Wie ist die aktuelle Lage zwischen MGN und Spar?
Leopold Gruber-Doberer: Unverändert. Mit Montag, 21. Oktober, wurde die Belieferung von NÖM-Markenware eingestellt. Bei Eigenmarken und zugesagten Aktionen sind wir vertraglich dazu verpflichtet, zwölf Wochen lang zu liefern.
Haben alle anderen Handelspartner höhere Preise akzeptiert?
Gruber-Doberer: Mit allen anderen Handelspartnern gibt es vernünftige Vereinbarungen. Nach oben gibt es nie eine Grenze, der Preis ist immer ein Vereinbarungsergebnis.
Wie lange bleibt der Spar-Lieferstopp aufrecht?
Gruber-Doberer: Bis sich Spar bei den Preisen bewegt, ganz klar.
Haben andere Molkereien die fehlenden NÖM-Produkte kompensiert?
Gruber-Doberer: Nein. Wenn Spar mehr bei anderen Molkereien bestellt, wird auch mehr geliefert. Aber aktiv wird diese Chance von anderen Molkereien nicht genutzt. Außerdem hat im Moment keiner zu viel Rohstoff. Wir sind in einem Nachfragemarkt, somit ist der Zeitpunkt unserer Forderungen auch kein schlechter.
Wie schätzen Sie Ihre Verhandlungsposition aktuell ein?
Gruber-Doberer: Die Milchbauern haben bei den Konsumenten enorme Sympathiewerte. Daher haben wir emotional das Match auf unserer Seite. Das zeigt mir auch das positive Feedback, das mir entgegengebracht wird.
Wenn Spar einlenkt, was bedeutet das für andere Molkereien?
Gruber-Doberer: Unser Ziel war es, das Spiel mit dem Handel zu verändern. Dahinter steht auch die NÖM als unser Verarbeitungspartner. In Italien stehen wir mit 100 Artikeln im Regal – dort dürfen wir Geld verdienen. Das muss auch in Österreich möglich sein.
Wenn man sich nicht einigt, wird man Spar dann gar nicht mehr beliefern?
Gruber-Doberer: Das ist überhaupt nicht unser Ziel, weil gerade die Marke NÖM in der Ostregion eine wesentliche Bedeutung hat. Aber wir können wirtschaftliche Notwendigkeiten nicht einfach ignorieren. Wir haben Preissteigerungen in vielen Bereichen und diese müssen an den Handel weitergegeben werden. Ob der Handel diese an den Konsumenten weitergibt oder seine Spanne reduziert, ist die Entscheidung des Handels.
„Emotional haben wir das Match auf unserer Seite.“
Leopold Gruber-Doberer
© MGN
Was passiert, wenn der Konsument nicht gewillt ist, einen höheren Preis zu bezahlen?
Gruber-Doberer: Die Marke NÖM hat in der Region eine entsprechend gute Positionierung und das ist dem Konsumenten auch etwas wert. Wenn es um 10 Cent pro Liter Milch geht und der Konsument kauft 80 Liter im Jahr, dann geht es um 8 Euro aufs Jahr gerechnet.
Spar hat sich in einem Brief an die Landwirte gewandt und dabei festgehalten, dass es grundsätzlich keinen Zusammenhang zwischen dem Bauern-Milchgeld und dem Spar-Einkaufspreis gebe.
Gruber-Doberer: Wenn für ein Unternehmen wie die NÖM AG die Erhöhung des Bauern-Milchpreises um 1 Cent rund 4,4 Mio. Euro bedeutet, dann muss der höhere Milchpreis über den Markterlös abgebildet werden. Das kann also nur zusammenhängen.
Was passiert mit der Milch und den Produkten, die nicht mehr an Spar geliefert werden?
Gruber-Doberer: Die NÖM exportiert in 23 europäische Länder. Gott sei Dank ist es in den letzten Jahren gelungen, massiv Fuß zu fassen, speziell in Italien, aber auch in Polen und Deutschland. Wir kaufen zudem derzeit 60 Mio. Liter Magermilch von österreichischen Molkereien zu, dieser Zukauf wird logischerweise reduziert.
Die Preise in den Exportländern sind …
Gruber-Doberer: … andere, nämlich bessere.
Ist eine Einigung mit Spar in Sicht?
Gruber-Doberer: Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass es langfristig wieder eine Lösung gibt. Weil beide Seiten ein Interesse daran haben müssen, dass die Marke NÖM in der Ostregion im Regal steht. Aber mit Preisen, mit denen man leben kann.
Wann rechnen Sie mit einem Ergebnis?
Gruber-Doberer: Ich hoffe, dass wir bis zum Jahresende eine Lösung finden.