Daten als Treibstoff für den Vertrieb

Die Raiffeisenbanken in Kärnten haben ihre Vertriebsstrategie überarbeitet und Schwerpunkte für 2024 definiert. Die fortschreitende Digitalisierung soll bei der Umsetzung helfen.

Rund 70 Vertreter der Kärntner Raiffeisenbanken kamen ins Casineum Velden zum Austausch.
Rund 70 Vertreter der Kärntner Raiffeisenbanken kamen ins Casineum Velden zum Austausch. © Raiffeisen/Thomas Hude

Traditionell treffen sich im Herbst Vertreter aller Kärntner Raiffeisenbanken, um gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank Kärnten die strategischen Schwerpunkte für das bevorstehende Jahr festzulegen. RLB-Vorstandsdirektor Georg Messner betonte zu Beginn, wie wichtig es ist, über den eigenen Handlungsraum hinauszublicken: „Alles Große entsteht dort, wo Menschen neue Wege gehen.“ Wie diese Wege aussehen können, das wurde den rund 70 Teilnehmern beim diesjährigen „Forum Privat- und Firmenkunden – Strategie & Planung“ in knapp vier Stunden vorgestellt. 

Die Ausgangssituation ist jedenfalls gut: Mit über 190.000 Kunden mit Konto und einem Marktanteil von 39 Prozent kann sich Raiffeisen klar als Nummer 1 in Kärnten behaupten. Auch die digitale Entwicklung ist positiv, mittlerweile nutzen mehr als 150.000 Kunden „Mein Elba“. Bei Wertpapieren seien ebenfalls gute Wachstumsraten erkennbar und das Versicherungsgeschäft laufe nach Plan. Auch das Sparen finde wieder deutlich mehr Anklang bei den Kunden. 

Geringere Spanne

Die Kehrseite der Medaille: „Unsere Spanne wird schwächer, da die Kunden mehr Zinsen für ihr Geld wollen“, erklärte RLB-Vorstandssprecher Manfred Wilhelmer. Kunden seien preissensibler geworden. „Wir müssen darauf achten, was unsere Kunden benötigen und wo wir ihnen einen Mehrwert bringen können. Daten werden der Treibstoff für den Vertrieb. Je besser unsere Daten sind, umso besser können wir servicieren – und das immer unter dem Aspekt der Kundenzentrierung“, analysierte Wilhelmer und spricht von einer Neuorganisation im Vertrieb. Das Ziel sei die Bereitstellung der richtigen Produkte für die richtigen Kunden auf dem jeweils richtigen Kanal – und hier könne Künstliche Intelligenz unterstützen.

Ganz ohne Künstliche Intelligenz präsentierte der Chefökonom von Raiffeisen Research, Gunter Deuber, den Konjunkturausblick: „Die Stagflation geht in die Verlängerung.“ Die schwächste Wachstumsphase seit der Finanzkrise werde sich wohl auch bis 2025 fortsetzen. „Wir sollten aber nicht in Pessimismus verfallen, denn im Vergleich zu Deutschland stehen wir nicht so schlecht da.“ Im Fokus stehe weiterhin die hohe Inflation, die Deuber gegen Jahresende bei möglichen 4 Prozent sieht. Für den privaten Konsum, der schon länger stagniert, seien die Lohnverhandlungen essenziell. Was die Geldpolitik der EZB betreffe, werde diese restriktiv bleiben. Die EZB werde darauf achten, dass der Realzins im volkswirtschaftlichen Bereich positiv bleibt.

Positiv sieht Deuber die Entwicklung des Aktienmarkts. Denn in Phasen der Zinssenkung entwickle sich der Aktienmarkt besonders gut. Ebenfalls auf der Überholspur sieht Deuber festverzinsliche Wertpapiere. Es sei eine gute Möglichkeit, bei Kunden in weiterer Folge das Interesse an Aktien zu wecken. Auf dem Immobilienmarkt erwartet Deuber – vor allem bei gebrauchten Immobilien – einen Preisrückgang zwischen 10 bis 15 Prozent. Die Leistbarkeit von Immobilien werde noch lange ein Thema bleiben und damit auch die Vergabe von Immobilienkrediten.

Nachhaltige Produkte

Neue Absatzchancen sieht Andreas Fritz, Leiter des Produktmanagements der Raiffeisen Landesbank Kärnten, bei nachhaltigen Finanzprodukten. Denn um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen große Investitionen getätigt werden. Drei Bereiche stehen dabei im Fokus: Mobilität, Energie und Gebäude. Für eine Klima- und Transformationsoffensive stellt allein die österreichische Politik insgesamt rund 5,7 Mrd. Euro an Fördermittel zur Verfügung. „Wir beschäftigen uns daher intensiv mit nachhaltigen Finanzprodukten und dazu passenden Lösungen“, sagt Fritz, der in diesem Zusammenhang auf das erste dazugehörige Angebot, die „Wärmepumpen-Finanzierung“, hinweist. Damit will man in Kooperation mit der KELAG den Heizungstausch bei Privatkunden fördern – ein Markt von 63.000 Haushalten in Kärnten. 

Der neue KRM-Obmann Karl Schnögl, Christopher Weiss (GF KRM), Georg Messner, Gunter Deuber, Manfred Wilhelmer und Andreas Fritz beim diesjährigen „Forum Privat- und Firmenkunden – Strategie & Planung“
Der neue KRM-Obmann Karl Schnögl, Christopher Weiss (GF KRM), Georg Messner, Gunter Deuber, Manfred Wilhelmer und Andreas Fritz beim diesjährigen „Forum Privat- und Firmenkunden – Strategie & Planung“ © Raiffeisen/Thomas Hude

Mehr Automatisierung

Die Vertriebsplanung und die begleitenden Kommunikationsmaßnahmen für 2024 wurden stark überarbeitet. Die Raiffeisenwerbung arbeitet mit neuen Kreativ-Agenturen zusammen, die Jahresvertriebsplanung mit den Raiffeisenbanken passiert laufend über das Jahr hinweg und ein abgestimmtes Kampagnenmanagement gibt Sicherheit bei der Planung und Umsetzung von Kommunikations- und Vertriebsmaßnahmen. Zudem profitieren Raiffeisenkunden und Raiffeisenmitarbeiter 2024 von technischen Fortschritten in der Serviceautomatisierung in Form von automatischen Kundenstrecken und einem Vertriebsdashboard, welches in Zukunft das Instrument im Vertriebscontrolling sein wird.

Personelle Veränderungen

Im Anschluss an das Strategieforum fand die Mitgliederversammlung des „Marketingvereins der Kärntner Raiffeisenbanken und der Raiffeisen Landesbank Kärnten“ (KRM) statt. In diesem Rahmen wurden langjährige Vorstandsmitglieder für ihrer verdienstvolle Arbeit im Vereinsvorstand geehrt. Der neue KRM-Obmann Karl Schnögl bedankte sich bei seinem Vorgänger Walter Hartlieb für sein mehrjähriges Engagement als Vereinsobmann sowie bei Roland Krall für seine Zeit im Vereinsvorstand. Nach über 20 Jahren hat auch RLB-Vorstandsdirektor Georg Messner den KRM-Vorstand verlassen. Die „sehr lange und erfolgreiche Zeit des Einsatzes und der Gestaltung im Sinne einer gemeinsamen Weiterentwicklung“ wurde vom KRM-Obmann hervorgehoben und besonders gewürdigt.