschichtsträchtiges Gebäude. Die Steine, die beim Bau 1693 für die Außenmauern des ehemaligen Getreidespeichers genutzt wurden, stammen zum Beispiel von einer Burg aus dem 12. Jahrhundert. Von 1948 bis 1991 befand sich das Korngut im Besitz der Lagerhausgenossenschaft Gföhl, dem heutigen Lagerhaus Zwettl. 

Der 62 Meter lange Massivbau umfasste eine Füllmenge von 300 bis 400 Waggonen. Aufgrund der ungünstigen Lage – 11 Kilometer von Gföhl, 20 Kilometer von der nächsten Bahnstation und 30 Kilometer von Krems entfernt – konnte der Getreidespeicher aber nicht voll ausgenutzt werden. Dennoch wurde seitens des Lagerhauses laufend investiert: zum Beispiel in den Anschluss an das Stromnetz 1959, den Einbau eines Aufzuges 1961 oder die Errichtung einer 25-Tonnen-Waage 1970. Letztendlich wurde Anfang der 1990er-Jahre das Korngut verkauft. 

2023 kreuzten sich allerdings die Wege erneut: Bei der Erneuerung und Umwandlung des Kornguts in Ferien-Appartements durch Unternehmer Matthias Lemp und Bauherren Michael Exenberger kamen auch die kamen auch die Lagerhaus-Gewerke Zimmerer und Holzbauarbeiten, Dachdecker, Baumeistertätigkeiten sowie Schlosser und Fliesenleger zum Einsatz. „Das Lagerhaus Zwettl hat einen wichtigen Teil dieser Geschichte mitgeschrieben. Umso mehr macht es uns stolz, auch bei diesem Kapitel dieses Bauwerkjuwels mitgewirkt zu haben“, unterstreicht Baumeister Anton Dirnberger, Spartenleitung MeisterCenter Bau- und Baunebengewerbe des Lagerhauses Zwettl. 

Nachhaltige Sanierung

„Bereits einen Tag nach Besichtigung und Begehung des verfallenen Getreidespeichers war klar, dass die Sanierung auf nachhaltigem Wege in die Tat umgesetzt werden kann“, schildert Lagerhaus-Werkmeister Günther Doppler, der zudem das „wertschätzende Miteinander und lösungsorientierte Handeln“ zwischen Lagerhaus und Investoren betonte.

Die Fassade wurde detailgetreu im historischen Verfahren der Kalktechnik adaptiert und ein Teil der Innenwände im Originalzustand erhalten. Die Natursteinwände konnten durch einen Steinmetz aufbereitet werden. Ein „goldenes Händchen“ bewies Willibald Rauch, ein ortsansässiger Schmied aus Friedersbach, der nach traditionellem Verfahren die Fahnenstange sowie den Giebelschmuck schmiedete. Innerhalb kurzer Zeit wurde der vermoderte Dachstuhl abgetragen, neu aufgebaut und wie einst beim Originalgebäude mit Biberschwanz-Dachziegeln eingedeckt. 

Vorbildliche Haustechnik

Die Holz-Hackschnitzel-Anlage ermöglicht eine eigene Energieversorgung und schafft durch Kooperationen mit Landwirten aus der Gegend einen regionalen Mehrwert. Die durchdachte Heizung greift auf die Nutzung von Erdwärmekollektoren zurück, durch Betonkernaktivierung wird die Wärme nachhaltig gespeichert und die integrierte Wärmepumpen-Anlage trägt neben der Fußboden- und Wandheizung zur optimalen Trockenhaltung des Gebäudes bei. Das neu errichtete Nebengebäude in Holzkonstruktion wurde großflächig mit PV-Anlagen ausgestattet.

Mit der kürzlichen Fertigstellung des neuen Kornguts steht es nun den Gästen und Urlaubern offen, von dort aus das Waldviertel zu erkunden – ob beim Golfen oder rund um den Ottensteiner Stausee. „Das Korngut bietet den perfekten Raum, um eine Zeit lang im Einklang mit der Natur zu sein und gleichzeitig Entspannung und Erholung zu finden“, sagt Geschäftsführerin Verena Lemp. 

AusgabeRZ34-2024

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