Klimatisch betrachtet war 2024 geprägt von Extremen: Rekordtemperaturen bescherten einerseits Trockenheit und das heißeste Jahr in Österreichs 257-jähriger Messgeschichte, andererseits führten massive Regenfälle im Herbst zu einem Jahrhunderthochwasser mit Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Auch die Bundesforste (ÖBf) blieben von den Unwettern nicht verschont: „Wir müssen leider konstatieren, dass die Klimakrise in den heimischen Wäldern mittlerweile deutlich spürbar ist“, sagte ÖBf-Vorstandssprecher und Vorstand für Finanzen und Immobilien, Georg Schöppl, bei der Bilanzpräsentation.
2024 sorgte für die größten Sturmschäden bei den Bundesforsten seit mehr als 15 Jahren, die Schäden an der Forstinfrastruktur allein durch das Hochwasser im September waren mit 9 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch wie der zehnjährige Durchschnitt.
Neben den klimatischen Auswirkungen sei das Jahr auch von anderen Unsicherheitsfaktoren geprägt gewesen, etwa von starken Schwankungen am Holzmarkt aufgrund der geopolitischen Lage sowie von gestiegenen Personalkosten durch die Inflation. All das habe den Gewinn der Bundesforste im Vorjahr zwar spürbar verringert: Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag 2024 mit 49,5 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert (-11,6 Prozent) – dennoch handelt es sich um das drittbeste Geschäftsergebnis in der Geschichte der Bundesforste, die heuer ihr 100-jähriges Jubiläum feiern.
Holz bleibt gefragt
„Möglich wurde dies durch die ungebrochene Nachfrage nach dem Rohstoff Holz in allen Segmenten, durch einen guten Holzpreis und die positive Entwicklung in den Bereichen Erneuerbare Energie und Immobilien“, erklärte Schöppl. So lag die Betriebsleistung der ÖBf-Gruppe bei 372,1 Mio. Euro und damit um 8 Prozent über dem Wert von 2023 (344,7 Mio. Euro). Ebenfalls rückläufig fielen das EBIT mit 49,3 Mio. Euro (-12,6 Prozent) und das EBITDA mit 65,4 Mio. Euro (-6,8 Prozent) aus. Der Jahresüberschuss fiel um 4,7 Mio. auf 38,2 Mio. (-11,0 Prozent), die Ausschüttung an die Republik von 26,9 auf 23,9 Mio. Euro (-11,2 Prozent).
Immobilienbereich als tragende Säule
Grundlage des stabilen Kurses der Bundesforste ist die Diversifikation der Geschäftsfelder. Obwohl der traditionell volatile Bereich Forst/Holz mit 233 Mio. Euro knapp 63 Prozent der Betriebsleistung beisteuert, betrug der Gewinn 2024 nur 1,3 Mio. Euro. Wesentlich profitabler war der Bereich Immobilien und Tourismus mit 35,4 Mio. Euro – auch dank eines Einmaleffekts bei Neubewertungen. „Dieser Bereich dient zur Absicherung der Ertragskraft des Unternehmens“, betonte Schöppl.
Gewinne aus anderen Bereichen müssten „in den Wald einzahlen“, damit die Bundesforste nötige Investitionen aus eigener Kraft stemmen können, so Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Immerhin 12,4 Mio. Euro Gewinn gehen auf den Bereich Erneuerbare Energie zurück. Verschwindend gering und weiter rückläufig ist im Vergleich die Säule der Dienstleistungen mit lediglich 0,1 Mio. Euro.
Obwohl Immobilien und Erneuerbare Energie hauptverantwortlich für den Unternehmenserfolg sind, wird Schöppl nicht müde zu betonen: „Forst/Holz ist und bleibt unser Kerngeschäft, auf Neudeutsch ist es unsere Licence to operate.“ Dieser Bereich steht nicht zuletzt wegen des hohen Schadholzanteils im Fokus: Die Holzerntemenge lag 2024 bei rund 2 Mio. Festmetern und damit etwas über dem ursprünglichen Holzernteziel.
„Der Hauptgrund für die größere Erntemenge ist der hohe Schadholzanteil, verursacht durch Windwurf“, erklärte Gruber. Im vergangenen Jahr waren 75 Prozent der gesamten Ernte Schadholz. Insgesamt verursachten alle Waldschäden Kosten in Höhe von fast 50 Mio. Euro. Rückläufig sind Schäden durch den Borkenkäfer, weil die Bundesforste laut Gruber viel in die Bekämpfung investiert haben. Generell sei die Waldpflege ein wesentlicher Kostenfaktor: Im abgelaufenen Jahr wurden 18,6 Mio. Euro investiert, davon 9,7 Mio. in die Borkenkäferbekämpfung. Insgesamt sind die Aufwendungen für die Waldpflege in den letzten drei Jahren um 50 Prozent gestiegen.
Wald wird vielfältiger
Im Fokus der Bundesforste bleibt insbesondere im Jubiläumsjahr das Langzeitprojekt „Wald der Zukunft“. Fast die Hälfte Österreichs ist bewaldet, die Bundesforste betreuen rund 15 Prozent davon. Um die heimischen Wälder zukünftig fit für die Herausforderungen des Klimawandels zu machen, wird er Schritt für Schritt umgebaut. „Der Wald der Zukunft wird eine höhere Vielfalt an Baumarten haben und eine durchmischtere Altersstruktur aufweisen“, so Gruber. In den nächsten zehn Jahren dürfe man sich aber keine großen Sprünge erwarten: „Wir sind auf einem guten Weg, aber das wird dauern. Es ist ein Marathon und kein Sprint.“
Die Grundlage für den „Wald der Zukunft“ sei jedenfalls ein kontinuierlicher wirtschaftlicher Erfolg. „Deshalb investieren wir weiter in den Ausbau von Wind- und Wasserkraft als Beitrag zur Energiewende sowie in nachhaltige Immobilienprojekte“, betonte Schöppl. Mit Vorhersagen für das „gut angelaufene Geschäftsjahr 2025“ bleibt der ÖBf-Vorstand zurückhaltend: „Wären wir kein Naturunternehmen, würde ich eine sehr positive Prognose abgeben. Aber wir haben es letztes Jahr gesehen: Ein paar Tage Regen oder ein großes Unwetter kann uns das Jahr betriebswirtschaftlich komplett durcheinanderwürfeln.“