ÖBf: Rekordzahlen trotz Klimakrise

Die Bundesforste blicken trotz schwieriger Markt- und Umweltbedingungen auf das beste Jahresergebnis der Unternehmensgeschichte zurück.

Hitze, Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall wie durch den Borkenkäfer – die heimische Natur ist direkt vom Klimawandel und seinen Auswirkungen betroffen. Als Bewirtschafter jedes zehnten Quadratmeters des Landes sowie von 15 Prozent der gesamten Waldfläche Österreichs bekommen das auch die Bundesforste (ÖBf) zu spüren, schließlich war 2023 das wärmste Jahr in Österreichs 256-jähriger Messgeschichte. „Vor ein paar Jahren hätte ich das noch als Temperaturkurve bezeichnet, jetzt würde ich Fieberkurve dazu sagen“, meint Georg Schöppl, ÖBf-Vorstandssprecher und Vorstand für Finanzen und Immobilien.

Allerdings: Im vergangenen Jahr zeigte nicht nur die Temperaturkurve nach oben – sehr zur Freude des Vorstands nämlich ebenso das Geschäftsergebnis der Bundesforste. Mit einem Zuwachs bei der Betriebsleistung um 21,7 Millionen auf 344,7 Millionen Euro (+6,7 Prozent) wurde gar das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte eingefahren. „Auch wenn die Bedingungen aufgrund gestiegener Kosten, der Folgen des Klimawandels und der gesamtwirtschaftlichen Lage nicht einfach sind, konnten wir dank einer starken Nachfrage nach dem Rohstoff Holz in allen Segmenten, einem guten Holzpreis und der weiterhin positiven Entwicklung der neuen Geschäftsfelder unseren Erfolgskurs fortsetzen“, erklärt Schöppl. So erreichte der Gewinn vor Steuern (EBT) mit 56,0 Mio. Euro einen Rekordwert – 1,4 Prozent über 2022 (55,2 Mio. Euro). Ähnliches gilt für das EBIT in Höhe von 56,4 Mio. Euro (+1,3 Prozent gegenüber 55,7 Mio. Euro 2022) sowie für das EBITDA mit 70,2 Mio. Euro (+1,9 Prozent gegenüber 68,9 Mio. Euro 2022).

Plus in allen Bereichen

Nach den vor allem am Holzmarkt sehr schwierigen Jahren 2019, 2020 und 2021 freuen sich die ÖBf über eine positive Entwicklung in allen Geschäftsbereichen. Das deutlichste Plus gab es zwar im Segment Erneuerbare Energie mit einer gesteigerten Betriebsleistung von 16,1 Prozent. Am erfreulichsten sei neben Immobilien/Tourismus (+12,3), Dienstleistungen (+0,7) jedoch der Trend bei Forst/Holz, wo die Betriebsleistung um 5,1 Prozent auf 231,2 Mio. Euro anstieg – Rekordwert in der Geschichte der Bundesforste. Und das, nachdem der Bereich überhaupt erst seit 2022 wieder Gewinn abwirft.

Obwohl Immobilien/Tourismus mittlerweile das größte Geschäftsfeld darstellt, hält Schöppl fest: „Unser Kerngeschäft ist und bleibt der Wald.“ Deshalb sei es besonders wichtig, mit dem Klimawandel Schritt zu halten, ergänzt Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz: „Unser Fokus liegt im Wald ganz klar auf der Bewältigung der Klimakrise. Der kontinuierliche wirtschaftliche Erfolg ist eine wichtige Grundlage dafür.“ 2023 lag der Schadholzanteil mit rund einer Million Festmetern bzw. 55 Prozent der gesamten Holzerntemenge etwas über dem Vorjahresniveau, davon seien rund 730.000 Festmeter auf den Borkenkäfer zurückzuführen. Insgesamt 32 Millionen Euro mussten die Bundesforste im vergangenen Jahr für Waldschäden aufwenden. Zum Vergleich: In den 80er- und 90er-Jahren lag der Schadholzanteil bei 20 bis 30 Prozent, auch die Waldschadensbilanz war nur etwa halb so hoch – aus Sicht der Bundesforste ein klarer Beleg für den Klimawandel.

„Als Naturunternehmen rechnen wir mit diesen Größen und sind permanent mit dem Management des Wandels befasst, das macht gute Ergebnisse in allen Geschäftsbereichen aber noch bedeutsamer. Denn wir müssen auch in den kommenden Jahren die Klimaanpassung unserer Wälder finanzieren, dem Borkenkäfer möglichst wirksam entgegentreten und die für Österreich besonders wichtigen Schutzwälder sichern“, betont Gruber. Die Aufwendungen für die Waldpflege lagen 2023 bei 15,2 Mio. Euro (2022: 12,2 Mio. Euro), 7,0 Mio. Euro davon entfielen allein auf die Käferbekämpfung. In den vergangenen zehn Jahren wurden für die Waldpflege in Summe rund 120 Mio. Euro eingesetzt. In Zukunft wird auch Künstliche Intelligenz (KI) bei den Bundesforsten Einzug halten: Schöppl spricht von Projekten mit Forschungspartnern, bei denen beispielsweise KI-unterstützt Waldflächen leichter analysiert und beurteilt werden können.

Marathon statt Sprint

„Nachhaltiges Arbeiten ist oberstes Prinzip, gleichzeitig müssen wir unsere Wälder so schnell wie möglich klimafit machen“, sagt Gruber. Daher gibt es für alle 120 Bundesforstreviere forstliche Bewirtschaftungspläne für klimafitte Wälder, darüber hinaus werden eigene Öko-Pläne zur Förderung der Artenvielfalt erstellt. Der ÖBf-Vorstand gibt jedoch zu bedenken: „Der Umbau der Wälder ist ein Marathon, kein Sprint.“ Die schrittweise Anpassung an das veränderte Klima werde die Bundesforste die kommenden 80 bis 100 Jahre beschäftigen. „Der ‚Wald der Zukunft‘ ist unser Schlüsselprojekt, an dem wir auch langfristig gemessen werden“, ergänzt Schöppl. Dafür will man weiter viel Geld in die Hand nehmen: Geplant sind Investitionen von mehr als 200 Mio. Euro bis 2030 in erneuerbare Energie mit Wind- und Wasserkraft und über 80 Mio. Euro für nachhaltige Immobilien. 

Die Grundlage dafür bilden starke betriebswirtschaftliche Ergebnisse wie jenes von 2023, auch im laufenden Jahr seien die ersten vier Monate laut Schöppl sehr positiv verlaufen: „Wir gehen auch heuer wieder von deutlichem Wachstum aus.“

AusgabeRZ22-24

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