Gesehen hat sie wahrscheinlich fast jeder schon einmal: Die astronomische Uhr in der Präsidentschaftskanzlei in Wien. Sie steht im selben Raum, in dem auch die österreichischen Bundesregierungen angelobt werden. Die Uhr ist ein Geschenk von Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern an den Salzburger Erzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg und wurde erstmals 1717 im Inventar der Salzburger Kunstkammer vermerkt. Und steht heute in Wien. So wie viele andere Kulturgüter auch. Um diesen Schätzen auf die Spur zu kommen, gibt es nun eine „Salzburger Kulturgüterdatenbank“.
„Im Zuge der Napoleonischen Kriege und in Folge der politischen Neuordnung Europas wurden herausragende Kulturgüter außer Landes gebracht“, sagte der Salzburger Landeshauptmann, Wilfried Haslauer, bei der Vorstellung der Datenbank. Was von den Prachtstücken in Wien landete, ist nun in der Datenbank erfasst.
Es gibt 2.011 Datensätze darunter 311 Gemälde, 1.282 Bücher und 236 Kunstkammerobjekte. Vieles aus den Salzburger Sammlungen zählt heute in Museen weltweit zu geschätzten Werken. Das wird aber selten mit der Geschichte Salzburgs in Verbindung gebracht, dieses Bewusstsein soll die Datenbank fördern. „Die Salzburger Kulturgüterdatenbank bereichert den Zugang zu den wertvollen Kunstschätzen aus Salzburgs Geschichte sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für ein weltweites Publikum“, so Haslauer.
Astronomische Uhr war zu schwer
Die Kulturgüter haben oft eine lange Reise hinter sich. Als Erzherzog Ferdinand III. die Residenz 1805 wieder räumen musste, hätte er die astronomische Uhr gerne nach Würzburg mitgenommen. Das Problem: Sie war zu schwer. So begnügte er sich mit den silbernen Imperatoren-Figuren, die die Uhr verzierten. Nach dem Transport nach Wien wurde die Uhr im März 1808 für den „Astronomischen Turm“ der Hofburg übernommen. Die silbernen Figuren sind heute im Museum degli Argenti in Florenz zu finden.
Eine ebenfalls bewegte Geschichte hat das Gemälde „Großer Fischmarkt“ des Malers Joachim von Sandrart. Der Maler arbeitete 1656 für den Erzbischof Guidobald von Thun in Salzburg. 1717 befand sich das Bild in der großen Galerie bei St. Peter, 1753 auf Schloss Kleßheim und wurde dann 1807 nach Wien geschickt. Heute ist das Gemälde, nachdem es lange im Belvedere Wien war, im Kunsthistorischen Museum Wien zu sehen.
Umstrittenes Vermögen
Die verlorenen Kunstschätze sind in Salzburg ein großes Thema. Erst 2016 versuchte man, das umstrittene Vermögen wieder in Salzburger Besitz zu bringen. „Wir konnten damals Teilerfolge erzielen“, sagte Landeshauptmann Haslauer über die Vermögensauseinandersetzung. So seien beispielsweise die Festung Hohensalzburg, die Neue Residenz und einige weitere Gebäude wieder in Salzburger Besitz. Vieles sei allerdings noch offen.
Auch die Recherchen zu den Kunstgegenständen waren nicht immer einfach. Während die Abtransporte von Salzburger Seite gut dokumentiert waren, fehlte es oft an Informationen in Wiener Museen. Sechs Jahre benötigte die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Oskar Dohle, Direktor des Salzburger Landesarchivs, für die Fertigstellung. Bund und Land Salzburg teilten sich die Finanzierung des 350.000 Euro teuren Projekts.
Die Arbeit für die Kulturgüterdatenbank ist aber noch nicht abgeschlossen. Nach Ende des Erzstifts im Jahr 1803 sind nicht nur viele Gegenstände in Wien, sondern auch in anderen Städten gelandet. Das Projekt soll auch in Florenz, München, London und Paris fortgeführt werden.