Mehr Bewusstsein für Cybercrime

Der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Cybercrime-Delikten stellt für Staat und Privatpersonen eine neue Herausforderung dar.

„Wie viel kriminelle Energie steckt in der Künstlichen Intelligenz? Je früher wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen, desto eher können wir Tätern etwas entgegensetzen“, so Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV.) Er informierte über Cybercrime, Künstliche Intelligenz und die derzeitige Rechtslage. „Wir hatten in 2022 insgesamt 60.195 Cybercrime-Angriffe zu verzeichnen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von rund 30 Prozent“, erklärt Manuel Scherscher, der Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität und Betrug im Bundeskriminalamt, und ergänzt: „Wenn man von Cybercrime spricht, meint man meist Internetbetrug.“ Im Jahr 2022 machte dies etwa 10 Prozent der gesamten Kriminalität aus. Jedoch gehe man von einer extrem hohen Dunkelziffer aus, die, wenn mit einbezogen, den Internetbetrug zum Strafdelikt Nummer eins in Österreich machen würde. „Viele Täuschungen werden mittlerweile mit der Hilfe von intelligenten Programmen aufrechterhalten. Die Tools der Täter werden immer besser und immer häufiger eingesetzt“, weiß Scherscher.

Der KI-Experte Sven Kurras, Director of Analytics bei Risk Ident, klärte auf, wozu Künstliche Intelligenz mittlerweile fähig ist: „Man darf nicht mehr darauf vertrauen, dass, wenn man ein Gesicht sieht, es auch zu einem echten Menschen gehört. Das sind seit etwa einem Jahr zwei verschiedene Dinge.“ Vor allem durch den Einsatz von Deep-Learning-Algorithmen könne man mit nur einem Mausklick in Sekundenschnelle Fotos und Videos verfälschen oder imitieren. Das Wichtigste sei, das Problembewusstsein zu schaffen. „Man muss verstehen, was aktuell alles möglich ist, sodass man mit einer gewissen Erwartungshaltung auch im Alltag unterwegs ist“, fasst Kurras zusammen.

Zurzeit gibt es noch kein Sonderrecht für KI-Kriminalität, so Kaltenegger. Es sei jedoch nicht unwahrscheinlich, dass hier nachgerüstet werden muss. Neben Sorgen sehen jedoch auch viele Menschen großes Potenzial im Einsatz von KI. Kaltenegger erläutert: „Tatsächlich haben die Menschen sehr große Erwartungen. Vor allem in den Bereichen Lernen, Medizin, Finanzen und Verkehr wurde uns oft gesagt: Wir erwarten uns hier einen Fortschritt und wir wollen, dass KI zum Einsatz kommt.“

AusgabeRZ47-2023

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