Die Corona-Pandemie, die daraus resultierenden Lieferkettenprobleme und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben für nachhaltige Verwerfungen in der Weltwirtschaft gesorgt. Die Aus- und Nachwirkungen dieser multiplen Krise sind noch immer spürbar. Besonders herausfordernd ist die volatile Situation auf den internationalen Märkten für exportorientierte Länder wie Österreich, dessen Wirtschaftsleistung zu über 50 Prozent auf Exporten basiert. Im Jahr 2023 resultierte daraus ein Rückgang der heimischen Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent.
Auch im heurigen Jahr wird diese Entwicklung nicht für ein substanzielles Wachstum ausreichen. Denn die österreichische Wirtschaft hat sich in der ersten Jahreshälfte nur mit kleinen Schritten bewegt. Und auch die Prognosen für die zweite Jahreshälfte lassen keine großen Sprünge erwarten. Dennoch blicken die Ökonomen mit vorsichtigem Optimismus auf den Sommer. So prognostiziert das WIFO für das gesamte Jahr 2024 immerhin den Schritt aus der Rezession in eine Phase der Stagnation. Der Hauptgrund dafür liegt in der anhaltenden Industrierezession und dem andauernden Schwächeln im Bausektor, während der Dienstleistungsbereich bereits ein leichtes Plus verzeichnen kann. Mit der Belebung des Exportgeschäfts 2025 prognostizieren die Ökonomen des WIFO aber für die österreichische Wirtschaftsleistung ein nennenswertes Wachstum von 1,5 Prozent.
Start-up bis Großindustrie
Auch in der Steiermark steht man nach wie vor großen Herausforderungen gegenüber. Diese fallen in der Vielfalt der wirtschaftlichen Strukturen durchaus unterschiedlich aus. Die aktuellen Entwicklungen betreffen aber sowohl Start-ups als auch eingesessene Großbetriebe. Im Rahmen der Präsentation der neuen Unternehmenskampagne der Raiffeisen-Landesbank Steiermark wirft Vorstandsdirektor Rainer Stelzer einen Blick auf die derzeitige Situation. Auch in der Steiermark gilt: „Wir fahren mit angezogener Handbremse und auf Sicht.“
„Wir fahren mit angezogener Handbremse und auf Sicht.“
Rainer Stelzer
Besonders betroffen sind auch hier Exporte, Immobilien und die Großindustrie wie etwa der Stahlbereich. Diese Unternehmen achten derzeit auf eine optimale Auslastung der vorhandenen Kapazitäten, die durch Maßnahmen wie der Umstellung von Drei- auf Zweischichtbetrieb erreicht werden kann. Dank der flexiblen Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten sieht Stelzer diese Betriebe aber für die Zukunft gewappnet. Anders sieht die Situation für junge Start-ups aus. Zwar ist der Ideenreichtum in der Steiermark weiterhin ungebremst, mit der Höhe der Kreditzinsen steigt aber auch das Risiko bei der Unternehmensgründung. Dieser Schritt erfordert damit eine zusätzliche Portion Mut und Vertrauen in das eigene Projekt.
In der Immobilienbranche sind die Aussichten weiterhin gedämpft. Die Kauflaune könnte aber durch das Wohnbauförderungsprogramm des Bundes gesteigert werden. Dieses soll den Immobilienkauf für Jungfamilien vereinfachen und den sozialen Wohnbau fördern. In der steirischen Ausprägung wird die Förderung ab Anfang September verfügbar sein. Sie soll schließlich auch für Erleichterung im Immobiliensektor sorgen und könnte weitreichende positive Folgen für die Bauwirtschaft nach sich ziehen. Positiv entwickeln sich Stelzer zufolge bereits jetzt der Tourismus und der Energiesektor.
