Vision 2028+: Stabilität und Orientierung für Österreichs Bauern

Unter Federführung des Agrarressorts soll in den kommenden Monaten eine „Vision 2028+“ für die heimische Landwirtschaft erarbeitet werden. Der Prozess bis dahin wurde bei einer Auftaktveranstaltung im Palmenhaus in Wien vorgestellt.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig will ein klares Zielbild für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum über das Ende der aktuellen Legislaturperiode hinaus vorlegen. Dafür sollen Vertreter aller Stakeholder Input geben. „Österreichs Bauern sind mit zahlreichen Herausforderungen, wie starken Preisschwankungen auf den Märkten, steigenden gesellschaftlichen Anforderungen oder dem Klimawandel konfrontiert“, analysierte der Minister im Palmenhaus im Wiener Burggarten. Es brauche daher eine klare Zukunftsvision, die alle neuen Entwicklungen, die am Horizont erkennbar sind, mitberücksichtigt. „Vor zehn Jahren wäre es zum Beispiel nicht denkbar gewesen, welche Bedeutung Themen wie Künstliche Intelligenz oder Laborfleisch bekommen werden. Umso schwieriger ist es, zehn Jahre nach vorne zu schauen.“

Damit das gelingen kann, sollen Vertreter aller Parlamentsparteien, der Sozialpartner, der Landwirtschaft und Wirtschaft sowie der Wissenschaft an der Erarbeitung der Vision 2028+ mitwirken. Es wird sieben Handlungsfelder geben, in denen ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen betrachtet werden. Leiter des Projektteams ist der Vorsitzende des Universitätsrates der Universität für Bodenkultur, Josef Plank. „Wir werden nicht alles im Detail abarbeiten können, sondern den Fokus auf das Wesentliche legen und Dinge klar beim Namen nennen“, kündigte dieser Mut zur Lücke an. Hohe Priorität habe die Vielfalt an Menschen, Produkten und Landschaften. Plank lobte die Resilienz der heimischen Landwirtschaft. „Wir brauchen aber auch Akzeptanz für Veränderung.“

Aufgeteilt wird der Prozess auf drei Phasen. Die erste, jene der Ist-Analyse, ist bereits im Laufen und soll noch im heurigen Jahr abgeschlossen werden. Eine Präsentation ist für die Wintertagung des Ökosozialen Forums im Jänner vorgesehen. Dafür werden etwa 1.500 Interviews mit Bauern geführt, aber auch Bürger und Vertreter entlang der agrarischen Wertschöpfungskette befragt. Im Anschluss folgt Phase zwei, in der heterogen zusammengesetzte Fokusgruppen das Umfeld der jeweiligen Handlungsfelder analysieren. Beispielhaft seien dabei das Unternehmertum in der Landwirtschaft, die Weiterentwicklung der Qualitätsproduktion oder der Klima- und Umweltschutz genannt. Vorschläge für konkrete Umsetzungsmaßnahmen werden erarbeitet. In der dritten Phase werden schließlich das Zukunftsbild und die Vision für die nächste Dekade ausformuliert. 

Wissenschaftlich begleitet wird der gesamte Prozess von Marianne Penker vom Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Boku. Sie wies bei der Auftaktveranstaltung auf die Komplexität der Welt hin. „Wir erleben eine stille Revolution in der Gesellschaft. Eine Ära geht zu Ende, ohne dass wir wissen, was als Nächstes kommt.“ Es nütze nichts, schneller zu laufen, wenn man nicht wisse, wohin. 

Penker rief die Landwirte jedenfalls dazu auf, dorthin zu schauen, wo es vermeintlich weh tut. „Wo es Widerspruch gibt, gibt es auch eine Chance.“ Am Ende der Projektarbeit sollen manche Dinge klarer am Tisch liegen. „Mein Ziel ist Stabilität, Orientierung und Planungssicherheit“, sagte Totschnig, „dafür braucht es ein Bild vor Augen, wohin die Reise gehen soll.“

AusgabeRZ46-2023

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