Gut abgesichert
Die Unternehmen haben aus den Krisen der Vergangenheit gelernt, so der RLB-Vorstand weiter. Trotz der andauernden schwierigen Situation sind die Unternehmen finanziell abgesichert. Grund dafür ist ein allgemeines Umdenken – sowohl in der Wirtschaft als auch im privaten Bereich. So werden Erträge nicht umgehend reinvestiert, sondern angesichts der zu erwartenden schwierigen Monate Reserven aufgebaut. Ähnlich verhält sich das in den steirischen Haushalten. Auch hier ist zu beobachten, so Stelzer, dass Ausgaben zurückgehalten und die Einkommen stattdessen veranlagt werden. Das unterstreichen die Rekordstände im Anlagebereich bei Zertifikaten, Anleihen und Wertpapieren bei der RLB Steiermark. Demgegenüber stehen die Tiefststände bei Investitionen, die so wiederum die schwierige Situation am Immobilienmarkt mitbedingen. Trotz dieses herausfordernden Umfelds sorgte Raiffeisen Steiermark im Vorjahr mit insgesamt rund 2,6 Mrd. Euro an frischen Finanzierungen für einen wichtigen Impuls im Bundesland.
Starker Partner
Nach schwierigen Jahren für die heimischen Unternehmen lassen die Aussichten, mit Blick auf das Jahr 2025, also wieder vorsichtig Optimismus aufkeimen. Mit der neuen Unternehmenskampagne, die seit dem 8. Juli ausgerollt wird, will Raiffeisen diese Stimmung verstärken und ein positives Signal setzen. „In der Steiermark gibt es laut der Wirtschaftskammer 84.800 Unternehmen, die rund 411.850 Mitarbeiter beschäftigen. Sie tragen maßgeblich zum Lebensstandard in diesem Land bei, daher braucht es künftig wieder verstärkt eine wirtschaftsfreundlichere Atmosphäre und adäquate Rahmenbedingungen für den steirischen Wirtschaftsstandort.“ Zusätzlich fordert Stelzer den Abbau von überbordender Bürokratie.
Besonders in einer so herausfordernden Situation ist es wichtig, einen verlässlichen Partner an seiner Seite zu wissen. Das weiß auch die österreichische Ski-Ikone Hermann Maier, den eine jahrzehntelange Partnerschaft mit Raiffeisen verbindet. Für die neue Kampagne hat er gemeinsam mit neun Unternehmern aus allen Bundesländern den Dachstein in Angriff genommen. Auch für den ehemaligen Skistar war der mühsame Weg nach oben ein ungewohntes Abenteuer: „Die neue Raiffeisen-Kampagne war eine besondere Herausforderung. Schließlich ging es diesmal nicht nur darum, auf dem Dachstein mit dem gewohnt großen Tross einen Werbespot zu drehen. Das Ganze fand ja im Rahmen einer anspruchsvollen Bergtour statt. Die Seilschaft mit den Unternehmern hat sehr gut harmoniert.“ Was der Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen möglich machen, wurde in einem bildgewaltigen Video festgehalten.
Mut, Ehrgeiz und Entschlossenheit
Für den einen oder anderen Teilnehmer war es die erste Bergtour dieser Kategorie. Ohne einen erfahrenen Bergführer wäre so ein Unterfangen wohl unmöglich – auch wenn Hermann Maier, wie er selbst klarstellt, in die andere Richtung am Berg mehr Erfahrung vorweisen kann. Aus der Sicht der Unternehmerin Nina Wallner-Guggi ergeben sich aus der Erfahrung am Berg viele Parallelen hinsichtlich der aktuellen Wirtschaftslage und des Alltags als Unternehmer. „Die Herausforderungen, die wir alle aktuell meistern müssen, sind mannigfaltig. Ein entscheidender Faktor zur Bewältigung dieser ist jedoch ein ausgeprägtes Wir-Gefühl im Unternehmen und in der Bevölkerung; nur so kann langfristiger Erfolg gelingen. Denn Teamarbeit und das gemeinsame Meistern von schwierigen Passagen sind auch im Geschäftsalltag essenziell.“
Nach seiner aktiven Karriere wechselte Hermann Maier selbst ins Unternehmertum. Dabei sind seiner Meinung drei Eigenschaften elementar, um im Alltag, im Sport und als Unternehmer erfolgreich zu sein: „Wie im Alltag erfordert Unternehmertum Mut, Ehrgeiz und Entschlossenheit, um Ziele zu erreichen, die man sich zuvor gesetzt hat. Die Bilder der Bergtour unterstreichen diese Hingabebereitschaft. Und das Ergebnis kann sich – wie ich finde – durchaus sehen lassen!“